Die Kultivierung der Kuschligkeit

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Dieser ganze Lockdown hat ja auch irgendwie gute Seiten, denn da man jetzt durch das doch entschleunigte Leben ein bisschen mehr Zeit hat, streunt man gerade als Junggeselle also in der eigenen Wohnun...

Dieser ganze Lockdown hat ja auch irgendwie gute Seiten, denn da man jetzt durch das doch entschleunigte Leben ein bisschen mehr Zeit hat, streunt man gerade als Junggeselle also in der eigenen Wohnung herum und sucht es sich schön zu machen. Ich auch.

Dieses Ansinnen wuchs nicht auf meinem Mist, es war eher so, dass ich von außen den Impuls enthielt, mein Homeoffice-Dasein doch ein bisschen mehr zu kultivieren.

Eine liebe Freundin riet mir dringend, es mir daheim etwas schöner zu machen. So mit mehr Kerzenschein und so. Es ist Winter und da muss man seine Seele wärmen, sagt sie. Tatsächlich ist es so, dass ich mich bei mir daheim wirklich selten am Licht einer Kerze wärme.

Also wenn in meiner Bude nicht gerade zufällig geheiratet wird oder mal wieder eine spiritistische Sitzung im Gange ist, heißt der Ort für die wächsernen Staubfänger schlicht und einfach Küchenschublade. Doch nun öffnete mir also eine liebe Freundin die Augen für all das, was Kerzen so können und bieten. Da gibt es Duftkerzen, die einem glatt Lavendel und Urlaube in der Provence vorgaukeln.

Ich hatte ein Einsehen für die Argumente meiner lieben Freundin, ging zur Küchenschublade und holte von dort zwei Kerzen raus. Die setzte ich auf die beiden Wandhalterungen links und rechts des spanischen Spiegels und begab mich bei verlöschter Lampe unter die Kuscheldecke auf der Couch. Es waren zwar keine Duftkerzen, aber sie hatten wirklich ein warmes Licht und spendeten Wohlbehagen.

Wie ich so mit mir selbst bei Kerzenschein auf der Couch saß, hätte ich noch beinahe romantische Gefühle für mich entwickelt. Man wird halt schnell leichtsinnig mit Rotwein. Aber ich konnte mich bremsen. Doch, doch, ich muss schon sagen: Omas Grablichter sind wirklich stimmungsvoll.