Der Obst- und Gartenbauverein Höfles/Vogtendorf hat sich insbesondere dem Umweltschutz verschrieben. Vorsitzender Hardy Hanuschke war es deshalb eine große ...
Der Obst- und Gartenbauverein Höfles/Vogtendorf hat sich insbesondere dem Umweltschutz verschrieben. Vorsitzender Hardy Hanuschke war es deshalb eine große Ehre, drei Mitglieder für den Umwelt- und Vogelschutz auszeichnen zu können. Sie lassen nämlich an ihren Häusern Mehlschwalben nisten. Was ist denn daran erwähnenswert, könnte man erstaunt fragen? Doch ist dies tatsächlich eine Seltenheit geworden.
Hardy Hanuschke erklärt, dass die Mehlschwalbe auf der Vorwarnliste der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. Der Bestand ist von 2006 bis 2016 bundesweit um 40 Prozent gesunken. Eine Ursache dafür ist Nahrungsmangel.
300 bis 400 Insekten
Hanuschke weist darauf hin, dass eine einzige Schwalbe am Tag 300 bis 400 Insekten vertilgt (80 Prozent davon sind Fliegen, Mücken und Blattläuse). Durch die Verarmung der Landschaft und den Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft würden jedoch auch die Insekten immer weniger. Aufgrund der vielen Einschränkungen, mit denen die Schwalbe zurechtkommen müsse, dürfe man ihr nun nicht auch noch die Möglichkeit zum Nestbau nehmen. Schwalben sind für den Nestbau auf Lehm angewiesen. Durch die Versiegelung der Landschaft finden sie diesen allerdings immer weniger. Außerdem werden die Schwalben durch Hausbesitzer vergrämt. Es werden sogar bestehende Nester zerstört, obwohl diese gesetzlich geschützt sind und ihre Zerstörung mit einem Bußgeld geahndet wird.
Cordula Kelle-Dingel aus Rothenkirchen ist Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz im Landkreis Kronach. Sie findet es super, dass sich der Gartenbauverein Höfles/Vogtendorf der Mehlschwalben annimmt. Viele Hausbesitzer hätten einfach Angst, dass ihre Wände verschmutzt werden und ließen Schwalben deshalb nicht nisten. "Dabei haben es Schwalben eh schon schwer, geeignetes Baumaterial zu finden", bedauert sie. Die Schwalben würden für den Nistbau Lehm nutzen. Doch heute sei nahezu jeder Hof geteert oder gepflastert. Da würden sich Lehmpfützen nicht so oft finden. "Und die Vögel können den Lehm nicht von weither bis zu ihrem Nistplatz schleppen, weil der Lehmklumpen sonst in ihrem Schnabel trocknet, bevor sie ihn verbauen können", erzählt Cordula Kelle-Dingel. Gerne würden die Schwalben rauen Putz nutzen - "hier hält das Nistbaumaterial besser". Und wer mit dem Dreck Probleme hat, der könne ja ein Kotbrett an der Wand unterhalb des Nestes anbringen. "Das kann man dann einmal im Jahr im Herbst sauber machen, so wird nicht die ganze Hauswand bekleckert", rät sie.
Meta Frisch aus Vogtendorf beispielsweise lasse an ihrem Haus schon seit Jahren Mehlschwalben in relativ großer Anzahl brüten. "Lydia Wagner aus Höfles lässt die Schwalben direkt über ihrer Eingangstür brüten. Sich und ihre Besucher schützt sie vor eventuell herabfallenden Lehm- oder Kotteilchen ganz einfach durch das Anbringen eines kleinen Brettchens", berichtet Hanuschke. Anita Zimmerlein aus Höfles lässt zu, dass Mehlschwalben ihr Haus neu besiedeln konnten.
Die Auszeichnung soll nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu mehr Vogelschutz. Hardy Hanuschke plant, im Herbst eine Nistkasten-Sammelbestellung zu machen. "Ich habe neun Nistkästen im Garten. Die sind alle belegt. Das zeigt doch, dass der Bedarf da ist", meint er. Langfristig schwebt ihm ein Etikett für Höfles-Vogtendorf vor: "ein vogelfreundliches Dorf". Die drei geehrten Mitglieder lassen Mehlschwalben an ihren Häusern brüten. Das ist etwas, was früher völlig normal war. Heutzutage ist das tatsächlich die Ausnahme, bedauert Hanuschke. Deshalb findet er es umso bemerkenswerter, dass es so ein Vogelschutz-Trio in Höfles und Vogtendorf gibt.
eh