Ein lang geplanter Lückenschluss

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Bis Sommer 2016 soll in der Tiefe des Grundstücks ein Haus mit vier Wohnungen entstehen. Alle Fotos: Ronald Rinklef
Bis Sommer 2016 soll in der Tiefe des Grundstücks ein Haus mit vier Wohnungen entstehen.   Alle Fotos: Ronald Rinklef
Die aktuelle Aufnahme zeigt die zur Großbaustelle gewordene Freischankfläche. Im Hintergrund ist die Stadtbücherei zu erkennen.
Die aktuelle Aufnahme zeigt die zur Großbaustelle gewordene Freischankfläche. Im Hintergrund ist die Stadtbücherei zu erkennen.
 
Im Herbst 2003 standen die Baracken noch, als Gabriele Tonin (rechts) und Stephan Gleisner ihre Pläne mit dem Grundstück vorstellten.
Im Herbst 2003 standen die Baracken noch, als Gabriele Tonin (rechts) und Stephan Gleisner ihre Pläne mit dem Grundstück vorstellten.
 

Kettenbrücke  Die Freischankfläche des Cafés Bassano wird in Zukunft viel kleiner sein. Sein Inhaber setzt ein der Stadt gegebenes Versprechen um und hat mit dem Bau eines Wohnhauses begonnen. Ein zweites entsteht später an der Straße.

von unserem Redaktionsmitglied 
Jutta Behr-Groh

Bamberg — Neubau-Grundstücke mitten in Bamberg sind eine echte Rarität. Zwei gibt es an einer Stelle, wo sie die wenigsten vermuten dürften: an der Kettenbrücke. Sie waren lange nicht als solche zu erkennen, weil das Café Bassano sie als Freischankfläche genutzt hat.
In Zukunft wird die Terrasse des Eiscafés sehr viel kleiner sein, denn jetzt werden die beiden Baurechte verwirklicht, die es nach dem Bebauungsplan der Stadt an dieser Stelle gibt. Hintereinander angeordnet und zeitlich nacheinander sollen bis 2017 zwei Wohnhäuser entstehen. Das Vordergebäude wird zugleich eine der letzten Bamberger Baulücken schließen, die noch auf den Zweiten Weltkrieg zurückgeht.
Claus Reinhardt spricht namens des städtischen Baureferats von einem städtebaulichen Missstand, der nun endlich behoben werde. Der Gartenbetrieb des Eiscafés war nach seinen Angaben von Anfang an an die Bedingung geknüpft, dass die Baulücke nach spätestens zehn Jahren aus dem Stadtbild verschwinden muss.


Bauherr erfüllt Auflage

Die zehn Jahre sind vorbei und Eigentümer Gabriele Tonin löst sein Versprechen ein: Die Freischankfläche ist seit einigen Wochen Großbaustelle.
Dem stadtbekannten Wahl-Bamberger aus Norditalien gehört die hintere Hälfte des Grundstücks. Nach den Plänen von Architekt Stephan Gleisner entsteht ein Haus mit vier 60-Quadratmeter-Wohnungen in den Obergeschossen und vier Stellplätzen im Parterre. Sofern Tonin mit seiner Familie nicht selbst enzieht, will er vermieten.
Das vordere Grundstück hat Matthias Bornhofen gekauft. Es ist die besondere Lage und Vorgeschichte, die den Bamberger Architekten reizt: "Das ist ja so das letzte Neubau-Grundstück in der Innenstadt."


Durchgang wird neu geschaffen

Fertige Entwürfe für den Lückenschluss hat er noch nicht, aber klare Vorstellungen für die Nutzung des Hauses: es entstehen sechs Eigentumswohnungen, das Erdgeschoss wird vielleicht gewerblich genutzt. Er kündigt eine enge Abstimmung mit der Denkmalpflege und dem Stadtgestaltungsbeirat an.
Soviel steht fest: Das Vorderhaus bekommt eine Durchfahrt zum rückwärtigen Gebäude, die zugleich als öffentliche Verbindung von der Kettenbrücke zur Stadtbücherei und zum Caritas-Haus dienen wird. Der Weg führt dann auch zum deutlich verkleinerten Garten, der dem Café Bassano bleibt.
Das Grundstück an der Kettenbrücke lohnt einen kurzen Rückblick. Man kann sich schließlich kaum mehr vorstellen, dass das Stadtbild an dieser wichtigen Verbindung zwischen Bahnhof und Innenstadt noch Anfang 2004 von Nachkriegs-Baracken geprägt worden ist.


Bis 2004 standen noch Baracken

Die Behelfsbauten beherbergten drei recht beliebte Geschäfte, in denen man Südfrüchte, Mode und alles rund ums Fotografieren kaufen konnten. Sie fielen erst, nachdem Tonin das Grundstück erworben hatte, um sein im Eckhaus zur Königstraße hin schon eröffnetes Café um eine Terrasse zu ergänzen. Mit dem Abbruch der Provisorien und dem Einebnen der Fläche war es allerdings nicht getan. Es galt, die unter der künftigen Terrasse liegenden mittelalterlichen Keller und Brunnen dauerhaft zu schützen. Das geschah im Hinblick auf die geplante Schließung der Baulücke mit einer Bodenplatte aus Beton. Weil damals schon die Leerrohre für alle Versorgungsleitungen verlegt wurden, gehe der Hochbau jetzt um so zügiger, so Architekt Gleisner. Das hintere Haus soll im Sommer 2016 bezugsfertig sein, der Lückenschluss 2017 erfolgen.