Die Viehhalter in der Region Haßberge werden an den Folgen des Dürresommers noch längere Zeit zu knabbern haben. Weil das Futter fehlt, sind Viehverkäufe an der Tagesordnung. Staatliche Hilfe läuft jetzt an.
Eckehard Kiesewetter Kreis Haßberge — "Bei uns ist noch keine Kuh verhungert", sagt Horst Rost, "und sie laufen auch nicht als Gerippe rum." 2017 sei kein schlechtes Jahr gewesen, argumentiert der Mann vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung (AELF) in Schweinfurt, "und ein gut wirtschaftender Betrieb hat Vorrat". Doch der Dürresommer 2018 hat die Viehhaltung in der Region zu einem Geschäft mit vielen Unbekannten gemacht.
Weil die Ernte ausblieb, ist Viehfutter zur Mangelware geworden, viele Höfe verfüttern schon ihre Wintervorräte und suchen verzweifelt nach Ersatz. "Wir bekommen was, aber keine Qualität", klagt eine Bäuerin aus dem Haßgau. Zudem ist der Preis für Heu in den letzten Wochen immens gestiegen.
Klaus Merkel, Obmann der Bauern im Landkreis, berichtet von zahlreichen Kollegen, die Vieh zum Schlachten gegeben haben. Sie stocken den Bestand ab, um ihre Rinder noch ernähren zu können. Weil aber so viele verkaufen, purzeln die Fleischpreise. "Doppelte Not", sagt Merkel - oder "Marktgesetze".
Zwischen Hoffen und Bangen
Petra Grimmer kommt als stellvertretende Kreisbäuerin viel herum. Besonders Viehhalter sähen dem Winter zwischen Hoffen und Bangen entgegen. Viele müssen den Bestand verkleinern oder das Futter strecken, Raufutter zugeben", sagt die Landwirtin aus Bischwind a.R., die einen Vollerwerbshof betreibt: "Man kann die Viecher ja nicht schreien lassen."
Petra Grimmer hat vor 25 Jahren in den Hof eingeheiratet. Jetzt stehen dort rund 50 Stück Vieh. Der Sohn studiert Landwirtschaft und will eines Tages in den Hof einsteigen. Die Grimmers sind nicht in Not, "aber wenn jemand gutes Futter verkauft, dann würden meine Herren jetzt zugreifen", sagt die Bäuerin, "denn keiner weiß, wie das nächstes Jahr wird".
Viele Bauern sorgen sich bereits um die nächste Ernte, fürchten, dass auch die Zwischenfrucht nicht keimt, denn die nötige Feuchte fehlt dem Boden nach wie vor. "Ein Glücksspiel", sagt Petra Grimmer, "aber jammern bringt nichts."
Horst Rost findet, "die Landwirte sind ein leidensfähiges Völkchen", sie seien gewohnt, mit der Witterung umzugehen. Zudem bestehe die Möglichkeit, Grundfutter zuzukaufen. Der Leiter der Abteilung Förderung am AELF räumt aber ein, dass gestiegene Futter- und sinkende Viehpreise ein betriebswirtschaftliches Problem bedeuten.