Es gibt was zu lesen am Arnoldplatz

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Gisela Wolf steckt ein weiteres Buch in den gut gefüllten offenen Bücherschrank. Foto: Rainer Lutz
Gisela Wolf steckt ein weiteres Buch in den gut gefüllten offenen Bücherschrank. Foto: Rainer Lutz

Ein öffentlicher Bücherschrank lädt dazu ein, sich Lesestoff zum Nulltarif zu holen und selbst Schmöker hineinzustellen, die anderen Leseratten gefallen könnten.

Gisela Wolf ist eine Bücherschrankpatin. Sie hat damit eine Aufgabe übernommen, die für Neustadt noch ganz neu ist. Am Arnoldplatz steht nämlich seit kurzer Zeit ein öffentlicher Bücherschrank. Weil dort ab und an jemand nach dem Rechten schauen muss, gibt es eben Bücherschrankpaten - Gisela Wolf ist eine von sechs.
"Es war schon eine längere Geschichte, bis wir so weit waren, es gab reichlich Diskussionen", sagt Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD). Dabei war es nicht vorrangig die Frage, ob die Stadt so einen Schrank aufstellen soll. Es ging viel mehr darum, wo er stehen sollte, wie er aussehen und ganz besonders, wie er finanziert werden sollte.
Das mit der Finanzierung ließ sich für die Stadt auf sehr angenehme Weise lösen. Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels unterstützte das Vorhaben mit einer Spende von 5000 Euro. Nun steht er also, der offene Bücherschrank, und zwar am Arnoldplatz zwischen dem Brunnen und dem Café "Noop". Er ist auch schon gut gefüllt, wozu Brigitte Rößler-Reuß, die Leiterin der Stadtbibliothek, einiges beigetragen hat. Die Neustadter haben das neue Angebot bereits entdeckt. "Ständig sieht man Passanten neugierig am Schrank stehen, die das Infoschild studieren oder Bücher einstellen oder herausnehmen", sagt Brigitte Rößler-Reuß.


Coburg hat schon Erfahrung

Das hatten die Neustadter durchaus erwartet, denn ehe sie den Schrank angeschafft haben, informierten sie sich - unter anderem in Coburg. Petra Schneider betreut dort das Projekt. 2011 wurde am Landestheater der erste, 2015 am Albertsplatz der zweite öffentliche Bücherschrank für die Coburger aufgestellt.
Beide werden rege genutzt. Leute holen sich ein Buch, setzen sich ins Café oder auf eine Parkbank und schmökern. Dann stellen sie das Buch zurück. Andere holen sich gleich mehrere Bücher, haben aber auch einen Beutel mit einigen dabei, die sie dafür in den Schrank stellen. So finden die Nutzer immer neue Bücher und das Projekt bleibt mit Leben erfüllt. Allerdings mag niemand den Schrank und seinen Inhalt so ganz ohne Aufsicht lassen. Es werden "Kümmerer" gebraucht. Leute, wie eben Gisela Wolf, die ab und an schauen, was da so hineingestellt wurde. Sollte jemand versuchen, den Schrank zur Verbreitung von Hetzschriften zu nutzen, dann wissen die Bücherschrankpaten das wohl zu verhindern.
Bücherschränke wie den am Arnoldplatz gibt es in Deutschland schon ein paar Hundert. Es gibt aber auch andere Modelle. So wurde in einigen Orten einfach auf eine nicht mehr benötigte Telefonzelle zurückgegriffen, die kurzerhand zum Bücherschrank umfunktioniert wurde. Wer wissen will, wo er in welcher Stadt so einen öffentlichen Bücherschrank finden kann, der muss nur den Suchbegriff "Liste öffentlicher Bücherschränke in Deutschland" in die Internet-Suchmaschine eingeben. Die beiden Coburger stehen schon drin. Der Neustadter ist noch ein Geheimtipp.