Urlaubsgrüsse (3) Ebermannstadt entwickelte sich touristisch prächtig, obwohl der Ort nur über wenige spektakuläre Sehenswürdigkeiten verfügte. Im Sommer 1929 kamen laut Fremdenverkehrsstatistik 1291 Gäste.
von unserem Mitarbeiter Reinhard Löwisch
Ebermannstadt — Mittlerweile (Statistik für 2013) kommen alljährlich rund 28 500 Urlauber nach Ebermannstadt. Sie generieren rund 77 000 Übernachtungen; das bedeutet eine Menge an pekuniärem Umsatz. Der Tourismus entwickelte sich vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten enorm.
Ebermannstadt (fränkisch: Ärmerschtoodt) entstand wohl vor der Besiedlung der Franken im sechsten Jahrhundert, der Name geht auf Ebermar, einen Stammeshäuptling, zurück. Von einem Städtchen "das den Wiesentfluss getheilt zur rechten und linken Seite hat und mit einem Wall und Graben umgeben ist", so Johann Baptist Roppelt 1801 in seiner Beschreibung des Hochstiftes Bamberg.
Er schreibt weiter: "Die Lage ist eine der angenehmsten wegen des herrlichen Wiesengrundes und Wiesentflusses worin unter anderen Fischen die größten Forellen angetroffen werden.
Die Stadt hat nebst dem oben bemerkten Gebäuden ein Rathhaus auf dem Markt, ein Badhaus, zwei Gemeindebräuhäuser, 105 andere Häuser, worunter viele Wirthsschenken sind, 57 Stadel und vier Mühlen. Auch ist ein fürstlicher Revierjäger hier."
Entwicklung zum Schulstandort Roppelt konnte damals nicht ahnen, dass sich das Städtchen Ebermannstadt im 20. Jahrhundert zu einer Kreisstadt und einem der wichtigsten Orte der Region entwickelte und zum größten Schulstandort der Region. Das hat Ebermannstadt seiner geografischen Lage zu verdanken. Der Ort ist zu einem Sammelpunkt der wichtigsten Nahverkehrswege geworden, verfügt über einen Bahnhof, ja sogar einen kleinen Flugplatz gibt es im Gemeindebereich und früher gab es mit dem Wiesent boten sogar eine eigene Zeitung.
Die Ersterwähnung des Ortsnamens datiert Dorothea Fastnacht in ihrem historischen
Ortsnamenbuch auf das Jahr 981. 230 Jahre später taucht das Geschlecht der Schlüsselberger in Ebermannstadt auf. Sie sorgen 1323 dafür, dass der Ort Markt- und Stadtrecht bekommt. Damit war der wirtschaftliche Aufschwung programmiert.
Die Hussiten brannten 1430 die Stadt nieder. 1469 wurde die Gemeinde zur selbständigen Pfarrei erhoben. Ein Streit um Braurechte mit dem benachbarten Pretzfeld führte 1510 zum Bierkrieg. Das Ende des Zweiten Markgrafenkriegs 1552 brachte die Verwüstung Ebermann stadts durch Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten die Schweden 1633 den Ort und im 19. Jahrhundert die Franzosen.
Die Romantiker Touristisch entwickelte sich der Ort prächtig - obwohl er nur über wenige spektakuläre Sehenswürdigkeiten verfügte.
Schon 1793 schrieben die beiden Romantiker Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck über Ebermannstadt: "Dann kamen wir nach Ebermannstadt, eine kleine katholische Stadt; Kruzifixe und Heiligenbilder findet man allenthalben hier, selbst an den Landstraßen im Überfluss. Die Leute im Bayreuthischen und der ganzen Gegend sind prächtig, wie ich denn überhaupt die Katholiken lieber leiden mag als meine frostigen Religionsverwandten. Sie haben noch weit mehr vom religiösen Enthusiasmus, sie sind alle sehr freundlich und höflich, sie gehen ganze Strecken mit, um einem den Weg zu weisen. Wenn man nach dem Weg fragt, sind gleich sechs Leute da, die antworten wollen. Im Wirtshaus kommt einem oft die ganze Familie entgegen, kurz, sie sind meistenteils so zuvorkommend höflich und freundlich, als ich es nie geglaubt hätte, da man immer von der Tücke der Katholiken gegen Lutheraner so vieles spricht.
In Ebermannstadt waren alle Leute sehr freundlich, besonders die Frauenzimmer, die im Katholischen fast alle blond sind, blaue Augen und einen gewissen schwärmerischen Madonnenblick haben. Die Männer haben fast alle schwarze Haare und sehen aus wie Petrus und Judas auf ihren Gemälden und haben einen scharfen und festen Charakter."
Das muss sich herumgesprochen haben, denn seither sind immer mehr Gäste nach Ebermannstadt gekommen. 1925 schrieb der örtliche Fremdenverkehrsverein: "Der Fremdenverkehr in Ebermannstadt hat in diesem Sommer dank der eifrigen Propaganda einen derartigen ungeahnten Aufschwung genommen, dass sich der Stadtrat veranlasst sah, die Schaffung einer modernen, allen Anforderungen entsprechenden Badeanlage in nächster Nähe der Stadt zu beschließen. Der Voranschlag beträgt 10 000 Mark." Im Sommer 1929 kamen laut Fremdenverkehrsstatistik schon 1291 Gäste nach Ebermannstadt.
Laut Wirtschaftsbericht des Tourismusverbandes Franken von 2011 verbraucht jeder Übernachtungsgast in der Fränkischen Schweiz rund 86 Euro am Tag. Das bedeutet für Ebermannstadt eine touristische Jahreseinnahme von 6,6 Millionen Euro. Insgesamt sind es mehr als 20 Millionen Euro Umsatz. Der Rest von 13 Millionen Euro wird von Tagesbesuchern generiert.