Eine ur-fränkische Tradition lebt in Neuhaus wieder auf

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Robert Treuheit mit seiner Quetsche hinter einigen begeisterten Sängern, darunter auch Nico Kauper.
Robert Treuheit mit seiner Quetsche hinter einigen begeisterten Sängern, darunter auch Nico Kauper.
Johanna Blum

Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatte der Brauereigasthof „Zum Löwenbräu “ der Familie Wirth in Neuhaus am vergangenen Freitagabend zum Wirtshaussingen eingeladen, und wieder war es ein riesiger Erfolg. Das Restaurant war bis auf den letzten Platz besetzt.

Zuerst genossen die Gäste Karpfen oder Schäufele – und dann teilte ein junger Helfer von Robert Treuheit, dem Wirtshaussänger aus Trautskirchen, zwei dicke Liederhefte mit insgesamt 250 Liedern aller Gattungen ( Volkslieder , Schlager, einfach zeitlose Hits der letzten fünf Jahrzehnte) aus. Treuheit erklärte unserer Zeitung, wie wichtig es sei, Kulturgut wie das Wirtshaussingen zu erhalten. „Anfangs 1993 machte ich mir Gedanken darüber, warum in den Wirtshäusern nicht mehr gesungen wurde wie früher. In meiner Jugend Anfang der 60er Jahre, und auch später, wurde im Wirtshaus immer zuerst Karten gespielt; Schafkopf, Tarock und 66. Gegen 22 Uhr legte man die Karten beiseite und dann wurde gesungen. Wenn ein Musikant in der Nähe war, hieß es ,Hol dei Quetsch’n oder dein Blasbalg‘ und dann ging es rund. Es wurden nicht nur Volkslieder gesungen sondern auch neue Schlager, Oldies und Gassenhauer. Ich war ein guter Zuhörer und hab da viel gelernt. Bei uns zu Hause wurde auch sehr häufig und gerne gesungen. Anfang der 80er Jahre wurde es immer weniger mit dem Singen. Wenn einer mal zu singen anfing, sagte man gleich ,der ist besoffen‘. In den Schulen wurden nur noch selten Volkslieder gelehrt und es gab immer weniger Gelegenheit, im Wirtshaus zu singen“, erzählte er.

„Anfang der 90er Jahre als Zweiter Vorstand vom Heimatverein Trautskirchen wollte ich kulturell was bewegen, darum beschlossen mein Bruder Hans und ich, das Wirtshaussingen neu zu beleben. Am 16. April 1993 luden wir zum ersten Wirtshaussingen unter dem Motto ,Alter Brauch – neu belebt‘ ins Sportheim Trautskirchen ein“, fuhr er fort. Der Bruder starb vor drei Jahren und nun zieht Robert erfolgreich als Alleinunterhalter durch Mittelfranken. Treuheit hat für sein Engagement den Frankenwürfel und 2002 den Kulturpreis der Hanns-Seidel-Stiftung erhalten.

Ein junges Ehepaar aus Erlangen war extra nach Neuhaus gekommen: „Wir sind Stammgäste auf dem Felsenkeller und als wir vom Wirtshaussingen erfuhren, haben wir uns gleich angemeldet – und nichts bereut. Es ist ein fantastischer Abend!“ Vier junge Burschen – Lukas, Jonas, Benedikt und Korbinian – waren extra aus Neumarkt, der Heimat von Wirtin Maria, angereist und sangen kräftig mit. Auch Bürgermeisterkandidat Nico Kauper (CSU) traf man unter den begeisterten Sängern. „Es macht unheimlich Spaß mitzusingen! Ich finde es einfach schön, dass diese alte Tradition des gemeinsamen Singens zur Freude und zur Entspannung hier in Neuhaus wieder auflebt“, sagt er und singt weiter. Marianne Mönius, Petra Seeberger und Christine Münch, Sängerinnen beim Musik- und Gesangverein Adelsdorf, waren mit ihren Ehemännern gekommen. „Einige Lieder haben wir im Schulchor gesungen, aber manche kennen wir nicht“, erklärten sie. „Günni und Maria Wirth haben etwas Tolles hier ins Leben gerufen. Beim nächsten Wirtshaussingen mit Robert Treuheit am 16. Januar bin ich auf jeden Fall wieder dabei“, sagte Olaf Straßburg aus Neuhaus .

Bis spät in den Abend wurde gesungen, geschunkelt und einfach alles genossen.