In Hirschaid sollen Szenarien wie im heißen Jahr 2014 der Vergangenheit angehören.
An einer Ertüchtigung der gemeindlichen Wasserversorgung in Hirschaid führt kein Weg vorbei. Es handelt sich um ein Projekt, das nach derzeitigen Schätzungen an die vier Millionen Euro verschlingen wird und am Ende über Herstellungsbeiträge und/oder höhere Verbrauchsgebühren finanziert werden muss. Darüber wird noch zu beraten sein. Das Prinzip Hoffnung funktioniert jedenfalls nicht mehr: Altersschwache und zu klein dimensionierte Hochbehälter, der Mangel an Löschwasserreserven oder auch das Versorgungsrisiko in heißen Sommern zwingen zum Handeln.
Bürgermeister Klaus Homann (CSU) will so etwas wie im trockenen Jahr 2014 "nicht mehr erleben". Damals konnte nur knapp die Rationierung von Wasser vermieden werden. Dieser Tage akzeptierte der Marktgemeinderat die Zeitplanung zur Sanierung und Verbesserung der Trinkwasserversorgungsanlagen grundsätzlich. Die Verwaltung soll die Maßnahmen im Haushalts- und Finanzplan berücksichtigen. Hinsichtlich der anstehenden Quellensanierung soll im Januar 2018 entschieden werden.
Zahlreiche Aufgaben
Winrich Bussinger von der Ingenieurgesellschaft Höhnen und Partner stellte den Kommunalpolitikern die Aufgaben vor: Generalsanierung des Wasserhochbehälters Friesen (dringend, bis Ende 2018), Erweiterung der Hochbehälter-Kapazität auf 2000 Kubikmeter, zusätzliche Wasserbeschaffung von etwa 60 000 Kubikmeter im Jahr eventuell durch einen Anschluss an die Fernwasserversorgung Oberfranken, Sanierung der Kälberbergquellen, Erweiterung des Hochbehälters am Mainberg um 800 Kubikmeter sowie Erkundung des Grundwasservorkommens zum Bau neuer Brunnen.
Dazu stellte Diplom-Geologe Andreas Gartiser fünf Standorte vor, an denen mit einiger Wahrscheinlichkeit gutes Trinkwasser geschöpft werden könnte. Die beiden best geeigneten liegen demnach bei Erlach und Röbersdorf am Mainberg.
Nicht nur Albert Deml von der Ökologischen Liste will das Fernwasser aus dem Lechmündungsgebiet vermeiden. Er schlug vor, zunächst einen neuen
Brunnen zu bauen, um das sich abzeichnende Defizit auszugleichen. Dafür allerdings fehle die Zeit, gab Gartiser zu bedenken. Bis ein neuer Brunnen ans Netz gehen könne, vergingen vier Jahre.
Überdies entstehen beträchtliche Kosten: bei zwei bis vier Versuchsbohrungen zwischen 250 000 und 500 000 Euro plus 250 000 Euro für jeden Brunnenausbau.
Heinrich Dorn, der CSU-Fraktionssprecher, empfahl, mit der Gemeinde Strullendorf über eine Wasserlieferung zu verhandeln. Strullendorf verfüge, wie Bürgermeister Homann von seinem Kollegen Wolfgang Desel erfahren hat, über genug Wasser, "um eine 30-jährige Trockenheit zu überstehen".
Ein Zweckverband mit Strullendorf wäre denn auch eine Lösung, die in Hirschaid zu begrüßen wäre, meinte Udo Wüst von den Freien Wählern. Andere pflichteten bei. Bloß keine Abhängigkeit vom Fernwasser!, lautete der Tenor in einigen Wortmeldungen.
Eine Möglichkeit, das eigene Wasservorkommen auszuschöpfen, ist die Ertüchtigung diverser der Quellen. Dazu hat das Büro Gartiser bereits ein Konzept vorgelegt. Es sieht die Neufassung der Felsenquelle, der Simons- und der Tiefen Quelle sowie die Verlagerung der Wegquelle um zehn Meter vor. Die Hoffnungsquelle sowie die Kälberbergquellen sollen aufgelassen werden.
Rasches Handeln
Dass angesichts des von Ingenieur Bussinger aufgezeigten Versorgungsengpasses rasch gehandelt werden muss, machte Markus Zillig von der FWG Röbersdorf deutlich. Man hätte schon vor vier Jahren beginnen müssen, nun sei es zwingend, Anlagen zu sanieren, Brunnen zu bauen und an die Fernwasserversorgung anzuschließen, meinte er. Der Marktgemeinderat tat sogleich den ersten Schritt, wie eingangs beschrieben.