Ortsumgehung Der neue Verein "Lebenswertes Geisfeld" will das alte Ziel einer Ortsumgehung für den Strullendorfer Gemeindeteil weiterverfolgen. Die meisten Vorschläge zu einer innerörtlichen Verkehrsberuhigung sind nicht realisierbar.
von unserem Redaktionsmitglied Hans Kurz
Geisfeld — Geht um Geisfeld herum doch noch was? Die seit annähernd 40 Jahren von den Bewohnern der Ortsmitte ersehnte Umgehungsstraße schien mit dem Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2014 endgültig vom Tisch. Mit 14:7 Stimmen hatte das Strullendorfer Gremium das Vorhaben abgeschmettert. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Im Sommer gründete sich aus der Interessengemeinschaft für die Ortsumgehung der Verein "Lebenswertes Geisfeld", der sich zum Ziel gesetzt hat "durch politische und juristische Überzeugungsarbeit" die "Herausnahme des Durchgangsverkehrs aus dem Ortskern von Geisfeld zu erreichen".
Bei einer Mitgliederversammlung und öffentlichen Informationsveranstaltung Ende vergangener Woche deutete sich nun an, dass das Ziel des - bis dahin laut Co-Vorsitzendem Dieter Heim 243 Mitglieder zählenden - Vereins nicht vollkommen unrealistisch ist.
Alternativen nicht realisierbar
Grund dafür ist, dass sich die meisten der von den Umgehungsstraßengegnern ins Spiel gebrachten Alternativen zur Verkehrsberuhigung in dem ansonsten idyllischen Wohn- und Ausflugsort am Fuße des Geisbergs als nicht realisierbar herausgestellt haben. Das musste auch von einem der Sprecher der Gegeninitiative "Pro Geisfeld" in der Versammlung eingeräumt werden.
Deutlich geworden war das, als der von der Gemeinde beauftragte Ingenieur im Gemeinderat wenige Tage vor der Gründung des Vereins "Lebenswertes Geisfeld" ausführte, dass mit dem für die Staatsstraßen zuständigen Staatlichen Bauamt weder eine Tempobegrenzung noch eine Fahrbahnverengung, Ampeln oder sogenannter Flüsterasphalt machbar sind. Selbst die angebotenen Querungshilfen dürften der Behörde zufolge nicht zum Zwecke der Geschwindigkeitsreduzierung gebaut werden.
Diese Alternativen waren aber - neben der Kostenfrage - das Hauptargument der Gegner einer Ortsumgehung im Gemeinderat. Zu denen zählten neben den Fraktionen von Neuer Liste und SPD, auch drei von vier Räten des Bürgerblocks (einschließlich Zweitem Bürgermeister Ludwig Werner). Selbst aus der CSU, die mehrheitlich für die Umgehung votiert hatte, waren drei Gegenstimmen gekommen (darunter die von Bürgermeister Wolfgang Desel und die des Geisfelder Gemeinderates Markus Dorscht).
Dabei hätte es bereits in der Bürgerversammlung, die im vergangenen Dezember wenige Tage vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung in Geisfeld stattgefunden hatte, klar werden müssen, dass die so genannten Alternativen gar keine waren. Vertreter des Staatlichen Bauamts Bamberg hatten schon damals den Vorschlägen eine klare Absage erteilt.
Bürgermeister und Räte kritisiert
In der Versammlung nun wurde von den Vorsitzenden des neugegründeten Vereins, Dieter Heim und Manfred Kestler, noch einmal die Historie des Verfahrens dargestellt. Kestler führte noch einmal alle Argumente für eine Umgehung an, auch das der aktuell für die Gemeinde günstigen Finanzierungsmöglichkeit.
Harte Kritik wurde aus den Reihen der sehr zahlreichen Zuhörer im Pfarrsaal vor allem gegenüber den beiden Bürgermeistern, die mit einer kleinen Verspätung zu der Versammlung erschienen waren, und den drei Geisfelder Gemeinderäten laut, die allesamt gegen die Umgehung gestimmt hatten - und an diesem Abend nicht anwesend waren.
Der Ton mancher Beiträge verdeutlichte, dass die Spaltung immer noch tief durch den Ort geht. So soll selbst die Kirchweih von den scheinbar unüberbrückbaren Differenzen überschattet gewesen sein. Der neue Verein hat sich aber auch auf die Fahnen geschrieben, die Diskussion wieder zu versachlichen. "Im Umgang freundlich, in der Sache hart", so Heim, wolle man dafür werben, dass aus einer Mehrheit dagegen eine Mehrheit für die Umgehung werde. Denn der Weg dahin gehe nur über den Gemeinderat.
