Noch bis zum ersten Advent ist in der St.-Laurentius-Kirche die Ausstellung "Eure Alten sollen Träume haben" zu sehen. Im Rahmenprogramm fand im Gemeindezentrum "Lichtblick" ein eindrucksvoller Erzähl...
Noch bis zum ersten Advent ist in der St.-Laurentius-Kirche die Ausstellung "Eure Alten sollen Träume haben" zu sehen. Im Rahmenprogramm fand im Gemeindezentrum "Lichtblick" ein eindrucksvoller Erzählnachmittag mit dem Titel "Kriegskinder - was uns geprägt hat" statt.
Es wurden zwei interessante Stunden, denn mit dem in Limmersdorf geborenen früheren Bürgermeister Rudi Hofmann, dem langjährigen Lehrer Rüdiger Kuczius, in Königsberg geboren, und der einstigen Leiterin des Caspar-Vischer-Gymnasiums, Uta von Pezold, in Berlin gebürtig, trafen drei ganz unterschiedliche Charaktere aus Thurnau zusammen. Sie offenbarten den zahlreichen Interessierten auch ungewöhnlichen Sichtweisen: die eines Einheimischen und die von zwei Flüchtlingen, in den verschiedenen Dialekten vorgetragen.
Der 82-jährige Hofmann konnte sich noch gut erinnern an die Zeit in seinem Heimatort, als 45 Männer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren. "Das prägt einen als Kind." Mit der Großmutter sei er auf den Kirchturm geklettert und habe ein Betttuch hinausgehängt, "damit die Amis nicht auf das Dorf schießen". Und auch an den ersten Kaugummi und die erste Schokolade seines Lebens, die ihm ein farbiger Amerikaner gegeben hatte, erinnerte er sich noch gut. Der Altbürgermeister und Ehrenbürger hob ebenso die Gastfreundschaft seiner Familie hervor, als es um die Aufnahme von Kriegsvertriebenen ging, "da war im Haus manchmal gar kein einziger Platz mehr frei".
Die Hoffnung auf Frieden
Und Hofmann sagte, Frieden sei für ihn ein ganz wichtiger Aspekt, daher freue ihn auch die Partnerschaft mit dem italienischen Positano, die er mitgegründet habe.
Auf gar 88 Lebensjahre kann Rüdiger Kuczius zurückblicken, der von seiner Jugendzeit in Ostpreußen schwärmte - "die schönste Zeit meines Lebens". Er erwähnte die Ausflüge auf die kurische Nehrung und die wunderbaren Landschaft, aber auch die Schrecknisse des Krieges, die er nicht vergessen kann. "Wie durch ein Wunder bin ich mit meiner Tante der Bombardierung von Königsberg entgangen, die Stadt wurde völlig eingeäschert."
Dass in Deutschland nie mehr Bomben fallen, ist sein Wunsch. Von seiner Zeit nach der Vertreibung in Melkendorf und dem Konfirmationsunterricht des bekannten Pfarrers Glenk, der die "Alte Mia" verfasst hat, berichtete Kuczius gleichfalls. Der ehemalige Lehrer gab auch ein bisschen Geschichtsunterricht über Ostpreußen, erschien zur Lesestunde extra im Trachtenjanker als Preuße, wie er schmunzelnd erklärte.