Frische Neuauflage in lauer Nacht

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Alte und neue Freunde haben sich zu den Liedern auf Banz eingefunden. Die besondere Atmosphäre auf der Klosterwiese begeistert Künstler wie Publikum.

- Die "Songs" sind Lieder geworden. Und ein bleibendes Erlebnis. Tausende Fans feierten am Wochenende ausgelassen auf der Klosterwiese die Fortführung eines Musikereignisses in neuem Gewand. Und ein kleines Paradoxon: Denn was beinahe weg gewesen wäre, ist frischer wiedergekommen.
3350 Besucher am Freitag, 4450 Besucher am Samstag. Wolfgang Heyder, Geschäftsführer des neu für die einstigen "Songs an einem Sommerabend" zuständigen Veranstaltungsservices, war in den frühen Morgenstunden des Sonntags die Zufriedenheit breit ins Gesicht geschrieben. Über Monate wurden er, seine Frau Gaby, der Künstlerische Leiter Thomas Schimm oder die Hanns-Seidel-Stiftung von einer Frage beherrscht: Würden die "Lieder auf Banz" angenommen werden? Immerhin hatte man nach dem Weggang des Ur-Vaters der vormaligen "Songs an einem Sommerabend", Ado Schlier, weit weniger Zeit zum Bewerben des wohl größten deutschen Liedermacher-Open-Air. Doch am Freitag und Samstag waren sie da, die gutgelaunten Scharen der Musikfreunde, denen Namen wie Purple Schulz, Helen Schneider oder Konstantin Wecker etwas bedeuten, sie nahmen auf der Wiese Platz und bekümmerten sich nicht weiter um Vergangenes. Die Lieder auf Banz waren da. Und wie.
Helen Schneider, ein einstiger Weltstar, eine Dame, eine Erscheinung. Die New Yorkerin, die von Udo Lindenberg groß und von Alfred Biolek bekannt gemacht wurde, nahm gefangen. In weißem Kleid stand sie da, ihre leicht rauchige Stimme für Lieder mit Tiefgang einsetzend. Spärlich instrumentiert aber in der Nähe hymnischer Größe. Oder Sebastian Krumbiegel von den "Prinzen", der sich selbst die nachdenklichen Begleittöne am Flügel gewann und sich sichtlich wohl an dieser oberfränkischen Stätte fühlte. Vor knapp 40 Jahren war er als Thomanerchorknabe schon mal in Vierzehnheiligen.


Alte Bekannte

Neben Krumbiegel waren aber auch alte Bekannte da, Leute, die mit den Songs an einem Sommerabend in einen Topf geworfen wurden und sich glaubwürdig freuten, dass es mit den Liedern auf Banz klappte. Werner Schmidbauer beispielsweise, Willy Astor oder STS Urgestein Gert Steinbäcker, der mit seiner Band so druckvoll saftig und lebensprall aufspielte. Eine Entdeckung des Abends dürften auch die moderierenden Viva Voce sein. A-Cappella-Gesang vom Feinsten, Bühnenumbaupausen humorvoll zu Bühnenprogramm veredelnd, auf Du-und-Du mit dem Publikum. Dabei hatte Bass Heiko Benjes am Donnerstag nach dem Preisträgerkonzert der Hanns-Seidel-Stiftung noch lampenfiebrige Bedenken: "Ich habe die Hosen voll." Doch es ging glatt, wie so vieles an diesen Tagen.
Gut kam beim Publikum die Neuerung an, wonach die Nachwuchspreisträger ihren Platz nicht mehr im Vor-, sondern im Hauptprogramm und in Nachbarschaft zu den arrivierten Stars hatten. Das unterstrich den freundschaftlichen und familiären Charakter der Lieder auf Banz, ein Charakter, der mit Begriffen wie "Kulturfamilie" und als "Abend mit Freunden" beworben wurde. Das schien nicht nur so dahin gesagt, denn Krumbiegel verfolgte am Bühnenrand gespannt die Auftritte der Youngsters, und Purple Schulz gar gab sich im Künstlerzelt größte Mühe, zu verstehen, was auf dem sehr leise geschalteten Fernsehgerät von Nachwuchspreisträger Marcel Brell zu hören war. "Man fühlt sich hier wirklich auf Augenhöhe", kommentierte Johannes Wolff von der Band Tonträger diese Szene.
Wer aber gekommen war, um Hits vergangener Tage zu hören, der musste sich mit aktuelleren Werken der Künstler arrangieren. Helen Schneider sang kein Shadows of the Night, Krumbiegel nur einen Prinzen-Song, Purple Schulz nur "Ich will raus". Doch die neuen Songs zählten zumeist zu der Kategorie von Liedern, die es wert sind, ein zweites und drittes Mal gehört zu werden. Die Künstler hätten betont, dies sei ein Liedermacherfestival, es gehe nicht um Hits, erklärte nach dem Konzert Wolfgang Heyder. Nach jeweils rund sechseinhalb Stunden an den beiden Tagen ging das Open-Air jeweils furios mit einem sich unters Publikum mischenden Konstantin Wecker zu Ende. Veranstalter Heyder freut sich - über die gelungene Fortsetzung wie auch vorausschauend: "Jetzt wissen wir, wie es geht."