Erst Fischkal, dann Fußball

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Anhand der Bevölkerungspyramide erklärt Karsten Fischkal, dass Kinderbetreuungsplätze und barrierefreies Wohnen dringend ausgebaut werden müssen. Fotos: Barbara Herbst
Anhand der Bevölkerungspyramide erklärt Karsten Fischkal, dass Kinderbetreuungsplätze und barrierefreies Wohnen dringend ausgebaut werden müssen.  Fotos: Barbara Herbst
 

Bürgerversammlung  Beim Infoabend in der Aischgrundhalle erklärte der Bürgermeister, wie es in Adelsdorf weitergehen soll. Mehr als 40 Einwohner kamen allerdings nicht.

von unserem Redaktionsmitglied Sarah Dann

Adelsdorf — Ob es am bevorstehenden EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Irland lag, oder die Adelsdorfer sich aktuell einfach gut in ihrer Gemeinde aufgeklärt fühlen, die Bürgerversammlung mit Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) konnte fast pünktlich zum Anstoß abgepfiffen werden.
In seiner Präsentation schnitt Fischkal unter anderem die Themen Bevölkerungspyramide, neue Baugebiete und die Schuldenentwicklung in Adelsdorf an. Die Schulden pro Kopf sind seit 2013 (1094,92 Euro) weiter auf aktuell 929,64 Euro gesunken. Fischkal ist sich sicher: "Der Kassenkredit liegt Ende des Jahres bei null Euro." Der Kassenkredit, erklärt er, ist für eine Gemeinde vergleichbar mit einem privaten Girokonto, das überzogen wurde.
Eine der entscheidenden Herausforderungen für die Gemeinde ist, dass Betreuungsplätze für die Kinder geschaffen werden müssen.

1. Bauen
Das umstrittene Baugebiet am Schulsportplatz sei mittlerweile verkauft. Auf dem Gelände soll barrierefreier Mietraum entstehen. Im Baugebiet Am Reuthsee wird es 580 Parzellen geben. Insgesamt konnte Fischkal noch nicht sagen, wie viele Wohneinheiten entstehen und mit wie viel Zuzug Adelsdorf dadurch rechnen kann. Was er aber sicher wusste: "Die Kläranlage packt das. So oft können die Neuen gar nicht auf's Klo gehen."

2. Flüchtlinge
Da Helga Seile aus ihren bisherigen Praxisräumen in die Räume von Schuh Fröhlich umziehen wird, können in der Aischer Straße sechs weitere Flüchtlinge untergebracht werden. Aktuell leben in Adelsdorf bereits 32 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und acht erwachsene Asylbewerber. Fischkal verwies außerdem auf die Internetseite adelsdorf-hilft.de.

3. Kinderbetreuung
Zwischen 3,9 und 4 Millionen Euro - abzüglich der Fördergelder - wird die Gemeinde Adelsdorf in die Kinderbetreuung noch stecken müssen. Der F-Bau der alten Schule könne für rund zwei Millionen Euro zu einem Trakt für vier Gruppen mit je 25 Kindern ausgebaut werden, rechnete der Bürgermeister vor. Doch schon die aktuellen Prognosen offenbaren, dass im Herbst 2016 zehn Kinderbetreuungsplätze fehlen würden. Ab Januar 2016 kann die Zahl der Krippenplätze von 75 auf 99 aufgestockt werden. Durch die Tarifverhandlungen der Erzieher kommen auf die Kommune ungefähr Mehrkosten in Höhe von 30 000 Euro zu.

4. Gewerbegebiete
Fischkal kündigte außerdem an, dass er mit Gemeinderäten am 21. Oktober einen Termin bei der Regierung habe, um über die neugeplanten Gewerbegebiete zu sprechen. Aktuell stehe noch eine politische Entscheidung aus, ob die neuen Gewerbegebiete weiter außerhalb vom Ort genehmigt werden können.

5. Verkehr
Im Dialog mit den Bürgern wurde der Rathauschef gefragt, wie es mit der Autobahnabfahrt von Nürnberg kommend in Richtung Adelsdorf weitergehen wird. Brigitte Schlumberger beschrieb die Linksabbiegespur als lebensgefährlich. In ihrem zweiten Anliegen kritisierte sie das öffentliche Verkehrsnetz in Richtung Forchheim. "Der komplette ÖPNV wird sich verbessern", sagte Fischkal und fügte hinzu, dass er wisse, dass die Busverbindung in Richtung Forchheim nicht das einzige Problem in Sachen öffentlicher Verkehr sei.

6. Demografie
"In Adelsdorf wird noch geheiratet, hier ist die Welt noch in Ordnung", sagte Bürgermeister Fischkal. Mit dem Blick auf die aktuelle Bevölkerungspyramide musste er am Donnerstagabend kein Horrorszenario ankündigen. Doch auch wenn es in Adelsdorf relativ stabil aussehe, müssen die Zahlen beobachtet werden. Als Fischkal sein Bürgermeisteramt 2008 antrat, seien zum Beispiel in Neuhaus noch über 1000 Einwohner gemeldet gewesen. Mittlerweile ist Neuhaus bei 957 Einwohnern angekommen: Nicht dramatisch, aber man müsse dringend schauen, wie man hier Bauland entwickelt, erklärte Fischkal. Und: barrierefreies Wohnen - gerade für die älteren Bewohner.

Zum Ende der Bürgerversammlung - parallel wurde das Länderspiel angepfiffen - erkundigte sich ein Bürger nach der 100-Meter-Bahn: "Das Sportabzeichen 2016 kann stattfinden", antwortete der Bürgermeister und pfiff den ruhig verlaufenen Infoabend mit zwei Fingern ab.