Friedenskapelle überbrückt Grenzen

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Der Posaunenchor Burggrub umrahmte unter der Leitung von Herbert Hempfling den Kirchweihfestgottesdienst an der Grenz- und Friedenskapelle, den Pfarrer Michael Foltin zusammen mit Pfarrerin Anke Nagel-Kordak hielt. Foto: Gerd Fleischmann
Der Posaunenchor Burggrub umrahmte unter der Leitung von Herbert Hempfling den Kirchweihfestgottesdienst an der Grenz- und Friedenskapelle, den Pfarrer Michael Foltin zusammen mit Pfarrerin Anke Nagel-Kordak hielt. Foto: Gerd Fleischmann

An der Grenz- und Friedenskapelle bei Burggrub wurde der Kapellenkirchweihgottesdienst gefeiert. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren.

Nach dem völlig überraschenden Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren öffneten sich nach Jahrzehnten der brutalen Absperrung durch die DDR-Machthaber die Tore zwischen Burggrub und Neuhaus-Schierschnitz, und zwar am 24. November 1989. Es entstanden nach der totalen Isolation neue Freundschaften. Freude und Dankbarkeit erfüllt die Bürger beider Kommunen. Und diese Dankbarkeit ist sichtbar und hat einen Namen.

Die Erbauung einer Grenz- und Friedenskapelle an der ehemaligen, mit Stacheldraht, Minenfeldern, Todesschussanlagen und Wachtürmen abgesicherten deutsch-deutschen Grenze zwischen dem bayerischen Burggrub und dem thüringischen Neuhaus-Schierschnitz war eine beispielhafte Initiative, die deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Schließlich haben Friedensbotschaften einen hohen Stellenwert, und das gilt vor allem besonders heute in einer krisengeschüttelten Welt, so Pfarrer Michael Foltin, der insbesondere auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor exakt 80 Jahren mit seinen dramatischen Folgen für Millionen Menschen einging.

So stand am Sonntag der Kirchweihfestgottesdienst an der Grenz- und Friedenskapelle Burggrub ganz im Zeichen des Friedens. Dazu eingeladen hatte der Kapellenbauverein Burggrub mit der Vorsitzenden Angelika Rosenbauer. Zu den zahlreichen Besuchern aus Stockheim und Neuhaus-Schierschnitz zählte auch Stockheims Bürgermeister Rainer Detsch. 27 Jahre betreut nunmehr die 44 Mitglieder starke Interessengemeinschaft dieses symbolträchtige Bauwerk, das am ehemaligen Eisernen Vorhang an die friedliche Wiedervereinigung erinnert. Seit 1992 haben Männer und Frauen viel Freizeit in die Pflege, Betreuung und schließlich auch in Renovierungsmaßnahmen investiert.

Mahnung für den Frieden

Vorsitzende Angelika Rosenbauer hat zusammen mit den Vorstandsmitgliedern, die größtenteils seit der Gründung aktiv tätig sind, zum Kirchweihgottesdienst am 11. Sonntag nach Trinitatis eingeladen. Schließlich sei es, so die Vorsitzende, nach wie vor von großer Bedeutung, mit dieser Kapelle an die einstige unselige Grenze zu erinnern und den Frieden in der Welt anzumahnen. "Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich diese Gedenkstätte zu einem Ort der Einkehr und zu einem Kummerkasten für Beladene entwickelt hat. Die 16 Gästebücher geben Zeugnis ab, wie viele Tränen an diesem Ort vergossen wurden sowie Leid und Schmerz in Gebeten vor Gott gebracht wurden."

Am Kirchweihfestgottesdienst, der vom Posaunenchor Burggrub unter der Leitung von Herbert Hempfling musikalisch umrahmt wurde, beteiligte sich auch die Seelsorgerin im Kirchenkreis Sonneberg, Anke Nagel-Kordak. Schließlich bestehe, so Vorsitzende Rosenbauer, mit der thüringischen Nachbargemeinde eine enge und herzliche Verbindung. Der Gottesdienst, den Pfarrer Michael Foltin zusammen mit Pfarrerin Anke Nagel-Kordak zelebrierte, stand ganz im Zeichen von Frieden, Glaube, Hoffnung. Denn schließlich habe diese Kapelle nichts von ihrer Symbolkraft verloren. Sie sei nach wie vor eine starke Kraft, das Trennende zu überwinden. Pfarrer Foltin bedauerte die weltweite Polarisierung, das sinnlose Wettrüsten sowie die zunehmenden nationalen Egoismen. Die Geschichte sei zwar ein guter Lehrmeister. Doch aus dem unendlichen Leid, das der Zweite Weltkrieg mit sich gebracht habe, habe man anscheinend nichts gelernt, so Foltin bedauernd. Gerade hier seien in den letzten Tagen mehr Rückschritte als Fortschritte zu verzeichnen gewesen.

Eingeleitet wurde der Gottesdienst mit dem Glockengeläut der ehemaligen Neuhäuser Schlossglocke durch den langjährigen Vorsitzenden Willi Bischoff, der 26 Jahre den Kapellenbauverein engagiert geleitet hatte.