"Die Tankstelle ist der Knackpunkt"

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Befürworter und Gegner der Pläne von Rewe bringen sich in Stellung. Vor allem die Köttmannsdorfer fürchten eine Schadstoffbelastung.

Mit einer Tankstelle oder ohne? Diese Frage spaltet Befürworter und Gegner eines Handelsprojektes am Schnittpunkt der Ortsteile Köttmannsdorf und Sassanfahrt. Dass der Handelsriese Rewe Süd seinen Supermarkt in Standortnähe verlagern und den heutigen Anforderungen anpassen will und in seiner Nachbarschaft noch ein Drogeriemarkt und ein Discounter entstehen soll, das wird vom Marktgemeinderat unisono akzeptiert. Ob aber eine Tankstelle errichtet werden darf, ist im Interesse des Immissionsschutzes der Bewohner der angrenzenden Ortsränder höchst umstritten.
Einige Marktgemeinderäte sprachen sich bei der Vorstellung des Projekts dafür aus, die Tankstelle im dafür vorgesehenen Gewerbegebiet Erlach anzusiedeln. Dort ist allerdings nach Auskunft von Bürgermeister Klaus Homann (CSU) kein Platz mehr; alle Flächen des Baugebietes seien vergeben. Der Standort Erlach komme außerdem für eine Tankstelle auch nicht in Betracht, erfuhren die Kommunalpolitiker vom Bernhard Janka, dem Projektmanager der "Nahversorgungszentrum Sassanfahrt GbR" (Partner sind Thomas Janka und Bruno Kramer). Der in Breitengüßbach ansässige Projektentwickler hat die Alternative Erlach schon untersuchen lassen. Ergebnis laut Janka: "Da will keiner hin!"


Von 6 bis 22 Uhr geöffnet

Andererseits versicherte der Projektmanager, dass die Tankstelle unmittelbar am neuen Kreisverkehr nach allen Regeln und Auflagen des Immissionsschutzes errichtet werden würde. Sie werde aus Rentabilitätsgründen nur zwischen 6 und 22 Uhr geöffnet sein und nicht gezielt auf den Schwerverkehr ausgerichtet. Auf Frage aus dem Gremium erklärte Janka, dass die Sache "mit Jet rund" sei und die Tankstelle nach letztendlicher Genehmigung innerhalb von zehn Wochen Bauzeit in Betrieb gehen könnte. Jet (Markenname des Tankstellennetzes und der Mineralölprodukte des US-amerikanischen Mineralölkonzerns Phillips 66, d. Red.) verfüge nicht über das Rabattsystem der großen Mineralölkonzerne und sei für den Schwerverkehr nicht gerüstet. Damit werde die Tankstelle keine Anziehungskraft auf die Brummis ausüben, die auf der B 505 in etwa einem Kilometer Abstand vorbeikommen.
Nach Auskunft von Bernhard Janka hat die Nahversorgungs-GbR einen notariellen Vorvertrag über den Erwerb des Grundstückes. Sie tritt bei dem Projekt als Investor, Bauherr und Vermieter aller Objekte auf. Die Interkommunale Arbeitsgemeinschaft Bamberg, Hallstadt, Bischberg und Hirschaid, hat die Fläche bereits vor Jahren als mögliche Einzelhandelserweiterungsfläche für den westlichen Gemeindebereich eingestuft.


Zeit verstreicht

Bürgermeister Homann machte gleichwohl darauf aufmerksam, dass über das bevorstehende Bebauungsplanverfahren gut eineinhalb Jahre vergehen können. Bei Bürgerversammlungen, die Homann im Vorfeld leitete, zeigte sich, dass jeweils ein ganz überwiegender Anteil der Dorfbewohner eine Tankstelle im Umfeld des Rewe-Marktes wünschen. Bei einer "Probeabstimmung" in Sassanfahrt sprachen sich zum Beispiel 60 von 65 Teilnehmern für das Gesamtprojekt aus, berichtete der Bürgermeister.


Ausgleichsfläche angeregt

Die Marktgemeinderäte Roland König und Albert Deml von der ökologischen Liste fürchten Lärm, Geruchsbelästigung und Gefahrenpotenzial vor allem für die Köttmannsdorfer, die gleich jenseits der Staatsstraße wohnen. Deml erinnerte zudem an die konträre Diskussion bei einem ähnlichen Projekt in Memmelsdorf. Kurt Barthelmes von der WG Regnitzau kritisierte die unnötig große Versiegelung von Grünland und schlug vor, statt einer Tankstelle eine ökologische Ausgleichsfläche anzulegen.
Dritter Bürgermeister Hans Wichert freute sich als Ortsbewohner über die Fürsorge der Gemeinderäte. Er riet aber, die Meinung der Köttmannsdorfer und Sassanfahrter bei der Entscheidung zu berücksichtigen.
Eine Tankstelle im Westen des Hirschaider Gemeindegebietes hätte den Nebeneffekt einer Verkehrsreduzierung - darüber ist man sich im Marktgemeinderat durchaus im klaren. Und dieses Ziel hat auch Gewicht bei der Betrachtung des Rewe-Projekts. Der im Juliushof beheimatete Gebiets-Expansionsleiter Alexander Pavlovic erklärte, dass der jetzige Lebensmittel-Markt in Hirschaid-West einerseits zu klein, der angeschlossene Getränkemarkt aber zu groß sei. Auf einer etwa gleichgroßen Gesamtverkaufsfläche von rund 1700 Quadratmetern werde man künftig weit mehr als 10 000 Artikel führen (jetzt 7000 bis 8000). Die Sortimentsausweisung folge auch den Kundenwünschen nach immer mehr regionalen Produkten. Den Bäcker- und Metzgerfilialen wolle man mehr Platz einräumen. Andererseits könne der Getränkemarkt verkleinert werden, weil der Anteil an Mehrweggebinden von 80 auf 40 bis 50 Prozent gesunken sei, informierte Pavlovic.
Er steht übrigens bei Bürgermeister Homann im Wort, einen qualifizierten Nachmieter für die jetzigen Marktgebäude zu finden. Zwischen Tierfuttermarkt, Schuh- oder Textilhandel sei einiges denkbar, ließ der Rewe-Manager durchblicken.


Notfalls neu überdenken

Heinrich Dorn von der CSU-Fraktion ging zum jetzigen Zeitpunkt die Diskussion zu sehr ins Detail. Er plädierte dafür, den vorhabenbezogenen Bebauungsplan abzuwarten und dann kämen alle zu Wort. Auch die Bürger könnten Stellung nehmen. Dass mit Widerständen zu rechnen ist, steht nicht nur für den CSU-Sprecher fest. Wenn eine Tankstelle, die das ganze Projekt abrunden würde, nicht zu verwirklichen wäre, "müssen wir alles neu überdenken", erklärte Projektmanager Janka. Und Romana Gensel (WG Regnitzau) sagte unmissverständlich: "Die Tankstelle ist der Knackpunkt".