Hilfe, ich brauch' eine Hebamme!

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Sie ist nicht nur die Leiterin der Hebammen-Koordinierungsstelle, Henrike Beck arbeitet auch selbst als freiberufliche Hebamme. Babys wiegen gehört zur Nachsorge natürlich dazu. Foto: Privat
Sie ist nicht nur die Leiterin der Hebammen-Koordinierungsstelle, Henrike Beck arbeitet auch selbst als freiberufliche Hebamme. Babys wiegen gehört zur Nachsorge natürlich dazu. Foto: Privat
 

Werdende Mütter haben es schwer: Die freiberuflichen Hebammen in der Region sind oft ausgebucht. Henrike Beck von der Koordinierungsstelle im Familienzentrum hilft.

"Wir können leider erst wieder Frauen mit Entbindungstermin Oktober 2020 oder später zur Wochenbettbetreuung annehmen." - "Es ist kein Kursplatz frei!" - "Wochenbettbetreuung ist ab September wieder möglich." Wer eine Hebamme in Coburg sucht, hat es zur Zeit nicht leicht. Schon auf ihrer Internetseite machen die niedergelassenen Hebammen darauf aufmerksam, dass sie ausgelastet sind. "Es war zum Verzweifeln", schildert Sabine G. ihre Bemühungen, an einem Schwangerschafts-Vorbereitungskurs teilzunehmen. Doch dann gab ihr eine Hebamme den Tipp, doch mal bei der Hebammen-Koordinierungsstelle des Familienzentrums anzurufen.

Dort sitzt Henrike Beck am Telefon. Selbst Hebamme, kümmert sie sich seit etwa einem Jahr darum, dass werdende Mütter tatsächlich auch eine Hebamme für sich finden. "Ich stehe mit 18 Hebammen aus der Region in Kontakt und weiß um mögliche freie Kapazitäten", schildert die 40-Jährige ihre Möglichkeiten. Über einen Mail-Verteiler sind alle Hebammen miteinander verbunden und können auch kurzfristig Freiräume melden. "Dadurch habe ich die Möglichkeit, den Frauen tatsächlich zu helfen."

Hebammen-Sprechstunde

Sollte es dennoch nicht möglich sein, eine Hebamme zu vermitteln, gibt es jetzt auch die Hebammensprechstunde, die Henrike Beck zwei Mal wöchentlich im Klinikum Coburg organisiert. Dort können alle Betroffenen spontan vorbeikommen und sich Unterstützung holen, Fragen beantworten lassen. "Sehr gerne nehmen das Frauen mit Migrationshintergrund wahr. Ihnen fällt es oft schwer, sich im Vorfeld der Geburt an eine Hebamme zu wenden", sagt Beck. Acht freiberufliche Hebammen teilen sich im Wechsel die Sprechstunde.

Rechtzeitig um Termin kümmern

Vor allem um die Weihnachtszeit und im Sommer sind Hebammentermine schwer zu bekommen. Deshalb rät die Leiterin der Koordinierungsstelle sich baldmöglichst um einen zu kümmern. Also, sobald die Schwangerschaft festgestellt wird - meist so in der achten Woche - sollten sich die werdenden Mütter um eine Hebamme bemühen. Sicherlich gebe es immer noch Frauen, die keinen Vorbereitungskurs besuchen möchten und sich erst nach der Geburt ihres Kindes melden - "weil der Nabel komisch aussieht oder das Stillen nicht klappen will". Auch da ist Henrike Beck eine gute Anlaufstelle. "Ich kann kurzfristig versuchen, eine Hebamme zu finden."

Grundsätzlich steht jeder werdenden Mutter eine Betreuung durch die Hebamme kostenfrei zu - von der Feststellung der Schwangerschaft bis mindestens zwölf Wochen nach der Geburt beziehungsweise bis zum Ende der Stillzeit.

Die Ablehnung einer werdenden Mutter sei für jede freiberufliche Hebamme mit einem schlechten Gewissen verbunden. Oftmals sind die Frauen am anderen Ende der Leitung verzweifelt und bitten inständig noch in einem Kurs aufgenommen zu werden, weiß Henrike Beck. Gerade deshalb ist die Koordinierungsstelle auch für die Hebammen eine große Erleichterung. "Wir sind ein gutes Team", freut sich Beck. Dass das Domino die Trägerschaft übernommen hat und die Stelle im Familienzentrum angesiedelt ist, empfindet die Hebamme als ein großes Glück.

Netzwerk Familienzentrum

Das Zusammenspiel von Kinderzentrum, Kinderschutzbund, Familiencafé sowie KoKi, dem Netzwerk frühe Kindheit biete viele Möglichkeiten. "Auch ich habe hier die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und zu vermitteln", sagt Henrike Beck.

Im Storchencafé, das sie jeden Montag leitet, treffen sich junge Mütter mit Babys bis zu neun Monaten, um sich auszutauschen und gegebenenfalls einen Rat zu holen. "Das ist super angelaufen und wird gut wahrgenommen", freut sich auch die Domino-Geschäftsführerin Johanna Schilling, die im Jugendhilfesenat von der Misere gehört hatte und sich um die Trägerschaft beworben hatte.