Ein weiterer Osterbrunnen wird in der Heimatkundeliteratur beschrieben: Der Osterbrunnen in der Nähe von Wallenbrunn bei Seybothenreuth (Kreis Bayreuth) "einige Hundert Meter unterhalb des Dorfes". Hier wird der Osterbrunnen als ein "kleiner Teich mit 30 Schritt Umfang" beschrieben, an dem die "Landleute am Ostertag früh vor Sonnenaufgang Wasser holen", weil das sehr gut und kostbar sei. Von dem Brunnen sagte man, er könne "keinen Pfaffen leiden", er ziehe ihn hinein ins Wasser.
Dieser Brauch so der Autor des Artikels, Wilhelm Holle aus Bayreuth in einem Vortrag im Jahre 1841, werde "allenthalben auf dem Lande wohl überall im Fürstenthum Bayreuth gepflegt. Dies muss aber vor Sonnenaufgang und unbeschrieen (lautlos) geschehen". In diesem Falle bleiben die Leute ihrer Meinung nach das Jahr hindurch von Krankheiten verschont, schreibt Holle weiter.
Germanische Gebräuche
Albert Kuhn aus Berlin schließlich kommt in den Märkischen Forschungen, Band 1, ebenfalls aus dem Jahr 1841, zu folgender noch viel älterer Schlussfolgerung: "Die Aufzählung der unsrer Mark bekannten höheren Gottheiten schließen wir endlich mit der Ostara (germanische Gottheit), deren Name sich zwar nicht erhalten hat, deren Andenken jedoch durch einige Gebräuche am Osterfest bewahrt ist. Am Ostermorgen muss man vor Sonnenaufgang Wasser aus dem Fluss oder See schöpfen, das hat heilende und namentlich verschönende Kraft; aber ein einziges dabei gesprochenes Wort hemmt diese Kraft, daher die mancherlei Possen, welche die Knechte den Mägden dabei spielen."
Aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts fand Schillinger den ersten Beleg über das Brunnenschmücken in neuerer Zeit. "In vielen Orten in Oberfranken, namentlich um Bayreuth, herrscht der Brauch, zum Osterfest die Brunnen mit Tannen- und Fichtenzweigen, Blumen, Bändern, auch wohl gefärbten Eyern zu verzieren. Woher diese Sitte stammt, ist unbekannt, doch vermuthet man, sie möge noch aus dem Heidentum herrühren. Mitgetheilt von der Müllerstochter M. Schmidt aus Sanspareil."
Schillinger vermutet weiter, dass sich der Brauch des Osterbrunnenschmückens bis Ende des 19. Jahrhunderts auf die Hochflächen der Fränkischen Schweiz zurückgezogen hat. Schillinger meint: "Der Grund dafür lag nach übereinstimmenden Aussagen von Zeitzeugen in der großen Wasserarmut. Verkarstetes und zerklüftetes Kalkgestein im Untergrund lässt keine natürliche Bildung von Oberflächengewässern zu und das Grundwasser liegt in großen Tiefen - für damalige Verhältnisse in der Regel unerreichbar".
18 Brunnen in Ebermannstadt
Erst mit der Einrichtung von Wasserversorgungsanlagen ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts entspannte sich die Situation. Nun begann man allerorten, die neu entstandenen Dorfbrunnen zu Ostern in Erinnerung an die frühere Situation zu schmücken. Und da zum Osterfest auch viele Eier gehören, als kräftige Frühjahrsmahlzeit, und da man an Ostern sowieso den Frühling mit pompösen Gerichten feierte, nahm man die vom Inhalt entleerten Eierschalen und bemalte sie. Mittlerweile werden in der Region Hunderte Osterbrunnen geschmückt, darunter im Gemeindebereich Ebermannstadt 18 Osterbrunnen und in der Gemeinde Heiligenstadt 17, in Egloffstein allein schon fünf Brunnen.
Der größte Osterbrunnen der Welt steht nach wie vor in Bieberbach, Gemeinde Egloffstein. Sein Guinnessbuch-Eintrag mit 11 108 Eierschalen gilt noch immer, auch wenn es mittlerweile Orte gibt, die viel mehr bemalte Eierschalen aufweisen können - allerdings nicht am Brunnen direkt drapiert, sondern in einer Anlage drum herum, weshalb es bisher noch keinen neuen Weltrekord-Osterbrunnen gibt.