G 9 könnte Sozialsinn stärken

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Die Debatte um die Zukunft der bayerischen Gymnasien nimmt an Fahrt auf. Im Bild das Bamberger Clavius-Gymnasium. Foto: Matthias Hoch
Die Debatte um die Zukunft der bayerischen Gymnasien nimmt an Fahrt auf. Im Bild das Bamberger Clavius-Gymnasium. Foto: Matthias Hoch
 
Christian Lange
Christian Lange
 

Acht oder neun Jahre - wie lange soll die Regelschulzeit an bayerischen Gymnasien sein? Eine Entscheidung ist für April angekündigt. Der Referent für Bildung, Kultur und Sport der Stadt Bamberg, Christian Lange, hat einen Favoriten.

Die Debatte um die Zukunft des bayerischen Gymnasiums nimmt deutlich an Fahrt auf, seit Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erklärt hat, dass noch im April eine Entscheidung getroffen werden soll. Welche Auswirkungen hat das auf die Gymnasien in Bamberg? Wir sprachen mit dem Referenten für Bildung, Kultur und Sport der Stadt Bamberg, Bürgermeister Christian Lange.

Als Bildungsreferent sind Sie in der Stadt Bamberg auch für die Gymnasien zuständig. Wie beurteilen Sie die aktuelle Debatte?
Christian Lange: Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass die Landespolitik zeitnah zu einer Lösung kommt, die für alle - Lehrkräfte, Schüler, Eltern und Sachaufwandsträger - Planungssicherheit schafft. Deshalb hoffe ich, wie übrigens auch der diesjährige Vorsitzende unseres gemeinsamen Zweckverbandes, Landrat Johann Kalb, auf eine rasche bayernweit einheitliche Regelung.

Und welche Lösung ist aus Ihrer Sicht die "richtige" für die Bamberger Gymnasien?
Alle Rückmeldungen, die ich bekomme, ob nun aus der Lehrerschaft, den Schulleitungen oder von den Eltern, wünschen sich mehr Lernzeit für unsere Schüler, das heißt ein neunjähriges Gymnasium. Bei diesem Modell spräche nichts dagegen, so genannte "Springerklassen" einzurichten, in denen besonders leistungsstarke Schüler bereits nach acht Jahren ihr Abitur ablegen könnten. In der Regel sollten aber alle die Chance erhalten, das Gymnasium neun Jahre lang zu besuchen.

Welche Vorteile hat diese Lösung?
Der wichtigste Vorteil wäre, dass die jungen Menschen mehr Zeit bekommen, sich zu entwickeln und ihren Neigungen nachzugehen. Wenn die Anzahl der Stunden gleich bliebe, würde sich auch der Anteil des Nachmittagsunterrichtes reduzieren, was mehr Freiraum beispielsweise für die Sportvereine, die Feuerwehr oder die Musik schaffen würde. Die Kreativität und der Sozialsinn unserer Kinder und Jugendlichen würden stärker gefördert werden.

Wie könnte ein solcher "Umstieg" möglich sein?
Wichtig wäre es aus meiner Sicht, dass ein solcher "Wechsel" zu einem neunjährigen Gymnasium zum gleichen Zeitpunkt für alle Gymnasien erfolgen würde, damit es keinen Wettbewerb unter den Gymnasien in Bezug auf die Umstellung gäbe. Es wäre zweitens zielführend, wenn der Aufbau des neunjährigen Gymnasiums von der fünften Jahrgangsstufe an begänne. Und es wäre drittens wünschenswert, dass sich auch das kirchliche Maria-Ward-Gymnasium und das städtische Eichendorff-Gymnasium auf den gleichen Zeitraum der Umstellung wie die staatlichen Gymnasien verständigen würden.

Was würde das für die Stadt und den Zweckverband bedeuten?
Zunächst einmal müsste der Sachaufwandsträger, das heißt der Zweckverband Gymnasien, neue Lernmittel anschaffen. Darüber hinaus müsste die bauliche Situation in jedem Gymnasium untersucht werden, um zu prüfen, ob hier ein Nachsteuerbedarf entstehen würde. Schließlich kämen beim städtischen Eichendorff-Gymnasien im Laufe der Zeit neue Personalstellen auf uns zu. Aus diesem Grunde erheben die kommunalen Spitzenverbände die Forderung, dass eine mögliche Umstellung vom Freistaat Bayern finanziert wird. Dieser Forderung schließe ich mich vollumfänglich an.
Die Fragen stellte Petra Mayer