Eckehard Kiesewetter Ebern — Eine Zeitkapsel haben auch die Eberner vor 15 Jahren unweit des Neptunbrunnens in den Boden des Marklatzes versenkt. Anlass war die 775-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2005....
Eckehard Kiesewetter Ebern — Eine Zeitkapsel haben auch die Eberner vor 15 Jahren unweit des Neptunbrunnens in den Boden des Marklatzes versenkt. Anlass war die 775-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2005. In einer Edelstahlkapsel ruhen seither Zukunftsvisionen und Wünsche, Kindergemälde und Aufsätze, adressiert an die Bevölkerung Eberns im Jahr 2030. Denn dann - nach 25 Jahren - soll die Kapsel gehoben und ihr Inhalt kontrolliert werden. Ebern ist dann 800 alt, und man wird wissen, was aus all den Utopien von damals geworden ist.
Die Bevölkerung war zum Mitorakeln aufgerufen. "Wie stelle ich mir Ebern im Jahre 2030 vor?" hatte das Thema eines Mal- und Schreibwettbewerbs an den Kindergärten und Schulen gelautet.
So manches inzwischen erwachsen gewordene Kind von damals wird sich in zehn Jahren bestätigt fühlen und so mancher Senior wird erstaunt feststellen, dass dann doch alles ganz anders gekommen ist. So hatte der damaligen Bürgermeister Robert Herrmann bei der Versenkung der Kapsel unter einer Edelstahlplatte geweissagt, das Freibad werde mit Heil- und Thermalwasser aus Gleusdorf versorgt und der seinerzeit geplante Motorpark auf dem Gelände des früheren Standortübungsplatzes werde als gefragte Adresse für Berufskraftfahrer und für die Kfz-Zulieferindustrie "brummen". Die "Gleusdorfer Quellen" wurden inzwischen abschließend versiegelt und auch aus der Schulungs- und Teststrecke auf dem 300-Hektar-Areal ist nichts geworden, wohl aber aus dem Fokus auf die botanischen und zoologischen Schätze des Geländes.
Andere Visionen Herrmanns dagegen erscheinen durchaus realistisch: die Entwicklung der Haßberg-Klinik in Richtung Portal- und Spezialklinik, die geglückte Generalsanierung der Schulen, die eigene Stadthalle, die neuen Baugebiete und der Zuwachs bei den städtischen Kindergärten.
In zehn Jahren - Altbürgermeister Robert Herrmann wäre dann 81 Jahre alt - werden die Eberner die Kapsel heben und beurteilen können, inwieweit sich die Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen der Einwohner bewahrheitet haben, und womöglich weitere Ideen für das nächste Vierteljahrhundert spinnen.
Da waren es noch Sprossenfenster an der Sparkasse. Heute Alu-Fenster. Die Stadt muss achtsamer sein.
Damals hatte man in Ebern wenigstens noch Visionen. Heute gibt es keine mehr. Es mangelt an Fantasie. Auch an Beharrlichkeit fehlt es, damit Visionen Wirklichkeit werden können. Gefragt wäre die Stadtspitze. Aber leider kommt von dort nichts in diese Richtung. Das Gleusdorfer Thermalwasser schlummert weiter in der Tiefe. Man müsste den Schatz nur heben.