Förderpauschalen für Gemeinden

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Von den 29 Kommunen im Landkreis Forchheim - hier ein Blick auf Ebermannstadt, Kirchehrenbach und Gosberg - gehören 28 dem Bayerischen Gemeindetag an. Foto: Andreas Hofbauer
Von den 29 Kommunen im Landkreis Forchheim - hier ein Blick auf Ebermannstadt, Kirchehrenbach und Gosberg - gehören 28 dem Bayerischen Gemeindetag an.  Foto: Andreas Hofbauer
 

Die Ebermannstadter Bürgermeisterin Christiane Meyer beerbt Rudolf Braun auf Landkreisebene an der Spitze des Bayerischen Gemeindetages. Vorstandsmitglied Hans Peter Mayer fordert frei verfügbare Mittel für Kommunen.

Josef Hofbauer Wechsel an der Spitze des Bayerischen Gemeindetages auf Landkreisebene: Bei der Versammlung in der Begegnungsstätte am Hasenberg in Ebermannstadt wählten die 28 Mitglieder Bürgermeisterin Christiane Meyer zur neuen Kreisvorsitzenden. Sie tritt die Nachfolge von Rudi Braun (70) an, der 24 Jahre lang an der Spitze stand. Ebenfalls zurückgetreten ist sein Stellvertreter Claus Schwarzmann. Diese Position bekleidet nun Benedikt Graf Bentzel. Komplettiert wird das Gremium durch Anja Gebhardt, Schatzmeister Stefan Förtsch sowie die beiden neu gewählten Mitglieder Bernd Drummer, Wiesenthau, und Holger Bezold, Dormitz.

28 der 29 Gemeinden des Landkreises gehören diesem kommunalen Spitzenverband an. Forchheim ist vor Jahren ausgetreten. Die hätten sich damals in Sachen Krankenhausförderung mehr Unterstützung erwartet. Der Verband habe aber gerade über die Richtlinien für die Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben mit der bayerischen Staatsregierung verhandelt und an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen hätte die Möglichkeiten des Verbandes überfordert, erklärte Hans Peter Mayer, Experte für Finanzpolitik und Kommunalrecht beim Bayerischen Gemeindetag.

Für Liquidität sorgen

Kernaufgabe dieser Institution sei es, dafür zu sorgen, dass die Kommunen genug Geld von der Staatsregierung erhalten, erklärt der scheidende Kreisvorsitzende Rudolf Braun. Da gehe es darum, den Politikern die finanziellen Auswirkungen landesweiter Vorschriften auf die Kommunen zu verdeutlichen, Fördersätze zu vereinbaren und für einen angemessene Finanzausstattung der Gemeinden zu sorgen, so Braun. Hinzu komme die juristsche Beratung .

"Ich habe mir gelbe Zettel mit den Rufnummern der Ansprechpartner an meinen PC gepinnt", berichtet Bürgermeisterin Christiane Meyer. "Immer wenn ich alleine nicht mehr weiter weiß und keinen Ansprechpartner habe, helfen die Referenten des Bayerischen Gemeindetages. Sie sind auch die einzigen, mit denen ich über Dinge reden kann, die der Geheimhaltung unterliegen." Da könne sonst keiner helfen.

"Die meisten Anfragen erreichen uns mittlerweile per e-mail", berichtet das Präsidiumsmitglied Hans Peter Mayer. Er verdeutlicht auch die Aufgabenvielfalt und die spezielle Problematik. "Mich erfüllt es mit Sorge", so Mayer, "dass in den letzten Jahren die Ansprüche ständig gestiegen sind, während den Bürgern suggeriert wurde, dass sie dazu keinen finanziellen Beitrag leisten müssen."

Als Beispiel nennt er die Straßen-Ausbaubeiträge. Dieser Bereich sei von der Verantwortung der Bürger entkoppelt worden. Die Politiker hätten aber keinen Weg aufgezeigt, wie die Kommunen diese Aufgabe finanziell schultern sollen. Gleiches gelte für den Breitband-Ausbau, der den Gemeinden aufgehalst wurde. "Auch wenn das nie und nimmer zu den Pflichtaufgaben einer Kommune gehört", betonte der Experte aus München, der als weiteres ungelöstes Problem auf die Förderbestimmungen zur Wasserversorgung verwies, die geändert werden sollen. Aber noch wisse keiner, wie es hier weiter gehen soll.

In der Zeitschleife

Hinzu kämen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zusammen mit dem Klimawandel, dem Thema Umwelt und der Löschwasserversorgung stünden die Kommunen vor riesigen finanziellen Aufgaben. Auch beim Thema Flächenverbrauch fehle eine Systematik, wie die Kommunen die Zielvorgaben erfüllen könnten. Um eine zeitgemäße Infrastruktur schaffen zu können, bräuchten die Gemeinden Flächen. Hier dränge der Bayerische Gemeindetag auf gezielte, nachvollziehbare Vorgaben seitens der Landespolitik. Wichtige Themen, darunter auch die Förderung des öffentlichen Personennahverkehres befänden sich in einer Zeitschleife, monierte Hans-Peter Mayer.

Statt Förderprogrammen, die auf Grund personeller Engpässe und Arbeitsüberlastung der kommunalen Angestellten nicht abgerufen werden können, regte Mayer Förderpauschalen für die Gemeinden an. Vor Ort wüssten die Kommunalpolitiker viel besser, wie diese Gelder sinnvoll eingesetzt werden könnten.

Nicht zweckgebundene Fördermittel seien in den nächsten Jahren auch deshalb so wichtig, weil die Gemeinden unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen seien. Es gebe Kommunen, die mit einem Einbruch von 20 Prozent bei der Gewerbesteuer rechnen müssten, andere hätten hier einen Einkommensausfall von 80 Prozent zu beklagen. "Da herrscht eine große Unsicherheit", betonte Mayer.

Viel Unsicherheit

Gegenwärtig könne niemand vorhersagen, wie viel Geld in Bayern für den Finanzausgleich zur Verfügung steht. Hier sei es Aufgabe des Gemeindetages, für eine Liquidität der Kommunen zu sorgen. Die Hauptforderung des Verbandes: Mehr Flexibilität im Haushaltsrecht. Angesichts rückläufiger Einnahmen bei Bund und Ländern könnten die Kommunen in den nächsten zwei Jahren "noch nicht auf Sicht fahren".

Vieles sei davon abhängig, wann die Wirtschaft wieder anspringe. Trotz des Milliarden schweren Konjunkturpaketes zeigte sich der scheidende Kreisvorsitzende Rudi Braun skeptisch. "Ich bin nicht sicher, ob die Bürger wegen drei Prozent weniger Mehrwertsteuer jetzt sofort eine Schrankwand kaufen oder sich ein neues Auto anschaffen." Was die Bürger jetzt bräuchten, sei Sicherheit. "Wenn jemand fürchte, dass er seinen Job verliert oder mit Kurzarbeit rechnen muss, wird er seine Finanzen zusammenhalten", prophezeite Braun, der die flächendeckende Unterstützung der Bundesregierung für Unternehmen kritisierte.

"Klar braucht der Mittelstand Hilfe, aber wenn ein Unternehmen keinen einzigen Monat überleben kann, wenn die Aufträge einbrechen, war der Betrieb vorher schon krank. Da kann man Corona nicht die Schuld geben", fand Braun. Solche Betriebe müssten einfach verschwinden. "Ein Gesetz der Marktwirtschaft", argumentierte er. Ebenso wandte er sich gegen Fördergelder für Aktiengesellschaften. Es gehe nicht an, Finanzhilfen zu kassieren und fette Dividenden auszuzahlen.