Entsteht hier ein Koloss?

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An der Ecke Adam-Krapp-Straße/Pfarrer-Berger-Straße darf nun ein Sechsfamilienhaus gebaut werden. Foto: Barbara Herbst
An der Ecke Adam-Krapp-Straße/Pfarrer-Berger-Straße darf nun ein Sechsfamilienhaus gebaut werden. Foto: Barbara Herbst

Bei Anwohnern im Baugebiet "Am Semmelberg" in Sassanfahrt geht die Angst um: Statt zwei Einfamilienhäusern, wie ursprünglich geplant, entsteht hier nun ein Sechsfamilienhaus - das Ende der Beschaulichkeit?

Wo an der Ecke Adam-Krapp-Straße/Pfarrer-Berger-Straße zwei Einfamilienhäuser mit je zwei Wohneinheiten entstehen sollten, darf nun ein Sechsfamilienhaus gebaut werden. Diese scheinbare Marginalie löste unter vielen Nachbarn und Bewohnern des Baugebietes "Oberer Semmelberg" in Sassanfahrt eine bislang unbekannte Protestwelle aus, der sich ein Teil des Marktgemeinderates schweigend anschloss. Mit 14:9 erhob das Gemeindeparlament die 1. Änderung des Bebauungsplanes zur Satzung.
Fraglich, ob damit das letzte Wort in der Angelegenheit gesprochen ist: Bei den Vorbehalten unter den besorgten Sassanfahrtern ist ein Nachspiel vor dem Verwaltungsgericht nicht ausgeschlossen. Viele Nachbarn wollen keinen "Koloss" in dem kleinteiligen, beschaulichen Siedlungsgebiet haben und fürchten weitere Aufweichungen des alten Bebauungsplanes aus dem Jahr 2001.


Argumente nicht stichhaltig?

Die mit der Planung beauftragte Ingenieuraktiengesellschaft "Höhnen & Partner", die Gemeindeverwaltung und letztlich auch die Mehrheit des Gemeinderates halten die Argumente der Projekt-Gegner allerdings nicht für stichhaltig. Aus dem Umstand, dass nur zwei zusätzliche Wohnungen auf der infrage kommenden Fläche errichtet werden sollen, werden die Befürchtungen zerstreut: Weder werde das Gebäude kolossale Ausmaße haben, noch werde der Anliegerverkehr durch maximal vier zusätzliche Fahrzeuge nennenswert mehrbelastet, so sind die umfangreichen Stellungnahmen zu den Eingaben der Bürger zusammenzufassen.
Der Bau- und Umweltausschuss des Marktgemeinderates hatte dem Projekt im Frühjahr 2016 schon zweimal zugestimmt. Das Landratsamt forderte allerdings die Änderung des Bebauungsplanes und damit kam der Stein ins Rollen. Bei den Anhörungsverfahren wurden zahlreiche Einwände erhoben und es bildete sich eine Bürgerinitiative, die immerhin 86 Unterschriften gegen das Projekt sammelte. In der Zwischenzeit hat allerdings das Landratsamt Zustimmung zu der Änderung des Bauleitplanes signalisiert. Und die Bezirksregierung kam nach eingehender Prüfung zu dem Ergebnis, dass sowohl das Verfahren wie auch die vorgelegten Unterlagen als auch die Abwägung weder formell noch materiell-rechtlich zu beanstanden seien. Das wird seitens der Gemeinde mehrfach versichert.


Hilferuf beim Landrat

Zwei Nachbarinnen, Gabriele Meisner und Renate Strohhöfer, haben unterdessen Landrat Johann Kalb (CSU) um Beistand gebeten. Sie klagen darüber, dass die Anliegen von über 80 Sassanfahrtern von einem Ingenieurbüro "zerpflückt und mit Paragraphen, technischen Daten über die Beschaffenheit der Straßen, Abwasserkanäle etc. niedergemacht" würden. Die menschlichen, subjektiven Empfindungen und Belange der Bürger blieben aber außen vor, nur, um dem kommerziellen Investor ein Bauvorhaben zu ermöglichen.
In diversen Einwänden der Beschwerdeführer wird vor Folgerungen für 17 noch unbebaute Grundstücke in dem Baugebiet gewarnt, die sich im Eigentum einer Familie befänden. Und dieser Eigentümer soll nach Kenntnis einiger Bewohner bereits einen Antrag auf Änderung in zweigeschossige Bauweise mit Mehrfamilienhäusern gestellt haben. Dazu nahm der Marktgemeinderat neuerdings keine Stellung. In dem 23-seitigen Konvolut aus Eingaben der Bürger und Kommentaren des Gemeinderates klingt nur mit einem Satz an, dass am "Oberen Semmelberg" die Bereitschaft, Abweichungen vom Bebauungsplan durchgehen zu lassen, beendet ist. Da wird bestätigt, dass zwar auch einige der Einwendungsführer und Mitglieder der Bürgerinitiative von früheren Ausnahmegenehmigungen profitiert hätten, aber: "Von diesem bisher im Baugebiet gewählten Weg wird zukünftig Abstand genommen. Eine Ungleichbehandlung ist nicht erkennbar."


Mehrheit für Änderung

Damit gab sich die Mehrheit des Marktgemeinderats zufrieden. 14 Räte stimmten für und neun gegen die Änderung des Bebauungsplanes. Mit der öffentlichen Bekanntmachung tritt sie demnächst in Kraft und dann wird es wohl nicht lange dauern, bis die Baupläne vorgelegt werden.