Hilfe kommt direkt ins Haus

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Angelika Fuchs (l.) zeigt Annemarie Jörgensen in deren Haus Übungen zur Sturzprophylaxe. Foto: Carmen Schwind
Angelika Fuchs (l.) zeigt Annemarie Jörgensen in deren Haus Übungen zur Sturzprophylaxe. Foto: Carmen Schwind

Kirchehrenbacher Übungsleiter sind vor Ort im Einsatz, um Gleichgewicht und Kraft im Alter zu fördern.

Anfang des Jahres fanden in Kirchehrenbach Kurse zur Ausbildung von Übungsleitern für Sturzvorbeugung bei älteren gefährdeten Menschen statt. Dabei handelte es sich um ein Pilotprojekt der Gesundheitsregion plus beim Landratsamt Forchheim und der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg Kirchehrenbach.

Seniorengemeinschaftsvorsitzende Angelika Fuchs ist eine der Übungsleiterinnen. Sie besucht ältere Menschen zuhause, zeigt ihnen Übungen für ihre Balance und Beweglichkeit und kontrolliert dabei, dass die Übungen auch richtig gemacht werden: "Wir geben aber nur Hilfe zur Selbsthilfe. Danach sollen die Herrschaften die Übungen täglich selbstständig machen und sie können danach noch im Kurs in der Gruppe weiter üben." Sturzprophylaxe soll nachhaltig wirken.

Gute Erfahrungen

So läuft das bereits bei Annemarie Jörgensen. Die 77-Jährige nahm dieses Angebot in Anspruch, übt täglich selbstständig und besucht auch noch den Kurs. "Ich hatte schon immer Rückenprobleme und ich neige auch schon immer dazu hinzufallen", erzählt die ehemalige Ärztin. Auch früher war sie oft in Gedanken, übersah Hindernisse und stolperte.

Jetzt schaut sie beim Laufen ständig auf den Boden, was aber nicht förderlich ist für die Haltung. "Mittlerweile laufe ich mit Rollator und darf auch nicht mehr Auto fahren", berichtet sie. Deshalb ist sie sehr angetan von diesem Projekt, denn einerseits kommen die Übungsleiter ins Haus, andererseits findet der Kurs im Ort statt.

"Leider nutzen die Menschen das Angebot nicht so sehr. Viele möchten nicht, dass Fremde ins Haus kommen", erzählt Angelika Fuchs.

Außerdem müssen Teilnehmer und Übungsleiter Mitglieder im Verein der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg sein, damit es keine Haftungsprobleme gibt.

Annemarie Jörgensen versteht nicht, warum nicht mehr Senioren das Angebot nutzen. Während ihrer Zeit als Ärztin kopierte sie ihren Patienten oft Dehnungsübungen und machte sie ihnen auch vor.

Ihr war wichtig, dass Menschen die Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen und selbst etwas tun. Allerdings hält sie nicht sehr viel von Reha-Maßnahmen bei chronischen Erkrankungen. "Die Leute müssen täglich selbst was tun. Bei der Krankengymnastik wird oft zu wenig und zu Kompliziertes gezeigt", meint die ehemalige Ärztin.

Sie kennt das Problem vielbeschäftigter Menschen. Sie selbst hat drei Kinder großgezogen und eine Praxis geführt. Und jetzt im Alter hat auch sie Einschränkungen der Beweglichkeit.

Doch seit sie täglich übt, haben sich Erfolge eingestellt. "Ich komme die Treppe wieder in einem Zug hoch. Und meine Kinder sagen, dass ich aufrechter gehe", sagt Annemarie Jörgensen. Das bestätigt ihr auch Angelika Fuchs.

Ins Gespräch kommen

Außerdem fördere das die Kommunikation, sagen die beiden, denn man habe feste Termine und könne sich mit dem Übungsleiter oder mit den Kursteilnehmern austauschen. Die ehemalige Ärztin erzählt, dass sie früher immer im Ort zu Hausbesuchen unterwegs war. Jetzt komme sie nicht mehr so viel raus, denn einfach so zu anderen zu gehen, liege ihr nicht. "Im Übrigen passieren die meisten Unfälle im Haushalt. Daher kann man nicht früh genug mit den Übungen für Beweglichkeit, Kraft und Balance beginnen", meint Annemarie Jörgensen.

"Wenn man zum Beispiel einen Rollator hat, gibt man das Gewicht beim Laufen an den ab", erklärt Angelika Fuchs. Deshalb versuche man in der Sturzprävention, die Menschen vom Rollator wegzubringen, damit die Muskulatur aufgebaut werde und gute Körperspannung entstehe. "Im Alter baut die Muskulatur einfach ab", so Angelika Fuchs.

Geistige Arbeit

Sie empfiehlt den Klienten auch, mehr zu trinken oder auf gutes Schuhwerk zu achten. "Außerdem sind die Menschen gefordert und sind aufmerksam. Da wird auch geistige Arbeit geleistet", ergänzt Annemarie Jörgensen und weist darauf hin, dass Beweglichkeit auch Selbstständigkeit bedeute. Deshalb ist sie diszipliniert und macht jeden Tag ihre Übungen. Für sie ist die Sturzprophylaxe in Kirchehrenbach "eine segensreiche Einrichtung".