Wie Karin Engelhardt ihre Kreativität zwischen Schnelllebigkeit und Nachhaltigkeit auslebt.
"Bist du ein Herzblut-Mensch? Brauchst du etwas anderes als Mainstream und Massenproduktion? Magst du Handarbeit, individuelle Gestaltung und Leder? Ich auch. Ich mag Individualisten, Qualität und die Renaissance der guten alten Handarbeit." Das sagt die Online-Managerin der Stadtverwaltung Coburg Karin Engelhardt. Allerdings über ihre Passion als Lederbildhauerin.
Ein lockerer Besuch in ihrem Atelier im Steintor 10 wird schnell zum ernsthaften Austausch über das Spannungsfeld zwischen den Sehnsüchten und Herausforderungen unserer Zeit.
Beständig und echt
In ihrem "Brotberuf" ist sie Amtsleiterin für Digitalisierung und Kommunikation bei der Stadt Coburg. Ihre digitale Welt ist schnell und "wahnsinnig flüchtig". "Nach den Stunden voller Nullen und Einsen - vermeintliche Realitäten in der digitalen Welt - tausche ich den Bildschirm gegen Hammer und Metallpunzen", sagt die freischaffende Künstlerin. Sie schlüpft in ihre Schürze und ist Lederbildhauerin - den Begriff hat sie übrigens selbst erfunden. "Meine Handwerkswelt ist langsam und beständig. Echt und fühlbar. Ich schlage in meiner Werkstatt Gedankenbilder, Ideen und Lebendigkeit in Leder für die Ewigkeit", beschreibt Karin Engelhardt ihre Herzblutwelt.
Immer mehr "Digitalmenschen" hätten Sehnsucht nach Handwerk, nach einer persönlichen Handschrift, die ihr eigenes Ich widerspiegelt. "Meine Lederkunstwerke sollen Erfüllung dieser Sehnsüchte sein", wünscht sich die 49-Jährige.
Emotionale, bleibende, wertvolle Produkte, mit denen die Besitzer eine Geschichte verbinden, das will sie mit ihrer Handwerkskunst erschaffen. Einzigartigkeit ausdrücken. Bleibendes schaffen. Etwas, das mit dem Menschen selbst zu tun hat.
Karin Engelhardt holt ihre Musterbücher hervor und zeigt Beispiele: Das Tattoo vom Arm auf dem ledernen Buchrücken, ein Teil von Barcelona aus der Luft mit der Lieblingsstraße der Kundin - "damit sie mit dem Finger immer da entlang fahren kann". Oder der eigene Fingerabdruck, der auf dem schwarzen Lederumschlag auf dem Tisch liegt. "Das ist meiner", sagt die Lederbildhauerin. Als Notizbuch-Junkie stand irgendwann fest: "Ja, das wird mein Produkt - Notizbuchhüllen aus Leder!" Seither ist keine Rindshaut vor ihr sicher.
Traditionelles Handwerkszeug
Bestens ausgerüstet mit dem traditionellen Handwerkszeug ihres Schwiegervaters, der das Punzieren von den Amerikanern bei der Armee gelernt hat und Utensilien aus der Lederwerkstatt ihres Mannes entwirft und gestaltet die Digitalexpertin Unikate in echter Handarbeit.