Denkmal für den Bürgermeister?

2 Min
Links: Für herzhafte Lacher und unverständliches Stirnrunzeln gleichermaßen sorgten im Neundorfer Festzelt erneut die Verse, die Claudia Helmprobst für die Neundorfer "Kirchweihpredigt" zusammengetragen hatte. Rechts: Silvia Schwarz schwang den Dreschflegel. Getroffen, der Blumentopf war hinüber. Fotos: Bettina Knauth/Doris Weidner
Links: Für herzhafte Lacher und unverständliches Stirnrunzeln gleichermaßen sorgten im Neundorfer Festzelt erneut die Verse, die Claudia Helmprobst für die Neundorfer "Kirchweihpredigt" zusammengetragen hatte. Rechts: Silvia Schwarz schwang den Dreschflegel. Getroffen, der Blumentopf war hinüber.  Fotos: Bettina Knauth/Doris Weidner
 

Warum Weitramsdorf jetzt "steinreich" ist und Neundorf fast ein Wallfahrtsort geworden wäre, erfuhren die Zuhörer der diesjährigen "Kirwaspredicht". Und beim Hahnenschlag traf Silvia Schwarz.

Bettina knauth und doris weidner "Links, rechts, zurück, hau drauf", lauthals kamen diese Kommandos von den rund 150 Zuschauern beim traditionellen Hahnenschlag am Festzelt anlässlich der Kirchweih. Manchmal war es ein wirres Sprechdurcheinander. Es war eine Belustigung ohnegleichen, gekonnt moderiert von Sandro Rother. Und wer schlug am besten zu? Natürlich eine Frau. Silvia Schwarz war es. Mit verbundenen Augen, nachdem sie zusätzlich noch ein paar Mal um die eigene Achse gedreht worden war, traf sie beim dritten Schlag den Blumentopf. Alles jubelte. Im Losverfahren ermittelt durfte auch Noah Brüger neben vielen anderen, die daneben schlugen, den Dreschflegel in die Hand nehmen. Auch er traf das Ziel. Die beiden Sieger erhielten je einen von Andreas Böhm aus einem Baumstamm geschnitzten Hahn. Die Neundorfer Blaskapelle untermalte unterdessen das Spektakel.

Ein weiterer Höhepunkt war die Kirchweihpredigt. Ausgerüstet mit Schubkarre, Sicherheitsweste, Helm und Stirnlampe, betrat "Steineklopferin" Claudia Helmprobst am Sonntagabend die Bühne im Neundorfer Festzelt. Gespannt erwarteten die Einheimischen, was der Vorsitzenden des Radlervereins Concordia in diesem Jahr zum Geschehen in Dorf und Gemeinde so eingefallen war. Sie sei gerade vom Steinbruch gekommen und habe Steine mitgenommen, berichtete Helmprobst: "Der neu Brunna in Weidich hot mich inspiriert, drüm bin ich mol do nauf marschiert, wu Staaner doch jetzt so teuer sinn, wollt ich mol guck, ob ich a wos fin'", lästerte die Neundorferin. "Steinreich", dieses Wort habe nun für Weitramsdorf wohl eine ganz neue Bedeutung, fuhr Helm probst fort: 40 000 Euro, so habe sie es in der Zeitung gelesen, habe allein die Brunnenanlage gekostet.

Ob die 100 000 Euro, die für das Forstgarten-Projekt kolportiert würden, Weidach tatsächlich attraktiver machen werden, bezweifelte die Neundorferin sowieso. Nur wegen des neuen Forstgartens werde sich kein Weidacher künftig mehr im Dorf aufhalten. Höchstens die Jungen - und dann werde es wie in Weitramsdorf kommen, prophezeite Helmprobst: Weil die jeden Müll hineinschmissen und der Brunnen verdrecke, werde dann "a riesicha Kuppel aus Messing draufgsteckt".

Tonnenschwerer Stein

Nach Ansicht der Predigerin wäre das Geld in die Vereine besser investiert gewesen: "Die Vereine sins doch, wu des Dorflehm gstalten, des sin die, wu die Leut bei der Stanga halten, die sorchn doch derfür, des in dena Dörfer wos get, ober des begreifn die do ohm ja net!" Ein tonnenschwerer Stein habe da keinen Einfluss, von dem profitiere nur einer, Bürgermeister Wolfgang Bauersachs. So souverän, wie er den Stein festhalte, könnte jeder denken, er habe ihn ganz allein aufgestellt. "Falls denn sei Amtszeit 2020 end, do hot der sich jetzt auf jeden Fall scho mol sei Denkmal gsetzt", lästerte Helmprobst weiter.

Der Bürgermeister konnte darüber nicht lachen, er war nicht anwesend. Bauersachs sei in den Urlaub gefahr'n, "üm sich des Elend zu erspar'n", wie die Neundorferin meinte. Nur letztes Jahr habe er einmal seinen ganzen Mut zusammengenommen, um sich erstmals ihre "Kirwaspredicht" anzuhören. Doch dann sei der Rathauschef am Montag durchs Zelt marschiert und habe sich gewundert, dass nichts passiert. Helmprobsts Rat: "Hätt der sei Gemaablättla gscheit gelesen, dann wär der am richtichen Toch do gewesen!" Sie fügte hinzu: "Als Bürchermaster sollert der doch eichentlich wiss, wo und wann was in seina Gemaa los is."

Helmprobst konnte einiges aus dem Dorfgeschehen wiedergeben: Etwa vom angeblich herumstolzierenden Hahnenschlag-Gockel, der Neundorf ein Wunder hätte bescheren und zum Wallfahrtsort hätte machen können (weil die "Göger" 2017 Holzattrappen waren).

Vor zwei Wochen habe sie noch gebangt, ob das Material überhaupt für eine Kirchweihpredigt reichen werde, bekannte Helmprobst. Das müsse sich nächstes Jahr zum 50. Kirwa-Jubiläum ändern. Ihr Appell: "Also ihr Leut, seid halt net so schinant, und macht eura Schandtaten im Dorf bekannt!"