Im Münnerstädter Friedhof türmen sich die Maulwurfshügel. Das sorgt für Unmut.
Ans Tageslicht kommt er wohl selten, aber seine Spuren im Münnerstädter Friedhof sind ein Ärgernis für viele Grabbesitzer. Denn dort, wo er auftaucht, türmt sich die Erde in die Höhe, egal ob sich dort ein bepflanztes Grab befindet oder sich Rasen ausbreitet. Im Münnerstädter Friedhof hat sich ein Maulwurf eingenistet. Und er scheint sich in der winterlichen Ruhe pudel- oder besser buddelwohl zu fühlen. Seine aufgeworfenen Hügel sind auf jeden Fall nicht zu übersehen.
Eine regelrechte Hügellandschaft ist im grünen Friedhof nahe der Aussegnungshalle entstanden. Schon einmal vor Weihnachten und jetzt wieder sei der Maulwurf aktiv, erklärt Bernd Hochrein vom städtischen Ordnungsamt. Er hat in den vergangenen Tagen jede Menge Telefonate geführt: mit Grabbesitzern und mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt.
Die Grabbesitzer wollen, dass der Maulwurf schnell wieder verschwindet. Die Untere Naturschutzbehörde verweist auf den strengen Schutzstatus des kleinen Säugers. Bernd Hochrein versucht, eine Lösung zu finden, mit der jeder leben kann - auch der Maulwurf, nur halt nicht im Friedhof.
Für Hellmut Petsch ist der Maulwurf "ein großes Ärgernis". Auch die Grabstelle, die er und seine Frau pflegen, ist betroffen und rundherum noch einige mehr. Hellmut Petsch hat schon Hügel platt gemacht. Doch den Maulwurf hat das nicht gestört. Für Hellmut Petsch ist klar: "Es muss etwas geschehen." Obwohl der Münnerstädter engagierter Naturschützer ist, stören ihn die Aktivitäten des Maulwurfs im Friedhof. Hier gehören sie nicht hin.
Nur minimale Eingriffe in den Lebensraum
Problem ist nur: Der Maulwurf hält sich nicht an diese Regel. Der Mensch muss dies aber tun. Und deshalb sind ihm die Hände im ungleichen Kampf gegen den Hügelbauer stark gebunden. "Das ist ähnlich wie beim Biber", sagt Bernd Hochrein. Selbst das Fangen der Tiere in Lebendfallen und ihr Ansiedeln an einem Fleckchen Erde, wo sie dem Menschen nicht ins Gehege kommen, ist eigentlich nicht erlaubt, hat Bernd Hochrein bei seinen Telefonaten mit der Unteren Naturschutzbehörde erfahren. "Um Fallen aufstellen zu dürfen, ist eine Ausnahmegenehmigung erforderlich. Diese erteilt die Regierung von Unterfranken nach sorgfältiger Prüfung des Sachverhalts", erklärt die Pressesprecherin des Landratsamtes, Nathalie Bachmann auf Anfrage dieser Zeitung.
Erlaubt ist erst einmal nur, dem Maulwurf seine friedhöfliche Komfortzone madig zu machen. Das geht allerdings nur sprichwörtlich, denn Maden zählen zur Lieblingsspeise des Insektenfressers.
Im Internet finden sich reihenweise Tipps, wie man einen Maulwurf im Garten wieder loswerden kann. Die Fachleute sprechen von "vergrämen". Vergrämungsmethoden könnten in sensiblen Bereichen wie Friedhöfen eingesetzt werden, heißt es aus dem Landratsamt. Es müsse jedoch auch hier beachtet werden, dass nur minimal in den Lebensraum des Tieres eingegriffen werden darf.
Der Vorschlag aus dem Internet, die empfindliche Nase des Tierchens mit stinkendem Fisch zu beleidigen, klingt für einen Friedhof eher ungeeignet. Denn gammeliger Fischgeruch gehört zu den Düften, die auch der Mensch nicht gerne erträgt. Der Ratschlag, einen Sud mit Holunderblättern in eine der Maulwurfsröhren zu tröpfeln, fällt weg, weil es im Winter keine Holunderblätter gibt. Bliebe noch der empfohlene Knoblauch- oder Thujazweige-Sud. Aber die Anwendung ist mühsam und muss so dosiert erfolgen, dass der Maulwurf dabei nicht gleich ertränkt wird.
Wird es ungemütlich für den Maulwurf?
Die Stadt will dem eifrigen Hügelbauer jetzt erst einmal mit einer Dauervibration zu Leibe rücken, ihn also vergrämen. Bernd Hochrein hat zwischenzeitlich so genannte Maulwurfvertreiber geordert. Das sind batteriebetriebene Geräte in Nagelform, die in den Boden gesteckt werden und dort pulsierende Vibrationen erzeugen. Beim Maulwurf soll der Eindruck entstehen, ein Fressfeind sei in der Nähe.
Anfang dieser Woche soll der Bautrupp die Abwehrnägel in den Boden bringen. Und dann hofft Bernd Hochrein, dass der Maulwurf sich tatsächlich täuschen lässt, sich massiv gestört fühlt und möglichst zügig umzieht auf eine für ihn ruhigere Wiese weg vom Friedhof.
Die Burghäuser Gartenexpertin Brigitte Goss weiß aus ihrer beruflichen Erfahrung heraus, dass gegen einen Maulwurf aus Naturschutzgründen fast nichts zu machen ist. Sie ist der Überzeugung, dass der kleine Insektenjäger die winterliche Ruhe am Friedhof ausnutzt, weil er dort durchfeuchtete, lockere Böden mit viel Nahrung für seine Futtersuche vorfindet. Wenn sich dort wieder mehr Menschen bewegen, verschwinde der Maulwurf vermutlich von ganz alleine, glaubt Brigitte Goss. Den Plätze, auf denen viel Unruhe herrscht, mag das im Untergrund lebende Tier nicht. Ihr Tipp an die Münnerstädter: Jeden Spaziergang mit einem Besuch auf dem Friedhof zu verbinden. "Dann wird es für den Maulwurf dort zu ungemütlich."
Dass der Anblick der Maulwurfhügel die Menschen stört, versteht Brigitte Goss durchaus. "Sie sind nicht schön anzuschauen." Sie rät, diese Haufen zu plätten und die Erde zu verteilen. Es handle sich sogar um gute Erde, die der Maulwurf nach oben befördert.
Natürliche Schädlingsbekämpfer
Und sie rät zu Toleranz, auch wenn es in diesem Fall schwer fallen sollte. Denn Maulwürfe seien eigentlich die idealen Schädlingsbekämpfer. Sie fressen die Insektenlarven, die sich in der warmen Jahreszeit beispielsweise an den Wurzeln der Friedhofsbepflanzung schadlos halten. Vielleicht helfe man sich mit dieser Sicht der Dinge, den ungebetenen Gast besser zu ertragen, meint Brigitte Goss.