Frieda Leyrer ist auch mit 100 Jahren noch sehr aktiv

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Frieda Leyrer im angeregten Gespräch mit Landrat Hermann Ulm Fotos: Elisabeth Görner
Frieda Leyrer im angeregten Gespräch mit Landrat Hermann Ulm Fotos: Elisabeth Görner
 

Eine relativ kleine, zierliche und schick gekleidete Dame mit Hängeohrringen wechselt - nach dem Mittagessen - ihren Platz von Tisch zu Tisch, um all ihren Gästen gerecht zu werden und sich mit möglic...

Eine relativ kleine, zierliche und schick gekleidete Dame mit Hängeohrringen wechselt - nach dem Mittagessen - ihren Platz von Tisch zu Tisch, um all ihren Gästen gerecht zu werden und sich mit möglichst jedem unterhalten zu können. Sie hatte zu ihrem 100. Geburtstag in ein Ebermannstadter Gasthaus geladen.

Der Kreis der Verwandten von Frieda Leyrer, die keine eigenen Kinder hat, ist gar nicht so groß, aber dafür der von Freunden und Bekannten umso größer. Ihr Leben gestaltet sie in eigener Wohnung bis heute noch sehr aktiv einschließlich der Pflege von Kontakten.

Am 9. Dezember 1919 in Leidendorf (Kreis Ansbach) als Frieda Schmetzer geboren, blieb sie nach der Schule erst auf dem elterlichen Anwesen; ihr Vater war Schmied. Das Jahr 1940 war ein schweres Jahr für Frieda: ihr Großvater und ihr Vater starben und ihr Bruder wurde zur Wehrmacht eingezogen; sie war allein mit ihrer Mutter und musste als junge Frau von 21 Jahren versuchen, Haus und Hof aufrechtzuhalten.

"Aber Ende 1941 habe ich die Nase vollgehabt und bin zur Handelsschule nach Nürnberg gegangen; ich wusste, dass ich eine Bürotätigkeit ausüben wollte." Sie arbeitete später für die Bäckerinnung, was damals als besonders wichtig für die Versorgung der Bevölkerung eingestuft war, weshalb Frieda Leyrer auch vom Einsatz als Wehrmachtshelferin befreit wurde. Nachdem sie aber gegen Kriegsende wegen der Bombardierungen sogar nachts im Luftschutzkeller hatte schlafen müssen, hielt sie das nicht mehr aus, bat um Entlassung und fuhr schließlich mit dem Fahrrad wieder nach Leidendorf. Sie arbeitete dann zunächst im benachbarten Triesdorf und später noch bei der Firma Bosch.

1947 heiratete sie Hermann Leyrer, den sie sie schon vor dem Krieg kennengelernt hatte und der als Gefangener der Amerikaner aus den USA über England und Frankreich wieder zu ihr nach Leidendorf gefunden hatte. Er bekam Arbeit bei der Bayerischen Milchversorgung in Nürnberg, wurde 1966 nach Ebermannstadt versetzt, wo das Paar zuerst in einer Betriebswohnung lebte.

Nach dem Tod ihres Mannes 1979 hat sich Frieda Leyrer ab 1982 sehr für den Sozialverband VdK engagiert und war zunächst stellvertretende, dann seit 1990 bis zu ihrem 80. Geburtstag Vorsitzende. Sie habe in den neun Jahren durch viele Besuche den gesamten Landkreis Forchheim bis in die kleinsten Orte gut kennengelernt, erzählte sie dem Gratulanten Landrat Hermann Ulm (CSU).

Im Rahmen des Fränkische-Schweiz-Vereins mit seiner Unterabteilung Trachtenverein nähte sie fränkische Trachten. Jahrelang hat sie nicht nur selber geklöppelt, sondern dies auch andere gelehrt. Sie stellte ihre wunderschönen Klöppelarbeiten aus und hatte zu ihrem Festtag auch Beispiele mitgebracht.

Freundin aus Frankreich kommt

Ein ganz besonderes Anliegen ist Frieda Leyrer der Kontakt zu Frankreich; seit 1971 praktiziert sie durch die Freundschaft mit der damals 17-jährigen ehemaligen Leiterin einer Pfadfindergruppe aus Chantonnay Völkerverständigung und lebendiges Europa; Martine Deligne, die heute in Tours lebt, war auch Geburtstagsgast bei ihrer 100-jährigen Freundin und hielt - auf Deutsch - eine Laudatio auf Frieda und die langjährige Freundschaft.

Politik und Geschichte beschäftigen Frieda Leyrer nach wie vor sehr; Zeitung wird über einen vergrößernden Bildschirm online gelesen, und Hörbücher helfen ihr, sich auch in frühe Zeiten versetzen zu können, zum Beispiel ins Mittelalter: "Ich bin sehr, sehr froh, dass ich - besonders als Frau - heute lebe."