50 Jahre besteht die Blaskapelle Neundorf. Zum Jubiläum gibt es Partysound mit den "Dorfrockern", einen böhmischen Abend sowie das Kreismusikfest mit Sternmarsch und Modenschau.
"So schnell waren wir noch nie!" Zufrieden blickte sich Andreas Böhm am vergangenen Samstagmittag in dem soeben errichteten Festzelt um. Dank der Hilfe von rund 40 Mitstreitern stand das 2000 Leute fassende Zelt am Neundorfer Feuerwehrhaus lange vor der Zeit, die der Vorsitzende der Blaskapelle Neundorf kalkuliert hatte: "Normalerweise haben wir um halb zwölf erst die Dachplane drauf", so Böhm. Es läuft rund bei den Vorbereitungen zum 50. Jubiläum der Blaskapelle, das am kommenden Wochenende gefeiert wird.
Initiative vom Pfarrer
Den Anstoß zur Gründung der Kapelle gab vor einem halben Jahrhundert Pfarrer Johannes Neuner. Weil sich der Kirchenmann an Feiertagen und Prozessionen Musik aus der eigenen Gemeinde wünschte, wurden am 19. Februar 1967 im Gottesdienst die ersten Instrumente durch den Präsidenten des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB) Georg Bayer übergeben. Es war die Geburtsstunde der Blaskapelle Neundorf. Zehn Anfängern erteilte der Gereuther Vollblutmusiker Adam Büchs fortan Unterricht. Gut zwei Monate später begleiteten die Neu-Musiker bereits die Bittprozession nach Tambach; im September 1967 ließen sie die Tradition der Kirchweihständchen wiederaufleben. Seit der Eingemeindung 1972 bereichert die neue Blaskapelle auch Veranstaltungen der Gemeinde Weitramsdorf.
1982 trat die inzwischen auf 27 Mitglieder angewachsene Musikgruppe dem NBMB bei. Als Büchs im gleichen Jahr die musikalische Leitung niederlegte, folgte ihm Anton Fischbach, der seit den Anfängen den Vorsitz der Kapelle innehatte. Unter seinem Sohn Uwe als Dirigenten und dem neuen Vorsitzenden Helmut Treubert nahm deren Entwicklung ab 1983 Fahrt auf. Für die 20-Jahr-Feier 1987 hatte der studierte Musiker Fischbach eigens eine Ouvertüre komponiert. Dank geschickten Wirtschaftens gelang es Hubertus Lieb, der seit 40 Jahren als Kassier fungiert, kontinuierlich Gelder für neue Instrumente und bessere technische Anlagen anzusparen. "Ich gehe halt sparsam mit dem Geld um, aber was gebraucht wird, das schaffen wir an", berichtet er. So können die Neundorfer ihr gesamtes Equipment seit 1993 im eigenen Musikbus transportieren. Allein in ihren neuen Probenraum in der ehemaligen Neundorfer Schule steckten die Vereinsmitglieder damals rund 10 000 DM an Eigenmitteln.
Zu einem der emotionalsten Momente geriet die Grenzöffnung zwischen Ummerstadt und Weitramsdorf am 10. Dezember 1989. Unvergessen bleibt allen Beteiligten der Moment, als die Blaskapelle nach dem "So ein Tag, so wunderschön wie heute" der Riether Musikkapelle ihr "Nun danket alle Gott" anstimmte.
Nach Uwe Fischbach dirigierte ab Anfang 2003 Nicole Gutgesell; kurz zuvor hatte sie ein Anfängerorchester gegründet. Im November 2007 übernahm Carmen Beck die Musikgruppe und verlangte den Aktiven seither mit neuem Anspruch einiges ab. Als die Dirigentin 2015 in Mutterschutz ging, übernahm Sascha Dalke den Dirigentenstab. Mit seinem Temperament versteht es der junge Trompeter für Stimmung zu sorgen. Das Jubiläum kann der Leiter kaum abwarten. Dalke: "Ich freue mich auf einen super geilen Sound, der hoffentlich ganz Neundorf beschallen wird."
Unter Beck, die seit ihrer Heirat mit Bläser Mario Helmprobst heißt, und Dalke gewann die Blaskapelle Neundorf an Renommee. Heute zählt sie zu den gefragtesten Stimmungsbands im Coburger Land. Während Dalke aktuell das große Orchester leitet, kümmert sich Carmen Helmprobst um das Nachwuchsorchester. Michael Kunzelmann und Leonie Wels, die Jüngsten unter den 36 Aktiven, zählen gerade mal acht Jahre. Hubertus Lieb ist mit 65 Jahren der älteste Musiker.
Feier startet am Freitag
Wie schon bei ihrem 25-jährigen Bestehen im Juli 1992 feiert die Kapelle ihr 50. Jubiläum in Verbindung mit dem Kreismusikfest des NBMB: Los geht es am Freitagabend mit dem Bieranstich gegen 20.30 Uhr und der Party-Powerband "Dorfrocker" (ab 21 Uhr). Am Samstag lädt das Orchester Holger Mück ab 20 Uhr zum "Böhmischen Abend" mit vielen beliebten Egerländer Melodien ein (Einlass jeweils ab 19 Uhr).
Der Vorsitzende freut sich besonders auf den Festnachmittag am Sonntag: Er beginnt um 13.30 Uhr mit einem Sternmarsch von 15 Kapellen und Gesangvereinen durchs Dorf zum Festplatz, wo sich alle Teilnehmer zu einem gemeinschaftlichen Musizieren vereinen werden. Im Zelt spielt ab 15 Uhr die Blasmusik Kraisdorf auf. Mit Spannung erwartet wird die Trachtenmodenschau ab 17 Uhr, bei der Mitglieder der Neundorfer Blaskapelle als Models auftreten.
Zum Ausklang unterhalten dann die Roßfelder Musikanten. Auch ein Kinderprogramm wird angeboten.