Erst die Politik, dann das Personal

1 Min
Der aktuelle und der künftige Oberbürgermeister mit der Coburger Stadtfahne: Dominik Sauerteig (links) übernimmt am 1. Mai das Amt von Norbert Tessmer. Schon ab heute will der künftige OB sich einarbeiten. Foto: Matthias Hoch
Der aktuelle und der künftige Oberbürgermeister mit der Coburger Stadtfahne: Dominik Sauerteig (links) übernimmt am 1. Mai das Amt von Norbert Tessmer. Schon ab heute will der künftige OB sich einarbeiten. Foto: Matthias Hoch

In knapp fünf Wochen endet die Amtszeit des jetzigen Stadtrats. Bis dahin werden die künftigen Mandatsträger versuchen, zu klären, wie sie zusammenarbeiten wollen.

Dominik Sauerteig (SPD) ist nicht der einzige Gewinner der Stichwahl am Sonntag: Weil durch Sauerteigs Wahl zum Coburger Oberbürgermeister sein Stadtratssitz frei wird, rückt auf der SPD-Liste Martin Lücke nach. Mit Sauerteig als OB verfügt die SPD im neuen Stadtrat über zehn Stimmen. Die CSU als zweitgrößte Fraktion hat acht; gesellen sich wieder die zwei verbliebenen Vertreter der Jungen Coburger (JC) dazu, dann wären sie stärkste Fraktion noch vor der SPD. Eigentlich haben die JC drei Kandidaten in den Stadtrat gebracht, aber Alper Hasirci hat schon angekündigt, die Gruppierung zu verlassen. Wem er sich anschließt, ist noch offen. Interessant ist die Frage nicht nur wegen möglicher politischer Folgen, sondern auch, weil die Fraktionsgröße darüber entscheidet, wer wie viele Sitze in welchen Senaten erhält. Und dann wäre ja noch der eine oder andere Posten zu verteilen - wer wird Zweiter, wer Dritter Bürgermeister? Und: Werden diese Posten überhaupt wieder hauptamtlich besetzt?

Gespräche mit fast allen

Aber über solche Fragen werde noch lange nicht geredet, sagt Dominik Sauerteig. "Im Vordergrund steht immer noch, dass wir über politische Inhalte sprechen." Denn klar ist auch: Um eine Mehrheit im Stadtrat zu bilden, braucht es mindestens drei Fraktionen. Ab drei Stadtratsmitgliedern ist Fraktionsstatus erreicht, zumindest nach der jetzt gültigen Geschäftsordnung. Demnach hätte der künftige Stadtrat im Moment fünf Fraktionen (SPD, CSU, Grüne, WPC, CSB), zwei Zweiergruppen (JC, FDP) und fünf Einzelstadträte (Linke, ÖDP, Coburger Liste, AfD, Hasirci). Bis zum 1. Mai, wenn die neue Wahlperiode beginnt, kann sich da noch einiges bewegen. "Bei den schwierigen Mehrheitsverhältnissen ist es normal, dass man mit allen redet", sagt Sauerteig. "Mit Ausnahme des AfD-Stadtrats." Schon ab heute will Sauerteig in der Stadtverwaltung mitarbeiten. Daneben will er Akten der DGB-Rechtsstelle in Würzburg aufarbeiten. Sauerteig hatte sich drei Monate von der Arbeit für den Wahlkampf freistellen lassen, "sonst wäre das nicht zu schaffen gewesen". Am Montag hatte er noch frei, saß aber ab 8 Uhr vorm PC und beantwortete Glückwunschnachrichten. "Ich habe mich sehr gefreut, dass auch ganz normale Menschen mir gratuliert haben, wie Busfahrer von den SÜC, die ich nicht mal persönlich kenne." Am Abend vorher hat er sogar gefeiert - trotz Corona, per Skype-Chat. "Wir waren bis zu 25 Leute. Das hat sogar Spaß gemacht. Und man merkt, dass die Digitalisier schon weiter ist, als man im Alltag meistens merkt."