"Es gibt noch viel zu tun, aber ich bin guter Dinge!"

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Margit Fritschi
Margit Fritschi

Die deutsche Fairtrade-Bewegung entstand in den 1970er Jahren. Sie ist mittlerweile zu einer der größten entwicklungspolitischen Bewegungen in Deutschland g...

Die deutsche Fairtrade-Bewegung entstand in den 1970er Jahren. Sie ist mittlerweile zu einer der größten entwicklungspolitischen Bewegungen in Deutschland geworden. Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich in Gruppen, Weltläden oder Kirchengemeinden. Laut Umfragen kennen 83 Prozent der Deutschen das Fairtrade-Siegel, 95 Prozent von ihnen vertrauen darauf. Handelshäuser wie die Gepa vertreiben seit mehr als vier Jahrzehnten fair gehandelte Produkte.
Margit Fritschi aus Buttenheim gehört in ihrem Heimatort zu den Protagonisten der ersten Stunde.

Frau Fritschi, wie sind Sie zur Fairtrade-Bewegung gekommen?
Margit Fritschi: Das ist schon viele Jahre her. An einem Buttenheimer Weihnachtsmarkt bot die Jugend in unserem alten Kindergarten in der Marktstraße einige Waren aus dem Bamberger Weltladen an. Die Produkte und ihre Qualität haben mich angelockt und überzeugt. In der Zeit danach habe ich verstärkt Weltläden in verschiedenen Städten besucht und mich mehr und mehr mit den vielfältigen Zielen des Fairen Handels vertraut gemacht. Als der Fortbestand des Bamberger Weltladens vor etlichen Jahren auf der Kippe stand, habe ich begonnen, in zunehmendem Maße Waren auf diversen Märkten und Festen anzubieten. Mittlerweile bin ich mit meinem eigenen kleinen mobilen Weltladen, dessen Gewinne komplett in soziale Projekte fließen, eine bekannte faire Einrichtung in Buttenheim.

Was heißt für Sie ganz persönlich Fairtrade?
Fairtrade heißt für mich in Kurzform: gerechter, anständiger Lohn für die Arbeit beziehungsweise die Waren von Menschen, denen es bei Weitem nicht so gut geht wie uns. Langfristig kann angemessene Bezahlung in Afrika, Asien und Lateinamerika menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen schaffen und somit als Hilfe zur Selbsthilfe wirken.
Um das Kindern und Erwachsenen einmal deutlich vor Augen zu führen, greife ich auf mein Kaffeebeispiel zurück. Nur allzu oft gibt es in unseren Läden Kaffeeangebote von 500 Gramm für 3,69 Euro. In meinem kleinen Weltladen dagegen kosten 500 Gramm rund 8,50 Euro. Der Kaffeebohnenpflücker verdient dabei dann 13 Cent beziehungsweise 2,80 Euro.
Wie können wir Verbraucher uns verhalten, dass mehr Fairtrade Produkte angeboten werden?
Wir müssen einfach die Augen in den Märkten offenhalten. Es sind bereits sehr viele Produkte mit dem Fairtrade-Siegel im Angebot. Mitunter gibt es sogar ganze Regale mit Gepa-Artikeln. Wenn die Marktleitungen merken, dass die Kunden bewusst und verstärkt faire Produkte kaufen, werden sie darauf sicherlich mit einer entsprechenden Erweiterung des fairen Angebotes reagieren. Gleiches gilt für Fairtradeprodukte in Gaststätten etc. Mit einer ,Geiz ist geil'-Mentalität kommen wir nicht weiter.

Die Gemeinde Buttenheim will zur Fairtrade-Kommune werden. Diese Auszeichnung sollte auch gelebt werden. Welche Grundlagen sind schon vorhanden und wo muss noch nachgearbeitet werden?
Eine gesunde Basis haben wir bereits durch das Projekt Asante (Tiwi, Kenia) der Deichselbachschule, das nun schon seit über zehn Jahren läuft. Mit dem ganzjährigen Verkauf der ,Engel für Afrika' und weiterer Waren aus dieser Initiative haben wir eine direkte Fairtrade-Partnerschaft. Das Lehrerkollegium trinkt in den Pausen seit geraumer Zeit Kaffee aus Fairem Handel. Bürgermeister Karmann und sein Team im Rathaus haben ebenfalls auf fair gehandelten Kaffee, Tee, Trinkschokolade, Würfelzucker, Schokonips und Kleingebäck umgestellt. In vorbildlicher Weise arbeitet das Kirchencafé in Altendorf, unter Leitung von Maritta Ziegmann, nur mit fairen Kaffeebohnen. Mein kleiner mobiler Weltladen bietet alle drei bis vier Wochen nach den Sonntagsgottesdiensten ein umfangreiches Sortiment an fairen Lebensmitteln und Kunsthandwerk an. Auch bei Elternsprechtagen und Schulfesten, beim Weltgebetstag der Frauen, beim Fastenessen oder an der Buttenheimer Kerwa bin ich mit meinem Weltladen dabei. Unsere beiden Supermärkte in Buttenheim bieten bereits etliche fair gehandelte Produkte an und haben ihre Bereitschaft zur engen Zusammenarbeit in Richtung Fairtrade-Gemeinde signalisiert. In den kommenden Wochen und Monaten stehen Gespräche mit Gaststätten, unserer Bäckerei und den Kindergärten an, um in Zukunft auch dort mit dem einen oder anderen fairen Lebensmittel zu agieren. Auch im Pfarrbüro, bei Vereinen und in Firmen muss in Sachen Fairtrade noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. Es gibt viel zu tun, aber ich bin guter Dinge!

Die Fragen stellte
Andrea Spörlein.