Drei Kriegskinder erzählen aus ihrem Leben und von ihren Wünschen

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Sie erinnerten sich an ihre Jugendzeit: der Ex-Lehrer Rüdiger Kuczius, die ehemalige Direktorin des CVG Kulmbach, Uta Pezold,und der frühere Thurnauer Bürgermeister Rudi Hofmann (von links). Foto: Horst Wunner
Sie erinnerten sich an ihre Jugendzeit: der Ex-Lehrer Rüdiger Kuczius, die ehemalige Direktorin des CVG Kulmbach, Uta Pezold,und der frühere Thurnauer Bürgermeister Rudi Hofmann (von links). Foto: Horst Wunner

Noch bis zum ersten Advent ist in der St.-Laurentius-Kirche die Ausstellung "Eure Alten sollen Träume haben" zu sehen. Im Rahmenprogramm fand im Gemeindezentrum "Lichtblick" ein eindrucksvoller Erzähl...

Noch bis zum ersten Advent ist in der St.-Laurentius-Kirche die Ausstellung "Eure Alten sollen Träume haben" zu sehen. Im Rahmenprogramm fand im Gemeindezentrum "Lichtblick" ein eindrucksvoller Erzählnachmittag mit dem Titel "Kriegskinder - was uns geprägt hat" statt.

Es wurden zwei interessante Stunden, denn mit dem in Limmersdorf geborenen früheren Bürgermeister Rudi Hofmann, dem langjährigen Lehrer Rüdiger Kuczius, in Königsberg geboren, und der einstigen Leiterin des Caspar-Vischer-Gymnasiums, Uta von Pezold, in Berlin gebürtig, trafen drei ganz unterschiedliche Charaktere aus Thurnau zusammen. Sie offenbarten den zahlreichen Interessierten auch ungewöhnlichen Sichtweisen: die eines Einheimischen und die von zwei Flüchtlingen, in den verschiedenen Dialekten vorgetragen.

Der 82-jährige Hofmann konnte sich noch gut erinnern an die Zeit in seinem Heimatort, als 45 Männer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren. "Das prägt einen als Kind." Mit der Großmutter sei er auf den Kirchturm geklettert und habe ein Betttuch hinausgehängt, "damit die Amis nicht auf das Dorf schießen". Und auch an den ersten Kaugummi und die erste Schokolade seines Lebens, die ihm ein farbiger Amerikaner gegeben hatte, erinnerte er sich noch gut. Der Altbürgermeister und Ehrenbürger hob ebenso die Gastfreundschaft seiner Familie hervor, als es um die Aufnahme von Kriegsvertriebenen ging, "da war im Haus manchmal gar kein einziger Platz mehr frei".

Die Hoffnung auf Frieden

Und Hofmann sagte, Frieden sei für ihn ein ganz wichtiger Aspekt, daher freue ihn auch die Partnerschaft mit dem italienischen Positano, die er mitgegründet habe.

Auf gar 88 Lebensjahre kann Rüdiger Kuczius zurückblicken, der von seiner Jugendzeit in Ostpreußen schwärmte - "die schönste Zeit meines Lebens". Er erwähnte die Ausflüge auf die kurische Nehrung und die wunderbaren Landschaft, aber auch die Schrecknisse des Krieges, die er nicht vergessen kann. "Wie durch ein Wunder bin ich mit meiner Tante der Bombardierung von Königsberg entgangen, die Stadt wurde völlig eingeäschert."

Dass in Deutschland nie mehr Bomben fallen, ist sein Wunsch. Von seiner Zeit nach der Vertreibung in Melkendorf und dem Konfirmationsunterricht des bekannten Pfarrers Glenk, der die "Alte Mia" verfasst hat, berichtete Kuczius gleichfalls. Der ehemalige Lehrer gab auch ein bisschen Geschichtsunterricht über Ostpreußen, erschien zur Lesestunde extra im Trachtenjanker als Preuße, wie er schmunzelnd erklärte.

Ewig in Erinnerung werden Uta von Pezold, 83 Jahre alt, die Bombennächte in Berlin bleiben, wo der Vater im Generalstab tätig war. Die Angst könne sie jetzt noch nachvollziehen, so häufig und regelmäßig seien die Alarmierungen gewesen. "Aber bis dahin konnte man noch auf der Straße spielen, Versteckerles machen, das war unbeschwerte Kindheit für mich".

Die frühere Direktorin des CVG, die seit den 70er Jahren in Thurnau wohnt, zitierte Passagen aus dem Volkslied "Am Brunnen vor dem Tore", auch ein Stück Kindheitserinnerung. Zu ihren Träumen als ältere Dame befragt, meinte sie: "Ich fürchte, dass die Alten oft Albträume haben, es waren schon harte Zeiten".

Pfarrerin Angela Hager vom Evangelischen Bildungswerk Bayreuth und Fotografin Martina Schubert gaben noch einen Einblick in die Ausstellung in der Laurentiuskirche, Dekanin Martina Beck sprach biblische Texte und das Duo "Glücksmoment" am Akkordeon umrahmte den Nachmittag.