In Privatinitiative schaffen Bürger der Stadt eine Attraktion für alle Leseratten. Eine ausrangierte Telefonzelle soll zum Schmökern einladen. Die Finanzierung kommt in die Gänge. Nur bei der Suche nach dem Standort hakt's.
Eckehard Kiesewetter Einfache Dinge, denkt Martin Lutz, könnten Ebern attraktiver machen. Vor drei Jahren beispielsweise brachte er den Gedanken auf, am Marktplatz einen öffentlichen Trinkbrunnen zu installieren. "Gute Idee", hieß es damals bei der Stadt, doch die Kehlen bleiben - zumindest, was das öffentliche Nass betrifft - bis heute trocken. Sein neues Unterfangen nimmt der 55-Jährige, der seit 20 Jahren in Ebern lebt, jetzt selbst in die Hand: einen öffentlichen Bücherschrank, wie er in vielen Städten, in der näheren Umgebung beispielsweise auch in Haßfurt und Reckendorf zu finden ist. Seit Wochen rührt der Schreiner und Bautechniker, der heute die Akademie einer großen Firma in Hof leitet, die Werbetrommel via Facebook.
Die Gruppe "Bücherschrank Ebern" (https://www.facebook. com/groups/921212524928838/) hat schon mehr als 70 Mitglieder. Mancher will helfen, andere Geld geben oder nur Zustimmung signalisieren. Auch Bürgermeister Jürgen Hennemann hat Unterstützung zugesagt.
Um die Kosten zu decken und für den späteren Unterhalt hofft Martin Lutz auf Unterstützung aus der Bevölkerung. 1000 Euro, schätzt er, fallen für den Erwerb und das Aufstellen an. Bislang sind etwas mehr als 400 Euro zusammengekommen. Eine Gabenbox für den Bücherschrank steht in der Buchhandlung Leseinsel bereit. Inhaberin Ulla Gräbe unterstützt die Schmöker-Initiative bereitwillig. Auch über PayPal können Interessenten ihr Scherflein beitragen.
Modell Magenta
Mit dem bisher eingegangenen Geld hat der gebürtige Schweinfurter, der sich mit seiner Initiative vor keinen parteipolitischen Karren spannen lassen will, in den letzten Tagen in Schongau eine ausrangierte Telefonzelle erworben, "leider keine gelbe, wie früher, sondern so eine neuere von der Telekom, Modell Magenta". 700 Euro musste er dafür berappen. "Glaubt mir", postet Lutz dazu auf Facebook, "ich habe lange gesucht, günstiger wurde es nicht".
Komplizierter noch war die Suche nach einem Logistikunternehmen, um die Zelle - immerhin 300 Kilo schwer - nach Ebern zu transportieren. Doch auch dieses Problem ist inzwischen für rund 300 Euro gelöst. Die Zelle ist bereits in Richtung Ebern unterwegs.
Jetzt muss sie noch optisch hergerichtet und mit Beleuchtung ausstaffiert werden. Norbert E. Wirner, Lichttechniker aus Eyrichshof, will das Ganze mittels Solarpanel lösen, so dass man auch in der Dämmerung schmökern kann, ohne dass die Bücherzelle" auf einen Stromanschluss angewiesen wäre. Das Regal für die Bücher schreinert Martin Lutz dann selbst, ist ja sein eigentliches Metier. Viele Fragen haben sich im regen Austausch und durch Lutzens Initiativgeist in den vergangenen Wochen geklärt, nicht jedoch die nach der künftigen Farbe der Zelle - magenta, gelb, rot?