Hier muss der Verein aber noch viel Lobbyarbeit leisten. Zwar betonte Bürgermeister Desel, dass es durchaus möglich sei, dass sich das Gremium noch einmal mit dem Thema beschäftigte. Aus den Reihen des Gemeinderats waren jedoch nur vier Befürworter der Einladung zu der Informationsveranstaltung gefolgt.
Die Gehöfte im Altort von Geisfeld stellen bereits Heute die maximale bauliche Maßnahme zur Eindämmung der Flüssigkeit des Verkehrsflusses dar!
Gerne übersehen wird jedoch die Tatsache, dass an besagter Verkehrstrasse Menschen leben, die einfach nur das Pech haben, so nahe an einer vom Schwerlastverkehr genutzten Straße zu wohnen, dass der Verkehr körperlich fühlbar wird.
Solch eine Verkehrsführung würde heute in keinem Neubaugebiet genehmigt werden.
Wenn alleine sämtliche Fahrzeuge über 7,5 Tonnen außen rum fahren würden, dann wäre schon mal viel gewonnen.
Ja und der restliche Ziel-und Quellverkehr würde dann natürlich auch im gesamten Ortsgebiet Tempo 30 fahren.
Höhere Strassenkapazität erzeugt mehr Verkehr...mit wem denn ???
Möglich wäre alllenfalls, dass auch die Ortsdurchfahrten von Leesten, Wernsdorf und Amlingstadt in gewisser Weise verkehrsentlastet würden; dies kann man doch als positiven Nebeneffekt der geplanten Maßnahme sehen, oder etwa nicht ?
Von einem Dorf kann man dann sprechen, wenn das Leben sich auch auf der Straße abspielen kann, wenn Opa, Kind und Katze den öffentlichen Raum ungefährdet nutzen können.
Wo das nicht (mehr) möglich ist, ist man beim Schlafort angelangt.
Dörfer entwickeln sich in der Regel auch weiter und passen sich geänderten Situationen an.
Und letztendlich könnte man eine Ortsumgehung für Geisfeld auch einmal in schön, ökologisch durchdacht und sinnvoll planen.
Die bisherigen Grobplanungen sind tatsächlich kaum mit den Gegebenheiten vor Ort und den heutigen Ansprüchen an ein Verkehrsbauwerk in Einklang zu bringen.
Derzeit gleicht Geisfeld in Teilen vielleicht eher einer Hauptverkehrsader mit Randbebauung und angegliedertem Siedlungsgebiet denn einer Perle der fränkischen Toskana.
Der Schatz der Möglichkeiten, die sich dem Ort mit Umgehung bieten würden, kann beim aktuell bestehenden politischen Entscheidungsstand so bald leider nicht gehoben werden.
Die im Beitrag genannten Alternativen, die Ortsdurchfahrt zu entlasten, sind sehr wohl machbar. Aber sie sind seitens des Staatlichen Bauamts und seiner übergeordneten Behörden politisch nicht gewollt.
So entsprechen bauliche Maßnahmen zur Reduzierung der gefahrenen Geschwindigkeiten dem anerkannten Stand der Technik, beispielsweise niedergelegt in den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt). Doch der bayerische Innen- und Verkehrsminister Herrmann hat sie in seinem Einführungserlaß verboten - obgleich Landesrecht über den Straßenverkehr unzulässig ist (Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur StVO).
Kaum eine Ortsumfahrung ist in der Lage, mehr als die Hälfte des Verkehrsaufkommens aus dem Ort herauszuhalten. Denn vieles ist Quell- und Zielverkehr. Eine Halbierung der Lärm- und Abgasbelastung erreicht aber auch eine innerörtliche Höchstgeschwindigkeit von 30 statt 50 km/h - bei einem Zeitverlust von allenfalls wenigen Minuten, verbunden mit einem hohen Gewinn an Sicherheit und Aufenthaltsqualität.
"Die Flüssigkeit des Verkehrs ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhalten. Dabei geht die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor", fordert die bereits erwähnte Verwaltungsvorschrift. Keine der vom Bauamt abgelehnten Maßnahmen beeinträchtigt die Flüssigkeit des Verkehrs. Vielmehr fördert die Kappung der Geschwindigkeitsspitzen diese noch. Überdies hat auch die Behörde das Primat der Sicherheit zu beachten.
Die gravierenden Eingriffe in Natur und Landschaft, welche ein Straßenneubau unweigerlich zur Folge hätte, sprechen eindeutig für alternative Maßnahmen - ganz abgesehen davon, daß die höhere Straßenkapazität erfahrungsgemäß noch mehr Autoverkehr erzeugen und die vielleicht anfänglich bewirkte, leichte Entlastung im Ortsinneren in Kürze mindestens kompensieren wird.