Geisfelder geben nicht auf

2 Min
Auf reges Interesse stieß die Informationsveranstaltung des Vereins "Lebenswertes Geisfeld".
Auf reges Interesse stieß die Informationsveranstaltung des Vereins "Lebenswertes Geisfeld".
Über diese Felder würde die Westspange einer Umgehungsstraße führen. Fotos: Hans Kurz
Über diese Felder würde die Westspange einer Umgehungsstraße führen.  Fotos: Hans Kurz
 

Ortsumgehung  Der neue Verein "Lebenswertes Geisfeld" will das alte Ziel einer Ortsumgehung für den Strullendorfer Gemeindeteil weiterverfolgen. Die meisten Vorschläge zu einer innerörtlichen Verkehrsberuhigung sind nicht realisierbar.

von unserem Redaktionsmitglied Hans Kurz

Geisfeld — Geht um Geisfeld herum doch noch was? Die seit annähernd 40 Jahren von den Bewohnern der Ortsmitte ersehnte Umgehungsstraße schien mit dem Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2014 endgültig vom Tisch. Mit 14:7 Stimmen hatte das Strullendorfer Gremium das Vorhaben abgeschmettert. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Im Sommer gründete sich aus der Interessengemeinschaft für die Ortsumgehung der Verein "Lebenswertes Geisfeld", der sich zum Ziel gesetzt hat "durch politische und juristische Überzeugungsarbeit" die "Herausnahme des Durchgangsverkehrs aus dem Ortskern von Geisfeld zu erreichen".
Bei einer Mitgliederversammlung und öffentlichen Informationsveranstaltung Ende vergangener Woche deutete sich nun an, dass das Ziel des - bis dahin laut Co-Vorsitzendem Dieter Heim 243 Mitglieder zählenden - Vereins nicht vollkommen unrealistisch ist.


Alternativen nicht realisierbar

Grund dafür ist, dass sich die meisten der von den Umgehungsstraßengegnern ins Spiel gebrachten Alternativen zur Verkehrsberuhigung in dem ansonsten idyllischen Wohn- und Ausflugsort am Fuße des Geisbergs als nicht realisierbar herausgestellt haben. Das musste auch von einem der Sprecher der Gegeninitiative "Pro Geisfeld" in der Versammlung eingeräumt werden.
Deutlich geworden war das, als der von der Gemeinde beauftragte Ingenieur im Gemeinderat wenige Tage vor der Gründung des Vereins "Lebenswertes Geisfeld" ausführte, dass mit dem für die Staatsstraßen zuständigen Staatlichen Bauamt weder eine Tempobegrenzung noch eine Fahrbahnverengung, Ampeln oder sogenannter Flüsterasphalt machbar sind. Selbst die angebotenen Querungshilfen dürften der Behörde zufolge nicht zum Zwecke der Geschwindigkeitsreduzierung gebaut werden.
Diese Alternativen waren aber - neben der Kostenfrage - das Hauptargument der Gegner einer Ortsumgehung im Gemeinderat. Zu denen zählten neben den Fraktionen von Neuer Liste und SPD, auch drei von vier Räten des Bürgerblocks (einschließlich Zweitem Bürgermeister Ludwig Werner). Selbst aus der CSU, die mehrheitlich für die Umgehung votiert hatte, waren drei Gegenstimmen gekommen (darunter die von Bürgermeister Wolfgang Desel und die des Geisfelder Gemeinderates Markus Dorscht).
Dabei hätte es bereits in der Bürgerversammlung, die im vergangenen Dezember wenige Tage vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung in Geisfeld stattgefunden hatte, klar werden müssen, dass die so genannten Alternativen gar keine waren. Vertreter des Staatlichen Bauamts Bamberg hatten schon damals den Vorschlägen eine klare Absage erteilt.


Bürgermeister und Räte kritisiert

In der Versammlung nun wurde von den Vorsitzenden des neugegründeten Vereins, Dieter Heim und Manfred Kestler, noch einmal die Historie des Verfahrens dargestellt. Kestler führte noch einmal alle Argumente für eine Umgehung an, auch das der aktuell für die Gemeinde günstigen Finanzierungsmöglichkeit.
Harte Kritik wurde aus den Reihen der sehr zahlreichen Zuhörer im Pfarrsaal vor allem gegenüber den beiden Bürgermeistern, die mit einer kleinen Verspätung zu der Versammlung erschienen waren, und den drei Geisfelder Gemeinderäten laut, die allesamt gegen die Umgehung gestimmt hatten - und an diesem Abend nicht anwesend waren.
Der Ton mancher Beiträge verdeutlichte, dass die Spaltung immer noch tief durch den Ort geht. So soll selbst die Kirchweih von den scheinbar unüberbrückbaren Differenzen überschattet gewesen sein. Der neue Verein hat sich aber auch auf die Fahnen geschrieben, die Diskussion wieder zu versachlichen. "Im Umgang freundlich, in der Sache hart", so Heim, wolle man dafür werben, dass aus einer Mehrheit dagegen eine Mehrheit für die Umgehung werde. Denn der Weg dahin gehe nur über den Gemeinderat.
Hier muss der Verein aber noch viel Lobbyarbeit leisten. Zwar betonte Bürgermeister Desel, dass es durchaus möglich sei, dass sich das Gremium noch einmal mit dem Thema beschäftigte. Aus den Reihen des Gemeinderats waren jedoch nur vier Befürworter der Einladung zu der Informationsveranstaltung gefolgt.