Der ländliche Raum braucht ein eigenes Förderprogramm

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Unabhängige kommunale Wählervereinigungen heben sich meist eher selten über den Kirchtrum hinaus, um Wissenswertes aus der großen Politik für sich direkt verwandeln zu können. "Forum Aktiv" mit ihrem ...

Unabhängige kommunale Wählervereinigungen heben sich meist eher selten über den Kirchtrum hinaus, um Wissenswertes aus der großen Politik für sich direkt verwandeln zu können. "Forum Aktiv" mit ihrem Vorsitzenden Wolfgang Joa hat den Blick nach Berlin gerichtet, weil mit Manuela Rottmann (Bündnis 90/ Die Grünen) neuerdings eine Bundestagsabgeordnete aus Hammelburg im Bundestag sitzt, die sich der "ländlichen Entwicklung" in Bezug auf die Region ihres Wahlkreises als Schwerpunktthema angenommen hat.
Formal ist sie im 16. Deutschen Bundestag Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertreterin für den Gesundheitsausschuss. Das war dann auch der Einstieg in ihr Referat, denn die Gesundheitsversorgung auf dem Land ist für Manuela Rottmann ein großes Problem jetzt und in der Zukunft. Aus ihrer Sicht sind die Weichen dafür noch nicht richtig gestellt. Es hapert im föderalen Staat an einem ganzheitlichen Konzept.
In ländlichen Regionen schlägt die Demografie voll durch, hochbetagte Bürger stellen den Großteil der Bevölkerung. Hier muss aus Sicht der Abgeordneten am System der Grundversorgung eine Veränderung her. Die Notfallversorgung sieht die Juristin als ein Grundrecht an, das, um in ländlichen Regionen zu funktionieren, neue Ansätze braucht.
Als Beispiel nannte Rottmann die Geburtshilfe. Wenn wirtschaftliche Maßstäbe alleine bestimmen, dann könnten bald die Abteilungen in Bad Neustadt und Haßfurt aufgegeben werden. Es sei unabdingbar, dass der Gesetzgeber beschließt, ein zugeschnittenes Förderprogramm für den ländlichen Raum zu erarbeiten. Die Frage eines Zuhörers, "ob es denn eine eigene Arbeitsgruppe im Bundestag dafür gibt?" verneinte sie.
Die Mobilität auf dem Land ist der Hammelburgerin ein weiteres Anliegen. Unter anderem kritisierte Manuela Rottmann die Intransparenz von Fahrplänen unterschiedlicher Transportmittel wie Bahn und Bus. Touristische Ausflugsziele könnten nur unzureichend mit dem ÖPNV erreicht werden. Die Hoteliers empfehlen ihren Gästen, "lieber das Auto zu nehmen, denn der Weg zum Ziel ist zu kompliziert".


Investitionen notwendig

Rottmann vergleicht den Etat des Landkreises Bad Kissingen und des Odenwaldkreises. Während hier ca. 350 000 Euro pro Jahr veranschlagt werden, sind es im hessischen Landkreis drei Millionen Euro. Ohne ausreichend Einwohner sei medizinische Versorgung und notwendige Mobilität auf Dauer zum Scheitern verurteilt.
Bei diesem Thema kam die Abgeordnete auch direkt in den Münnerstädter Problemfeldern an. Wie woanders auch, sind die Leerstände der Altorte ein immer größer werdendes Problem. Dass in Münnerstadt eine positive Entwicklung durch die Existenz bürgergenossenschaftlicher Initiative eingeläutet werden kann, wie ein Zuhörer bemerkte, ist für Manuel Rottmann ein Schritt in die richtige Richtung. "Legen Sie die Genügsamkeit ab, stellen Sie Forderungen an die Politik!", gab sie nach zweieinhalb Stunden den ca. 20 Gästen des Abends auf den Weg.