VON Michael Memmel 300 - sollte dahinter jetzt ein Punkt oder ein Ausrufezeichen stehen? Von gut 30 000 Einwohnern wurde also ein Prozent mobilisiert, um am Samstag für Toleranz un...
VON Michael Memmel
300 - sollte dahinter jetzt ein Punkt oder ein Ausrufezeichen stehen? Von gut 30 000 Einwohnern wurde also ein Prozent mobilisiert, um am Samstag für Toleranz und Respekt auf die Straße zu gehen. Ist das viel? Ist das wenig?
Eigentlich ist das nicht wichtig. Entscheidend ist: Es hat sich etwas getan. Menschen mit deutschen, türkischen oder ganz anderen Wurzeln sind sich begegnet. Muslime, Katholiken und Protestanten trafen sich - und übten das Miteinander. Denn das ist es noch: ein Lernprozess, wie ein Vorfall am Rande der Kundgebung zeigt.
Eine kleine Gruppe älterer türkischer Mitbürger fühlte sich von einem Transparent mit der Aufschrift "Lass Dich retten, komm zu Jesus" provoziert und echauffierte sich lautstark. Kurzerhand ließen die Ordner das Plakat einrollen.
Die offizielle Begründung des Veranstalters lautete: Die Größe des Transparents und die Befestigung verstoße gegen die Versammlungsauflagen. Für einige deutschstämmige Teilnehmer war das eine völlig übertriebene Maßnahme: "Wir haben uns schließlich auch nicht über den Liedbeitrag der türkischen Kinder aufgeregt, sondern dies auch toleriert."
Von der Provokation über die Reaktion bis zur Kommentierung - Toleranz sieht etwas anders aus. Dem anderen nicht bewusst auf die Füße zu treten, muss noch trainiert werden. Die Bereitschaft dazu haben 300 Menschen am Samstag signalisiert. Ausrufezeichen.