Jubiläum Der Porsche-356-Club Deutschland richtete in Bamberg sein 40. Jahrestreffen aus. 150 Wagen nahmen teil und feierten die Geschichte eines ganz ungewöhnlichen Automobils.
von unserem Redaktionsmitglied
Tobias Kindermann
Bamberg — Ausgerechnet Bamberg - direkt vor meiner Tür. Da schließt sich ein Kreis. Als Junge wuchs ich in Lüneburg auf und es war 1976, als ich mit meiner Mutter über den Marktplatz ging und mir die Porsche 356 vor dem Rathaus anschaute. Das war das erste Treffen der Freunde dieses Autos. 49 Fahrzeuge nahmen teil, darunter auch mein Onkel mit seinem roten Cabrio.
Geblieben ist mir aus dieser Zeit das Gefühl, dass der rundliche, kleine Sportwagen ein ganz besonderes Auto ist, mit besonderen Fahrern. Wenn mein Onkel mich mitnahm, versank ich auf dem Beifahrersitz und über mir wölbte sich der schwarze Verdeckstoff wie ein Himmel. Manchmal fuhren wir über eine Schnellstraße und der Tacho näherte sich der 200er-Marke. Dann blinzelte mein Onkel kurz herüber - und wir fuhren dann ruhiger weiter. "Mit diesem Auto hast du genügend Leistung, damit muss man nicht angeben und man kann es sich leisten, auch mal andere vorzulassen." Als er das sagte, rollten wir im Stop-and-go im Hamburger Feierabendverkehr mit. Humor, Aufgeschlossenheit und Gelassenheit - dieser Wagen schien auch Ausdruck einer Lebenseinstellung zu sein. Daran, das merkte man in Bamberg, scheint sich auch in den 40 Jahren nichts geändert zu haben.
Aber natürlich gibt es große Unterschiede. Damals, als das erste Lüneburger Treffen stattfand, war der Porsche 356 kein König der Landstraßen mehr. Schnelle Limousinen saßen ihm im Nacken und der Nachfolger Porsche 911 überstrahlte ihn mit seiner deutlich höheren Leistung ohnehin.
So war er ins Abseits geraten, schlecht gepflegte Exemplare standen hinter Tankstellen und konnten für einige hundert Mark gekauft werden. Dazu war der 356 im Jahre 1976 schon seit zehn Jahren aus der Produktion, es ging vor allem darum, sich zu organisieren, auszutauschen und die Versorgung mit Ersatzteilen aufzubauen.
Dieses Schicksal hatte der Wagen nicht verdient. Anfang der 50er-Jahre legte er den Grundstein für den Aufbau des erfolgreichsten Sportwagenherstellers der Welt. Letztendlich stand dahinter die Idee, aus dem von Ferdinand Porsche konstruierten Käfer einen Sportwagen abzuleiten. In diesem Jahrzehnt zeigte der 356 mit seinem geringen Leistungsgewicht und einem für damalige Verhältnisse gutem Fahrwerk sowie ordentlichen Bremsen weit stärkeren Sportwagen den Auspuff - vor allem bei Rennen, bei denen es nicht auf die PS-Zahl ankam.
Der Wagen wirkt heute noch agil. Am Samstag hatten die Organisatoren des Stammtisches Nordbayern, der die dreitägige Zusammenkunft ausrichtete, die Autos auf eine Rundfahrt geschickt, auf der die 44 bis 130 PS starken Autos in ihrem Element waren: kleine Landstraßen. "Ich habe mir schon für die Anfahrt eine Route über Landstraßen ausgesucht", sagt Walter Röhrl, der als Ehrengast mit seinem sportlich modifiziertem 356 SC Coupé teilnahm.
"Wir wollen die Autos auf die Straße bringen", sagt Wolfgang Heinrich, der den Stammtisch mit seinen etwa 60 Mitgliedern leitet. Auf die Straße bringen - das hat sich in den 40 Jahren drastisch geändert - heißt heute allerdings etwas ganz anderes. Die Oldtimerszene entdeckte den Wagen in den 80er-Jahren und kein anderes Auto hat so einen rasanten Preisanstieg hinter sich wie der 356. Die ohnehin strammen Preise zogen in den vergangenen drei Jahren noch einmal an - für seltene Modelle wie den Carrera um mehr als das Doppelte. Mein Onkel hat den Rennmotor, der in diesen Versionen im Heck sitzt, in den 70er-Jahren angeboten bekommen - im Tausch gegen sein braves Serientriebwerk. Der Kollege wollte einfach nur fahren und die komplexe und schwer zu wartende Maschine loswerden. Jetzt, die Teilnehmer raunten sich das in Bamberg fast hinter vorgehaltener Hand zu - wurde ein Wagen, der ab Werk mit seinem Motor vom Band rollte und in Bamberg auf dem Treffen stand, auf 680 000 Euro taxiert. Da überlegt man schon, ob und wie man so ein Exemplar noch bewegen möchte. Selbst die meisten Serienwagen kosten inzwischen um die 100 000 Euro.
In einem nähern sich aber die Porschefahrer ihren Wurzeln. Früher hatte jeder Ersatzteile dabei. Ein Basis-Sortiment will der Club jetzt anschaffen, um bei technischen Problemen vor Ort helfen zu können.