Mariä Himmelfahrt ist im Landkreis Kulmbach nur in Kupferberg, Ludwigschorgast, Marktleugast, Presseck und Stadtsteinach ein Feiertag.
Oswald Purucker lebt in
Marktleugast. Eigentlich wäre für ihn Mariä Himmelfahrt ein Feiertag. Doch der engagierte Katholik arbeitet bei der Sparkasse Kulmbach-Kronach, und zwar in der Hauptstelle. Und Kulmbach ist evangelisch. Das bedeutet: Oswald Purucker muss heute ran wie an jedem gewöhnlichen Werktag auch.
"Ich werde ganz normal früh zur Arbeit gehen. Für mich ist Mariä Himmelfahrt ein ganz normaler Arbeitstag", sagt Purucker. Tatsächlich ist Mariä Himmelfahrt nur in den Städten und Gemeinden ein Feiertag, in denen die Bevölkerung überwiegend katholisch ist. Grundlage für die Festlegung waren die Ergebnisse des Zensus 2011 (siehe Bericht auf Seite 3).
"Sehr wichtiger Feiertag"
"Eigentlich ist Mariä Himmelfahrt ein sehr wichtiger Feiertag. An diesem Tag wird der Aufnahme Marias in den Himmel gedacht", erklärt Purucker. "Jeder kirchliche Feiertag ist wichtig. Aber ich gehe jede Woche einmal in die Kirche, an diesem Tag geht es eben nicht."
Streng genommen könnte Purucker vom Arbeitgeber verlangen, dass er für den Messebesuch (in Marienweiher finden um 9 und um 10.30 Uhr Messen statt, in Marktleugast um 9.15 Uhr) frei bekommt.
Das Bayerische Feiertagsgesetz legt fest, dass der Betrieb den Arbeitnehmer freistellen kann. "Ich habe sowieso Gleitzeit, ich könnte es also einrichten. Aber das ist mir zu stressig", sagt Oswald Purucker, der heute zum Ausgleich ein Gebet zum Himmel schicken will. "Für mich ist auch eine Vorabendmesse kein Ersatz für solch einen Feiertag", sagt er.
Die Kirchen indes stellen sich auf die Bedürfnisse der Menschen ein. "In Stadtsteinach feiern wir schon am Vorabend die Messe mit anschließender Lichterprozession", erklärt Kirchenpfleger Klaus Geier. An Mariä Himmelfahrt selbst beginne die Messfeier um 10 Uhr. Kräuterbuschen, die zum Verkauf angeboten werden, gibt es in Stadtsteinach seit vergangenem Jahr nicht mehr. "Aber natürlich kann jeder Kräutersträuße mitbringen, die werden in der Messe dann gesegnet", so Geier.
In Kulmbach findet heute um 9 Uhr eine Messe in der Pfarrkirche "Zu Unserer Lieben Frau" statt, um 19 Uhr eine weitere in St. Hedwig. "Ich denke, dass diejenigen, die arbeiten müssen, auch eine Möglichkeit finden, in den Gottesdienst zu kommen, wenn sie möchten", so Dekan Hans Roppelt. "Die evangelischen Christen haben an Buß- und Bettag ja das gleiche Problem", so der Dekan.
Doch auch in den Gemeinden, in denen Mariä Himmelfahrt ein Feiertag ist, wird teilweise gearbeitet. So kann Bäcker Fritz Dumler auch am Feiertag die Hände nicht in den Schoß legen. "Wir beliefern Krankenhäuser und Heime, wir haben Filialen in Mainleus, Guttenberg, Neuenmarkt, Kupferberg, Bayreuth und Altenplos - und alle müssen beliefert werden. Wir haben an 365 Tagen im Jahr geöffnet", sagt er.
"Die Leute wollen ihre Brötchen"
Fritz Dumler hat allerdings ohnehin kein Problem damit, zu arbeiten, wenn alle anderen den freien Tag genießen. Denn er ist evangelisch und feiert die Himmelfahrt der Gottesmutter nicht.
"Und unser Geschäft in Kupferberg ist am Feiertag auch offen - von 6 bis 10 Uhr." Das liege daran, dass viele Kupferberger in die umliegenden evangelischen Gemeinden fahren, um zu arbeiten. "Die Leute wollen früh ihre Brötchen", sagt Dumler und lächelt.