Hirschaid lässt nicht locker

2 Min
Seit über 50 Jahren in Bamberg-Ost: Das Dientzenhofer-Gymnasium ist zum Gegenstand einer Verlagerungsdebatte geworden - auch in Hirschaid. Archivfoto: Ronald Rinklef
Seit über 50 Jahren in Bamberg-Ost: Das Dientzenhofer-Gymnasium ist zum Gegenstand einer Verlagerungsdebatte geworden - auch in Hirschaid.  Archivfoto: Ronald Rinklef

Zum wiederholten Mal bewirbt sich die Marktgemeinde darum, Standort eines Gymnasiums zu werden.

In Sachen Gymnasium lässt Hirschaid nicht locker: Einstimmig fasste der Marktgemeinderat jetzt den Beschluss, beim Zweckverband Bamberger Gymnasien zu beantragen, der größten Gemeinde im Landkreis den Vorzug zu geben, wenn zum Beispiel das Dientzenhofer-Gymnasium ausgelagert werden sollte. Um den Bedarf zu klären, läuft derzeit ein Verfahren zur Neugestaltung der Gymnasiallandschaft auf der Ebene des Zweckverbands.
Angesichts dessen, dass der Landkreis Bamberg daran einen Anteil von etwa zwei Dritteln hat, wachsen die Begehrlichkeiten kreisangehöriger Kommunen, doch endlich mit einem Gymnasium aufgewertet zu werden. Denn bislang gibt es Gymnasien im Bamberger Raum nur im Oberzentrum. Das bedeutet: morgens alle Pendlerströme von Gymnasiasten, Lehrkräften und Mitarbeitern in Richtung Bamberg, nachmittags wieder hinaus aufs Land. Zur Entlastung der Verkehrswege könnte doch eine teilweise Umkehr dieses Hin-und-Hers sinnvoll sein, flirten die kreisangehörigen Gemeinden mit den umweltbewussten Entscheidern in Stadt und Landkreis.
Hirschaid kämpft dabei gegen den Nachteil an, nicht als Mittelzentrum eingestuft zu sein, im Gegensatz etwa zum Mitbewerber Scheßlitz. Darüber ist aber nach Ansicht von Bürgermeister Klaus Homann (CSU) das letzte Wort noch nicht gesprochen. Anderes kann Hirschaid aber sehr wohl in die Waagschale werfen: Zusammen mit Strullendorf stellt der Markt 19 Prozent der Schüler des Dientzenhofer-Gymnasiums, Scheßlitz nur 8,1 Prozent. Insgesamt kommen 70 Prozent der DG-Gymnasiasten aus dem Landkreis; Memmelsdorf hat mit 19,3 Prozent das stärkste Kontingent.


Optimale Anbindung an ÖPNV

Darüber hinaus argumentiert Hirschaid mit seiner "optimalen Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr". So sei Hirschaid der einzige Haltepunkt zwischen Bamberg und Forchheim für Regionalexpresszüge und verfüge über Anbindungen an die A 73 sowie die B 505 als Zubringer für die A 3. Durch den bestehenden Schulstandort einer staatlichen Realschule könne in Hirschaid bestehende Infrastruktur mitgenutzt werden. Schließlich sei zu erwarten, dass Hirschaids Bevölkerung an der Wachstumsachse zwischen Bamberg und Erlangen noch weiter zunehmen werde, lautet ein weiteres Argument. Und mit dem großteils noch unbebauten Flurabteil "Hohe Beete" verfüge die Marktgemeinde mitten im Ort über ein Gelände, das sich "hervorragend zur Ansiedlung und weiteren Entwicklung eines Gymnasiums eignet".
SPD-Sprecher Josef Haas unterstützte zwar die Forderung nach einem Gymnasium in Hirschaid, doch richtete er gleich den Blick auf die noch ungelösten Fragen Grunderwerb, Beeinträchtigung des Standorts "Hohe Beete" durch die nahe ICE-Strecke, fehlendes Verkehrskonzept für den Ortskern oder die offene Finanzplanung. Ferner vermutet Haas, dass Hirschaids Image im übrigen Landkreis noch unter den Nachwirkungen der Ära Schlund leidet.
Die vormalige stellvertretende Bürgermeisterin Romana Gensel nahm den ehemaligen Ersten Bürgermeister sofort in Schutz: "Ohne Schlund wäre Hirschaid heute nicht da, wo es ist." Peter Dresel (CSU) und Kurt Barthelmes (WG Regnitzau) hielten nichts davon, sich jetzt in Debatten zu verzetteln oder gar den Standort schlechtzureden. Dresel forderte, zur Unterstützung des Hirschaider Anliegens die Gesamtzahl der Gymnasiasten aus der Marktgemeinde ins Spiel zu bringen. Und Barthelmes möchte das Einzugsgebiet auf Buttenheim und Pettstadt ausgedehnt wissen. In der Regnitzarena verfüge die Marktgemeinde über eine Veranstaltungshalle, die schon jetzt von Bamberger Schulen genutzt werde, ergänzte Barthelmes. Und den Lärmschutz des Gymnasiums am möglichen Schulstandort könne man auch durch die Platzierung der noch zu errichtenden Turnhalle erreichen.
Dem Kampf um ein Gymnasium will sich auch Udo Wüst (Freie Wähler) gerne anschließen. Er sieht allerdings eine Alternative: Das Ziel könnte auch durch die Angliederung einer gymnasialen Oberstufe an die Realschule erreicht werden, gab Wüst zu bedenken. Bürgermeister Homann nahm's zur Kenntnis und forderte alle auf, ihm weitere gute Argumente für ein Gymnasium am Standort Hirschaid mitzuteilen.