Inzwischen aber läuft's richtig gut, erst recht seit sich die Kinder, wie sie der Leiter nennt, via Instagram vernetzen. "Da wissen plötzlich 600 Leute auf einen Schlag, wenn einer ihrer Freunde im ,Treff' ist", sagt Jung: "Schneeballsystem" - und das wirkt sich natürlich auch auf die Besucherzahlen aus.
Jetzt, da die Schule wieder begonnen hat, ist noch mehr los. An Wochenenden kommen den Angaben zufolge locker mal 25, 30 oder mehr Jugendliche zusammen. Da wird's eng auf den Sofas im Gruppenraum und mitunter im Haus auch richtig laut!
Der Seiteneinsteiger
Jung, der den Treff im Team mit Johannes Freibott, Timo Hohnhausen und Jonas Meister betreut, ist eher zufällig zur Jugendarbeit gekommen. Ursprünglich mal hatte er Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Geschichte studiert, als Magister artium abgeschlossen. Mit der Doktorarbeit wurde es dann aber nichts und damit auch nicht mit der erhofften Stelle am Landesamt in Schloss Seehof. Stattdessen wurde der Bamberger Steinrestaurator.
Den Draht zur Jugend entdeckte der Freizeit-Handballer über den Sport, als Jugendtrainer und -betreuer in Hallstadt, Bamberg und Lichtenfels - und dann natürlich als Vater.
Nach Ebern, der Heimat seiner Frau Gerlinde, zog die junge Familie im Jahr 2010. Als die zweite Tochter zur Welt kam, wurde Jung Hausmann. Später versuchte er sich als Reinigungskraft bei bei FTE und dann bei der Jugendhilfe EAL in Gemünd, wo er später "auch so ne Art Hausmeister" wurde.
Dort in der Mühle, in der schwer erziehbare Jugendliche betreut werden, wurde ihm klar, wie sehr Heranwachsende einen Ansprechpartner schätzen, der normal mit ihnen umgeht und von dem sie wissen, dass hier nichts pädagogisch bewertet wird oder in irgend eine Akte wandert. Jung spricht von seiner "Freiheit, gegebenenfalls auch mal einen unpädagogischen Ratschlag zu geben". Das kam bei den jungen Leuten an.
Dieses "Händchen für die Jugend" hat wohl auch Awo-Geschäftsführer Toni Michels erkannt, als er Manfred Jung die Leitung des "Treffs" antrug. Dieser war zwischenzeitlich bei der Gemünder Mühle ausgeschieden und hatte bei der Awo angeheuert. Zunächst als Fahrer, später auch bei der Mittagsbetreuung. Er bringt seine handwerklichen Fähigkeiten und seiner Lebenserfahrung ein, dazu Organisationstalent, Offenheit und Zugewandtheit - Gaben, die kein Sozialpädagogikstudium vermitteln könnte.
"Das läuft hier gar nicht!"
Klar gibt's im "Treff" auch mal Probleme. Anfangs auch mit Alkohol, erzählt Jung. "Die Kinder haben Likör reingeschmuggelt, aber ich hab das doch schnell mitgekriegt und das Zeug vor aller Augen weggeschüttet. Dann war allen klar: Das läuft hier gar nicht". Im Gespräch und im moderaten Ton lässt sich laut Manfred Jung alles klären.
Heute, nach einem Jahr im Amt, ist er rundum zufrieden mit seiner Aufgabe. Und im Treff hat sich seither einiges getan. Davon berichtete der Treffleiter vor der Sommerpause auch stolz dem Hauptausschuss des Stadtrates. Das Gremium will unterrichtet sein, da die Kommune den "Treff" mitfinanziert.
Jung erzählte von umfangreichen Arbeitseinsätzen, bei denen die Mädchen und Jungs kräftig anpackten. So wurden verschlissene Matratzen, Sofas und anderes Mobiliar entrümpelt und gegen besser erhaltene Einrichtungsgegenstände aus zweiter Hand ausgetauscht. Ein Lehrling eines Eberner Malerbetriebs unterstützte die Jugendlichen beim, so Jung, "professionellen" Renovieren und Streichen im Erdgeschoss.
Anpacker am Werk
Die Kellerräume hat man mit vereinten Kräften mit Dartfeldern und Carrera-Bahn ausstaffiert und der Kicker wurde repariert. In einem weiteren Raum musste der Boden per Hand herausgeklopft werden. Dafür zollte der Leiter der zupackenden Arbeit der jungen Leute Respekt: "Da war jede Blase an der Hand ehrlich erarbeitet". Hier im Keller wird demnächst der Billardtisch aus dem Kujathhaus aufgestellt. Auch den Garten brachten die "Kinder" auf Vordermann und stellten dabei in demokratischer Abstimmung Weichen: Laut Jung hat sich die "Fraktion der Beetanleger gegen die Grilleckenbauer durchgesetzt". Die Jugendlichen wollen etwas anpflanzen, was den Insekten nutzt und wovon sie auch selbst essen können. Die beiden Kirschbäume auf dem Gelände jedenfalls werden schon jetzt gerne genutzt.
Sozialarbeiterin vor Ort
Zum Schuljahresbeginn gab es im "Treff" Tage der offenen Tür. "Da war die Bude rappelvoll", erzählt der Treffleiter. Für die Zukunft schweben dem Team und den Kids Pizzanachmittage, Musikvideo- und Disconächte vor. Die Musikanlage ist wieder intakt und zwei Discokugeln wurden bereits angeschafft. Wobei Musik, wie sie die Jugend hört, aus Sicht des 60-jährigen Jung "eher lauter Sprechgesang ist".
Der Treff sei als "Auszeitraum fernab von Eltern, Lehrern oder Lehrmeistern" geschätzt, befindet er, und habe damit seine Daseinsberechtigung neben all den Vereinen, die in Ebern wertvolle Jugendarbeit leisten: "Es gibt natürlich nichts, was man nicht auch besser machen kann, aber wir arbeiten dran. Die Zukunft sieht gut aus!"