Lothar Matthäus ist der bekannteste Sohn der Stadt Herzogenaurach. Das liegt an seiner großartigen Fußballerkarriere. Als Weltmeister kehrte er 1990 in die Stadt zurück, wo diese Karriere einst begann.
Michael Busch
Helmut Fischer kennt ihn vermutlich wie kein Zweiter in Herzogenaurach. "Ich habe ihm immer mal gesagt, dass er am Boden bleiben muss", erklärt das Puma-Urgestein Fischer. Der war als Marketingleiter verantwortlich für die "Stars", die unter dem Zeichen der Raubkatze auftraten.
Jeder wollte dabei sein
Und er erinnert sich noch gut an den heißen Tag im Juli 1990, als der frischgebackene Weltmeister in seine Heimatstadt "einmarschierte". Fischer: "Der Marktplatz war voll, so etwas hatte es noch nicht gegeben." Der damalige Bürgermeister Hans Lang, die Stadträte, die Bevölkerung, Freunde, aber auch Menschen, die "Loddar" noch nicht getroffen haben, wollten dabei sein, wenn der Weltmeister auftrat.
Die, die ihn kannten - und da gehörte auch Fischer dazu - wussten Bescheid über die einzigartige Karriere. Der am 21.
März 1961 geborene Franke hatte frühzeitig die Leidenschaft zum Fußball entdeckt. Im Alter von neun Jahren begann Matthäus beim örtlichen 1. FC Herzogenaurach mit dem Fußballspielen und durchlief die Jugendabteilung des Vereins. Nach dem Ende seiner Schulzeit begann er mit einer Lehre zum Raumausstatter, konzentrierte sich aber weiterhin auf den Fußball. Mit 18 Jahren wurde er deutscher A-Jugendnationalspieler. 1971 bis 1979 spielte er beim 1. FC Herzogenaurach. Für Matthäus ein Glücksfall, denn der 1. FC war zu dieser Zeit der "Puma-Club".
Die richtigen Leute entdeckten sein Talent früh und waren sich sicher, dass aus dem "fränkischen Bub" etwas wird. "Ein Glücksfall", so Fischer, "war, dass er dem Angebot widerstand, schon frühzeitig zum 1.
FC nach Nürnberg zu wechseln." Die Ausbildung in Herzogenaurach, der frühzeitige Bezug zu seinem Sponsor und die gute Beratung führten dazu, dass er als 18-Jähriger zur Borussia Mönchengladbach wechselte.
Titel über Titel
Der Weg wurde mit dem Trainer und Förderer Jupp Heynckes beschritten. Matthäus schaffte den Sprung in die Stammelf. Gleich in seiner ersten Saison erreichte Matthäus mit der Mannschaft das Finale des UEFA-Pokals.
Der weitere fußballerische Karriereweg über die Stationen Bayern München und Inter Mailand ist bekannt. Allein das machte den Ausrüster und die Herzogenauracher schon stolz. Das Sahnehäubchen gab es dann aber 1990 bei der Weltmeisterschaft in Italien und der zusätzlichen Auszeichnung ein Jahr später zum "Weltfußballer des Jahres". Erstmalig wurde dieser Titel 1991 vergeben.
Der Titel "Weltsportler des Jahres" komplettierte den Auszeichnungsreigen. Unbegreiflich für die Einwohner der Kleinstadt. Einer von ihnen war plötzlich weltbekannt. "Man wusste wohl auch, dass dies nicht wieder passiert. Dass es in Herzogenaurach wohl eine Einmaligkeit bleiben wird", erzählt Fischer.
Und heute, 36 Jahre später, mit einem 55-jährigen Sportler, der in den letzten Jahren immer noch Schlagzeilen füllte? Helmut Fischer sagt: "Er wird reifer, er hat gelernt. Für Puma ist er als Berater aktiv." Einen Auftritt wie 1990 wird es wohl nicht mehr geben, aber der berühmteste Sohn Herzogenaurachs wird immer ein Botschafter der Stadt bleiben.