Der Garten liefert Balsam für die Lippen

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Aus dem Garten von Karin Braun stammen die Ringelblumen für den Ölansatz. Foto: Gerda Völk
Aus dem Garten von Karin Braun stammen die Ringelblumen für den Ölansatz. Foto: Gerda Völk

Da die Haut der Lippen dünner ist, benötigt sie auch besonders viel Pflege. Eine Kräuterexpertin hat Tipps und kennt Tricks.

Die Lippen werden oft mit einer Blume verglichen, sagt Karin Braun. "Was glaubt ihr, wie oft ihr am Tag die Lippen bewegt?", fragt sie gespannt in die Runde. Sieben Mädchen sitzen im Wintergarten der Familie Braun in Redwitz und richten ihre Augen gespannt auf die Kräuterexpertin. Im Verlauf des Vormittags werden die Mädchen einen Lippenbalsam und einen Öl-Ansatz herstellen.
"Rund 15 000 Mal werden die Lippen am Tag bewegt", klärt Braun auf. Da die Haut der Lippen dünner ist, benötigt sie auch besonders viel Pflege. Vor allem im Winter bei trockener Heizungsluft, aber auch die derzeit heißen Temperaturen und die Sonne machen den Lippen zu schaffen. Im Gegensatz zur übrigen menschlichen Haut sind die Lippen nicht durch Haare, Schweiß- oder Talgdrüsen geschützt. Sie trocknen also schneller aus und werden spröde.
"Deshalb sollte man sie besonders pflegen", erklärt Karin Braun. Am besten pflegt man sie mit Lippenbalsam. Den kann man zwar kaufen, aber genauso gut auch selbst herstellen.


Ringelblume und Rosen

Als Grundlage dient ein Ölansatz, der mit Kräutern wie Ringelblume, Johanniskraut, Spitzwegerich oder Rosen hergestellt wird. Im letzteren Fall braucht es aber eine Duftrose. Dabei sei es egal, ob die Rose rot, rosa oder weiß ist. Die Kräuter oder Blüten werden an einem trockenen Tag gesammelt - am besten um die Mittagszeit, wenn der Morgentau bereits abgetrocknet ist - und in ein sauberes Glas gefüllt. "Sauberkeit ist das A und O", sagt Karin Braun, die schon als Kind auf der Suche nach Kräutern in Wald und Flur umhergestreift ist.
Heute gibt die gelernte Arzthelferin Kurse für Erwachsene und Kinder an der Umweltstation in Weismain. Als Basis für den Ölansatz kann Oliven-, Sonnenblumen- oder Mandelöl verwendet werden. Der Ansatz muss dann etwa vier Wochen stehen und kann danach abgeseiht werden. Am besten durch einen Kaffeefilter. Dies dauert zwar länger, ist aber auch effektiver, da selbst kleinste Rückstände entfernt werden.
Nach so viel Theorie geht es an die Herstellung eines Lippenbalsams mit Himbeerextrakt. Dazu wird ein Ansatz von 50 Milliliter Rosenöl abgemessen und mit sieben Gramm Bienenwachs auf 60 bis 70 Grad erhitzt. "Das Bienenwachs dient der Verfestigung des Balsams", erklärt Karin Braun.
In der Zwischenzeit darf ein Mädchen die zuvor aufgetauten Himbeeren durch ein Sieb streichen. Auch dafür ist einiges an Geduld notwendig, was überhaupt für den ganzen Herstellungsprozess des Lippenbalsams gilt. "Wichtig dabei ist, dass ihr dabei bleibt", rät die Expertin.


Geduld ist erforderlich

Mit einem Thermometer, das zugleich als Rührgerät dient, wird die Temperatur überprüft. Nachdem sich die Bienenwachspastillen aufgelöst haben, kommt die von den Kernen befreite Himbeermasse dazu. Wieder ist Geduld erforderlich. Für diesen Vorgang verwendet Karin Braun einen Milchaufschäumer, den sie zweckentfremdet. Einen Mixer oder Ähnliches tut es auch. Der so hergestellte Lippenbalsam ist bei Zimmertemperatur rund einen Monat haltbar, im Kühlschrank rund zwei bis drei Monate. Schließlich kann er in die mit Alkohol desinfizierten Tiegel abgefüllt werden, die aber nicht gleich verschlossen werden dürfen. Die warme Masse könnte Kondenswasser bilden, was sich negativ auf die Haltbarkeit auswirken würde. Auch hier ist wieder etwas Geduld erforderlich. Die Mengen, die es zur Herstellung eines Lippenbalsams braucht, sind ausgesprochen gering.
Was macht man mit dem restlichen Ölansatz? "Den kann man auch für einen Salat verwenden", sagt Karin Braun. Die Aktion "Lippenbalsam von der Wiese" war Teil des Sommerferienprogramms der kommunalen Jugendarbeit.