Es ist 15 Jahre her, und doch bewegt der Währungswechsel im Jahr 2001 noch heute die Menschen. Wer die D-Mark kannte, rechnet heute die Euro-Beträge noch um, um dann zu stöhnen: "Da ist einfach eins zu eins getauscht worden."
Michael Busch
Der Herzogenauracher Peter Ster ist Sammler. Versonnen schaut er auf seine Münz- und Scheinsammlung, die er vor sich auf dem Küchentisch ausgebreitet hat. 10er, Hunderter, Heiermann und Zwickel - und viel Nostalgie. "Das habe ich 2001 nicht gedacht, dass ich dieser Währung mal nachtrauere." So wie ihm geht es vielen (T)Euro-Skeptikern. Trotz des 15-jährigem Euro-Jubiläums will die D-Mark vielen nicht aus dem Kopf gehen. Rund 60 Prozent rechnen laut Forschungsinstitut Emnid die Preise in die alte Währung um. Knapp über 50 Prozent sind immer noch der Meinung: Mit der Deutschen Mark war alles besser.
Lange Schlangen am Schalter
Dabei war man allgemein beim Wechsel vom 31. Dezember 2001 auf den 1. Januar 2002 durchaus gespannt.
Als Buchgeld war der Euro bereits 1999 eingeführt worden, nun ging es um die "harte Währung", die Münzen und Scheine sollten ausgegeben werden. Trotz Feiertage hieß das für viele Banken Sonderschichten einlegen, um dem Wunsch gerecht zu werden, dass die Kunden an den Geldautomaten die neuen Scheine entnehmen konnten.
Im Vorfeld standen die Menschen in Schlangen vor den Schaltern, um ihr Erspartes, Mark und Pfennig loszuwerden. In Höchstadt beobachteten unsere Reporter diesen "Run" auf die Banken, unter anderem die Kreissparkasse Höchstadt. Zu lesen ist: "In den verschiedensten Behältnissen - von ganz normalen Spardosen bis hin zu mit Pfennigen gefüllten Flaschen - lieferten die Kunden ihre Münzen ab, um sie zu zählen und den Betrag in Euro dem Konto gutschreiben zu lassen."
Überrascht sei das Personal damals gewesen, da immer klar war und auch kommuniziert worden war, dass auch in der Folgezeit noch getauscht
werden könne. Geschäfte hatten die Zusage gegeben, bis Ende Februar noch D-Mark anzunehmen. Aber irgendwie wollte jeder bei dieser größten Währungsumstellung nach dem Wechsel von der Reichsmark auf die D-Mark im Jahr 1948 dabei sein.
"Es gibt für die Bevölkerung keinen Grund zur Hektik", hatte der damalige Sparkassenchef Herbert Fiederling erklärt. Gewöhnen mussten sich aber auch die Zeitungen an die Umstellung. Denn in der Ausgabe des Fränkischen Tag war zu lesen: "Für die Umstellung wurden in Höchstadt 10 000 Mark pro Automat investiert." Kein Hinweis darauf, wieviel Euro das eigentlich sind.
In den Berichten wurde allerdings auch darauf hingewiesen, dass die "Euro-Skepsis" bereits bei der Umstellung groß war.
Unter der Überschrift "Mehrheit möchte D-Mark behalten" berichtete man über eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag vom "Wall Street Journal Europe". 57 Prozent der Deutschen hätten sich für den Beibehalt der D-Mark entschieden. "Nur 23 Prozent der Bundesbürger bevorzugen den Euro", war dort zu lesen.
D-Mark bleibt beliebt
Die Skepsis war unterschiedlich begründet. Mehr als die Hälfte der Befragten befürchteten versteckte Preiserhöhungen beim Währungswechsel. Jeder Dritte hatte die Angst, dass er bei der Herausgabe des Wechselgeldes betrogen werde.
Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der Präsident der Europäischen Zentralbank, William Duisenberg, sprachen von einem historischen Moment und der Erfüllung eines Traums auf dem Weg zu einem geeinten Europa.
Schröder erklärte: "Wir erleben den Anbruch einer Zeit, von der Menschen in Europa Jahrhunderte lang geträumt haben: grenzenlose Reise-Freiheit und Bezahlen in einer gemeinsamen Währung - in Euro und Cent."
In den Folgejahren stand die D-Mark immer mal wieder im Mittelpunkt. Nicht nur beim Wunsch, diese zurückzubekommen.
Findige Geschäftsleute, auch in Herzogenaurach und in anderen Gemeinden des Verbreitungsgebietes, hatten die Idee, sogenannte D-Mark-Tage einzuführen. Die Geschäfte nahmen die alte Währung, auch Jahre später, noch an, und vermittelten den Eindruck, dass alles wie vor dem 31. Dezember 2001 sei.
Letztlich ging es aber um viel Geld. Noch heute seien fast 13 Milliarden Deutsche Mark in Umlauf. Und da die Deutsche Bundesbank auch heute noch umtauscht, ist das ein interessanter Betrag, der da noch irgendwo in den Bettritzen, Flaschen und Spardosen gebunkert ist.
Peter Ster grinst darüber aber nur: "Ich werde meine Mark sicher nicht mehr tauschen; als Sammler liegt das Geld in meinem Album sicher." Sagt's und packt den 10er, Hunderter, Heiermann und Zwickel wieder weg.