Bernd A. Windsheimer Nach zweijähriger Vorbereitungszeit durch die Bayerische Schlösserverwaltung konnten im August vier neue Hochvitrinen im Armeemuseum Fr...
Bernd A. Windsheimer
Nach zweijähriger Vorbereitungszeit durch die Bayerische Schlösserverwaltung konnten im August vier neue Hochvitrinen im Armeemuseum Friedrich der Große auf der Plassenburg installiert werden. Drei davon sind Spezialthemen gewidmet, wie etwa dem Frieden von Hubertusburg von 1763. Sie werden in unserer Reihe "Objekt des Monats" noch vorgestellt.
Die vierte Vitrine ist kleinen halbjährlichen Sonderschauen vorbehalten, welche Aspekte des friderizianischen Preußen dem Besucher nahebringen sollen. Aktuelles Thema ist momentan "Friedrich im Film".
Die Quellenlage war und ist sehr gut. Dennoch verschwindet das reale Bild des Herrschers hinter unzähligen populären Darstellungen, wozu auch das Medium Film zählt. Je nach politischer Stimmung und Zeitgeist prägten diese Filme das Geschichtsbild der Deutschen.
Der älteste erhaltene Streifen "König und Page" stammt aus den Anfängen der Kinematografie. Er wurde noch als Stummfilm in der Kaiserzeit 1910 gedreht und hatte als Grundlage eine bekannte Anekdote.
Große Ähnlichkeit
Erst nach dem Friedensdiktat von Versailles 1919 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wird Friedrich der Große als Person politisch instrumentalisiert. Jetzt schlägt die Stunde des Schauspielers Otto Gebühr. Er wird in 16 Spielfilmen - meist von der UFA-Filmgesellschaft produziert - von 1920 bis 1942 den König verkörpern. Aufgrund seiner großen Ähnlichkeit mit Friedrich wurde die Person zu seiner Lebensrolle.
In der Weimarer Republik wurden die Friedrich-Filme sowohl als Unterhaltungsmedium produziert ("Die Tänzerin von Sanssouci", 1932) als auch als Träger politischer Botschaften: Das Feld einer riesigen gegenseitig verfeindeten Parteienlandschaft sollte durch einen starken Mann wieder geeint werden und dieser das Vaterland zu neuer Größe führen. Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der UFA verstieg sich ein Kommentator kürzlich sogar zu der Behauptung, dass es ohne die Fridericus-Rex-Filme kein Ende der Weimarer Republik und dadurch eine Machtübernahme durch Hitler gegeben hätte.
Nach Hitlers Regierungsantritt 1933 wurde die UFA in staatliche Hände überführt und die Figur des Königs politisch missbraucht: Er sollte als Durchhaltestratege die Deutschen zum Endkampf gegen den übermächtigen gnadenlosen Feind motivieren ("Der große König", 1942).
Grandiose Verfilmung
Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg erlosch verständlicherweise das filmische Interesse am historischen Friedrich II. Erst mit der grandiosen Verfilmung der "Merkwürdigen Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck" (ZDF 1972) wagte man den politisch nicht mehr belasteten König filmisch darzustellen.
Die kleine Sonderausstellung bezieht sich fast ausschließlich auf die Zeit der Weimarer Republik und zeigt unter anderem das Selbstportrait von Otto Gebühr, der sich auch als Maler betätigte. Das Gemälde entstand kurz nach den Dreharbeiten zu "Der Alte Fritz" 1927/28.
Mehr Infos unter
www.armeemuseum-plassenburg.de.