Gymnastikdamen stürmen Rathaus: Ratz-fatz waren die Krawatten ab

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Schnipp, schnapp - und die gute Krawatte ist ab. Triumphierend präsentieren die Gymnastikweiber ihre Beute. Die Krawatten des zweiten Bürgermeisters Stefan Sigmund und Altbürgermeister Erhard Hildner sind gekürzt. Foto: Klaus-Peter Wulf
Schnipp, schnapp - und die gute Krawatte ist ab. Triumphierend präsentieren die Gymnastikweiber ihre Beute. Die Krawatten des zweiten Bürgermeisters Stefan Sigmund und Altbürgermeister Erhard Hildner sind gekürzt.  Foto: Klaus-Peter Wulf

Presseck — Nebelschwaden ziehen am Donnerstag gegen 19.20 Uhr über den Pressecker Marktplatz. Im Sitzungssaal des Rathauses brennt ein schwaches Licht. Nur ab und zu biegt ein Auto...

Presseck — Nebelschwaden ziehen am Donnerstag gegen 19.20 Uhr über den Pressecker Marktplatz. Im Sitzungssaal des Rathauses brennt ein schwaches Licht. Nur ab und zu biegt ein Auto ab. Dunkel gekleidet verschwinden die beiden stellvertretenden Bürgermeister Stefan Sigmund und Christian Ruppert durch den Hintereingang im Rathaus. Altbürgermeister Erhard Hildner folgt den beiden vor sich hin summend. Es ist eine Sitzung des Arbeitskreises Fremdenverkehr angesetzt.
Dann plötzlich ein Riesengetöse. Kostümierte Frauen entsteigen einigen kreuz und quer haltenden Autos und stürmen ins Gebäude. Immer wieder ist der Ruf "Presseck Helau" zu hören. Damit ist klar: Weiberfasching - ab jetzt regiert das Narrenvolk.
Die beiden stellvertretenden Bürgermeister sind schnell überwältigt. Auch Erhard Hildner muss sich der Übermacht beugen. Gemeinderat Gerhard Leinfelder riecht den Braten und ergreift sofort die Flucht.

"Heute ist Rock am Knock"

"Das wird wohl heute nichts mehr mit der Arbeitskreissitzung", gestehen die drei Gefangenen kleinlaut ein. In Windeseile schmücken die Frauen den tristen Sitzungsraum, aus einem Rekorder erklingt Beat- und Rockmusik. Im Kühlschrank finden sich ein paar Fläschchen Sekt - schon knallen die Korken.
"Heut' ist Rock am Knock, und die Politik hat Pause", rufen die Besatzerinnen. Den Männern knurrt der Magen. Wie durch ein Wunder liegen in der benachbarten Pizzeria zwei fertige Familienpizzen bereit. "Vorbereitung ist alles!", rufen die närrischen Weiber.
Langsam dämmert den Mannen, warum Bürgermeister Siegfried Beyer nicht gekommen ist. Er muss etwas geahnt haben und hat sich grippekrank gemeldet. Dann wird es noch einmal hektisch: Schnipp, schnapp schneiden die Frauen die Krawatten ab. Nur Erhard Hildner macht Zicken, hat aber doch keine Chance. "Das gibt morgen früh Ärger, denn die hat mir Ilse zur Silberhochzeit gekauft", ruft der Altbürgermeister.
Die Sitzung wird am Donnerstag nachgeholt. kpw