Die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energien hat in den vergangenen Jahren im Landkreis Bamberg einen großen Sprung nach vorn gemacht. Doch in der sich verschärfenden Klimakrise droht die Entwicklung an Schwung zu verlieren.
Strom aus erneuerbaren Energien hat im Landkreis Bamberg in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Seit 2006 hat sich die Produktion nahezu verdreifacht. 2018 waren es rund 500 000 Megawattstunden. Bei einem Gesamtverbrauch von 630 000 Megawattstunden rechnerisch also ein Anteil von fast 80 Prozent.
Im westlichen Oberfranken ist der Landkreis damit klarer Spitzenreiter. Im östlichen Oberfranken liegen Bayreuth mit etwa 125 und Hof mit rund 100 Prozent noch deutlich darüber. Der Hauptgrund dafür: In der Planungsregion Oberfranken-Ost wurden Vorranggebiete für Windkraft früher ausgewiesen, weshalb mehr Windräder noch vor Einführung der 10-H-Abstandsregelung Ende 2014 die Baugenehmigung bekamen.
Wind, Sonne, Biomasse
Die drei tragenden Säulen im Landkreis Bamberg sind Wind, Sonne und Biomasse, während Wasserkraft und Kraft-Wärme-Kopplung (zum Beispiel das Blockheizkraftwerk der Frankenlagune in Hirschaid) einen geringeren Anteil haben. Die dynamischste Entwicklung haben seit der Ausrufung der Energiewende nach dem Atomunfall in Fukushima Solarenergie und Windkraft hingelegt.
Den großen Sprung beim Sonnenstrom gab es in den Jahren 2012/13, als die Zahl der Anlagen im Landkreis auf über 5000 und die Stromproduktion auf über 100 000 Megawattstunden pro Jahr stieg. Eine sinkende EEG-Förderung und Einschränkungen für Freiflächenanlagen (Solarparks) sorgten für eine Abflachung des Anstiegs.
Ausgereizt?
Die Windkraft legte erst 2016 richtig los, als fünf neue Windräder im Landkreis ans Netz gingen. 2017 waren es dann sogar 15 neue Windkraftanlagen. Seither stagniert dieser Bereich aber. 35 Windräder drehen sich nun im Landkreis Bamberg. Zuletzt lieferten sie fast 170 000 Megawattstunden Strom (Jahr 2018). Die meisten dieser neuen Anlagen konnten erst genehmigt und gebaut werden, nachdem der Regionale Planungsverband Oberfranken-West im Herbst 2014 entsprechende Vorranggebiete offiziell ausgewiesen hatte, kurz darauf aber die 10-H-Regel die Planung weiterer Windräder fast unmöglich machte. So ging bereits im vergangenen Jahr kein einziges neues Windrad mehr in Betrieb.
Da seit drei Jahren auch keine Biogasanlagen mehr hinzugekommen sind, und die Wasserkraft im Trockenjahr 2018 einen starken Einbruch verzeichnete, scheint vieles ausgereizt. Robert Martin, Klimaschutzbeauftragter des Landkreises und Geschäftsführer der Regionalwerke, sieht unter bestimmten Bedingungen dennoch Chancen: "Die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien wird sich in den nächsten Jahren auf die Solar- und Windenergie konzentrieren müssen, da aufgrund der geringen Niederschläge die Wasserkraft und auch die Bioenergie - aufgrund des fehlenden Wassers für den Maisanbau - stagnieren oder rückläufig sein werden."