Hilfe für Haushalte organisieren

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Vorsitzende Anita Roßmark mit Geschäftsführerin Anja Sauer und deren Vorgängerin Gerlinde Eichhorn (v.l.) Foto: Anette Schreiber
Vorsitzende Anita Roßmark mit Geschäftsführerin Anja Sauer und deren Vorgängerin Gerlinde Eichhorn (v.l.) Foto: Anette Schreiber

Dienstleistung  Seit 18 Jahren gibt es den Ring für Familiendienstleistungen in der Region Bamberg. Gerlinde Eichhorn ist von Anfang an dabei und hat den Wandel gesellschaftlicher Strukturen hautnah erlebt: Die Nachfrage nach Hilfe steigt.

von unserem Redaktionsmitglied 
Anette Schreiber

Abtsdorf — Für Gerlinde Eichhorn rückt die Zeit näher, in der sie selbst mehr von der Hilfe brauchen wird, die sie in den letzen 18 Jahren anderen geleistet beziehungsweise für sie organisert hat. Sie hat sich schon einmal helfen lassen. Von Anja Sauer. Genau die wird im Juni Eichhorns Job übernehmen: die Geschäftsführung des Rings für Familiendienstleistungen (RFD).
Es handelt sich dabei um einen eingetragenen Verein, der sich letztlich aus einem Nischen-angebot des Bamberger Maschinenrings - Betriebshelfer - heraus zu einem eigenständigen Dienstleister entwickelt hat. 55 Mitglieder stark, von denen 45 als selbstständige Hauswirtschafterinnen im Einsatz sind. So wie Anja Sauer seit 2012 oder Vereinsvorsitzende Anita Roßmark seit 2000.
22 000 Stunden waren die 25- bis 60-jährigen aktiven Mitglieder im vergangenen Jahr im Einsatz und in diesem sind es bereits 8000. "Der Rekord waren bislang 26 000 Stunden im Jahr", erinnert sich Gerlinde Eichhorn.
Begonnen hatte man mit 15 Kräften. Heute sind es 45. Sie arbeiten in Teilzeit oder Vollzeit und kommen, vereinfacht dargestellt, dann zum Einsatz, wenn in der Familie die Mutter ausfällt: "Kochen, waschen, putzen, bügeln, Kinderbetreuung, einkaufen, Begleitung bei Arztbesuchen", so Roßmark. Erledigt wird alles von ausgebildeten Hauswirtschafterinnen und Hauswirtschaftsmeisterinnen. So wie Anja Sauer. Im Gegensatz zu Anita Roßmark und Gerlinde Eichhorn kommt sie nicht aus der Landwirtschaft, ist also Quereinsteigerin. Ursprünglich ist sie gelernte Bürokauffrau, Wirtschaftsfachwirtin und Verkaufsgebietsbetreuerin. "Ich wollte was Sinnvolles mit Menschen machen, helfen", beschreibt sie Gründe für den Umstieg. Dazu besuchte sie am Landwirtschaftsamt die Teilzeitschule und hängte an die Hauswirtschafterin gleich die Ausbilder-Eignungsprüfung sowie die Meisterin dran. Während der Ausbildung (immer zwei Tage die Woche) lernte sie Gerlinde Eichhorn kennen, die sie für den Ring für Familiendienstleistungen begeisterte.
"Die Nachfrage steigt," erklärt Vereinsvorsitzende Roßmark. Ursprünglich standen ausschließlich soziale Einsätze (wenn die Mutter ausfällt) im Fokus, die von Krankenkassen und je nach Fall und Dauer auch vom Jugendamt finanziert werden. Dazu gesellten sich im Lauf der Zeit immer mehr privat bezahlte. Als Beispiel nennt Gerlinde Eichhorn Senioren, die Hilfe im Haushalt benötigen, selbst dafür zahlen oder das von ihren Kindern gesponsert bekommen; oder aber Frauen, die Karriere machen und sich in der wenigen freien Zeit lieber um ihre Kinder kümmern, als sich obendrein noch die Hausarbeit aufzubürden.

Wandel in der Gesellschaft

In den ersten 18 Jahren des Vereins und seinen Einsätzen lasse sich auch ein Wandel in der Gesellschaft erkennen: "Früher lebten mehrere Generationen unter einem Dach, da wurden Kinder ebenso wie die Älteren mit betreut," weiß Gerlinde Eichhorn. Und heute? Es häufen sich die Fälle, in denen es allein ums Haushaltsmanagement geht. "Es führt beispielsweise kaum noch jemand ein Haushaltsbuch", erklärt dazu Anita Roßmark.
Die Nachfrage nach Einsätzen steigt. Früher war der RFD in drei Landkreisen tätig, heute beschränkt er sich auf die Region Bamberg, wo es weitere Anbieter gibt wie das Familienhilfswerk oder private Anbieter. Man hilft sich gegenseitig, weil die Nachfrage kaum zu decken ist. Auch das sei Ausdruck gesellschaftlichen Wandels. Doch sehr viele Profi-Hauswirtschafterinnen gibt es nicht: Bayernweit werden in diesem Jahr 250 ausgebildet. Deswegen wird die Akquise weiterer Mitglieder ein erster Schwerpunkt für Anja Sauer sein. Gerlinde Eichhorn nickt zufrieden, sie weiß "ihren" Verein in guten Händen und auch für Vorsitzende Roßmark ist Sauer die erste Wahl. "Vertrauen ist in unserem Beruf alles", sagt sie. Das gilt für die Kunden ebenso wie für die Kollegen. Auf die zählt Gerlinde Eichhorn schon jetzt: Denn nun, mit 60, will sie kürzer treten.