Auf Initiative der "offenen Gesellschaft" trafen sich zahlreiche Jugendliche beim THW, um über die Bedeutung des Ehrenamtes zu diskutieren.
Rund 30 Jugendliche und Junggebliebene diskutierten beim Ortsverband Bamberg des Technischen Hilfswerkes (THW) zusammen mit anderen Blaulichtorganisationen über die Zukunft des Landes. Auf die Beine gestellt wurde das Jugendforum von der "Offenen Gesellschaft". Diese hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit jungen Menschen über die Zukunft des Landes zu diskutieren. Sprich was gut läuft und was sich ändern müsste.
Unter dem Motto: "Utopie oder Alltag" schlugen die beiden Moderatoren des Abends, Stefanie und Konstantin, den Teilnehmern fünf Themen zur Diskussion vor. Darunter beispielsweise die Flüchtlingskrise, den Klimaschutz oder wie viel Zeit jeder auf Arbeit verbringen sollte. Dennoch entschlossen sich die Jugendlichen am Ende über das Thema "Die Jugend und das Ehrenamt" zu reden.
Dabei beschäftigte die Jugendlichen unter anderem die Frage, warum immer weniger junge Menschen Zugang zu ehrenamtlichen Tätigkeiten haben. "Die Auswahl an Freizeitattraktivitäten ist enorm groß. Sie reicht vom Fußballverein über Tanzen bis hin zum Kletterverein", unterstrich einer der Teilnehmer des Jugendforums. Gleichzeitig bliebe den jungen Menschen, nicht zuletzt aufgrund des G-8-Gymnasiums, immer weniger Zeit zur freien Verfügung. Da blieben Hilfsorganisationen wie das THW, die Feuerwehr, die Wasserrettung oder Rotes Kreuz oftmals auf der Strecke. Zumal die Betätigung im Fußballverein "höher" angesehen sei als der Dienst in einer Blaulichtorganisation.
Mitgliederschwund
"Immer mehr Jugendliche achten auf ihren Status. Da braucht es teure Klamotten, gute Smartphones und eine prestigeträchtige Freizeitbeschäftigung. Das Ehrenamt hat dabei keinen allzu großen Stellenwert", argumentierte eine junge Frau, die sich selbst bei der Wasserrettung engagiert. Daher sei es auch nicht weiter verwunderlich, dass sämtliche Blaulichtorganisationen seit Jahren unter Mitgliederschwund beziehungsweise über mangelnden Nachwuchs klagten. So schaffe es beispielsweise der Malteser Hilfsdienst gerade noch, ausreichend Ehrenamtliche für den Katastrophenschutz zu finden.
Hinzu komme, dass später bei Arbeitgebern oftmals die Mitgliedschaft in einem Sportverein mehr Akzeptanz finde als eine ehrenamtliche Tätigkeit bei einer Blaulichtorganisation. "Denn viele Arbeitgeber fürchten, dass freiwillige Helfer, die der Feuerwehr, den Rettungsdiensten oder dem Katastrophenschutz angehören, zu viel durch Einsätze am Arbeitsplatz ausfallen können", sagte einer der Teilnehmer.
Aber nicht nur von Seiten der Arbeitgeber mangele es vielerorts an Anerkennung für das Ehrenamt, sondern auch von Seiten der Politik und der Gesellschaft. Gerade jetzt kurz vor den Wahlen würden sich Politiker vermehrt zeigen, die man die letzten Jahre nicht beziehungsweise nur kurz zu sehen bekommen habe.
"Selbst im eigenen Freundeskreis werden sportliche Leistungen weitaus mehr geachtet als eine ehrenamtliche Dienstleistung im Falle einer Katastrophe oder eines Unglücks", beklagten die Forumsteilnehmer. Daher würde es sicherlich mehr als gut tun, so die Meinung, wenn für alle Schulabgänger - Jungen und Mädchen - ein verpflichtendes Soziales Jahr eingeführt werden würde. Zumindest die große Mehrheit der Diskussionsteilnehmer sprach sich für einen solchen Weg aus.
Eine weitere Forderung, die mehrheitlich Anklang fand, war, dass alle Blaulichtorganisationen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt bekommen sollten, um ihre Aufgaben auch nachhaltig durchführen zu können.
Das Bamberger Jugendforum war die dritte Veranstaltung dieser Art, es konnte sowohl analog wie auch digital per Handy mitdiskutiert werden. Weitere sollen in den nächsten Wochen folgen. Und am Ende der kleinen Reihe wollen die Verantwortlichen der "offenen Gesellschaft" das gesammelte Meinungsbild der Jugendlichen durch verschiedene Kanäle an die Politiker weitergeben.