Joseph Felix Silbermann war neun Jahre Lichtenfelser Bürgermeister, vor allem aber prägende Gestalt im Wirtschaftsleben.
Eine kleine, in den späten 1960er Jahren entstandene Straße im Osten der Stadt Lichtenfels, die parallel zur Kronacher Straße verläuft, ist nach dem Bürgermeister Joseph Felix Silbermann benannt. Der Namensgeber war nicht nur neun Jahre lang Stadtoberhaupt, sondern zu seiner Zeit auch die beherrschende Gestalt im örtlichen Wirtschaftsleben.
Joseph Felix Silbermann stammte aus Kronach. Dort war er Ende April 1771 als achtes von 14 Kindern eines katholischen Kaufmanns zur Welt gekommen. Nachdem er in Bamberg das Gymnasium besucht und ab 1789 in Erlangen studiert hatte, heiratete er 1791 - recht jung auch für die damalige Zeit - eine Lichtenfelserin. Seine Frau, Margaretha Löffler (1773-1847), war die Tochter des im Vorjahr verstorbenen Bürgermeisters und Spitalpflegers Joseph Löffler.
Sieben Söhne und eine Tochter
Silbermann, der schon von Haus aus wohlhabend war, heiratete damit in eine der reichsten und angesehensten Lichtenfelser Familien ein. Aus der Ehe gingen sieben Söhne und eine Tochter hervor. Silbermann wohnte mit seiner Familie zunächst an einem weniger herausgehobenen Platz, im Eckhaus Laurenzistraße/Kirchgasse. Nach dem Tod seiner Schwiegermutter im Jahr 1818 bezog er ihr Haus am oberen Marktplatz, vis-á-vis der Stadtpfarrkirche, direkt neben dem Pfarrhaus (heute RV-Bank). Bereits 1801 Mitglied des Lichtenfelser Stadtrats, errang Silbermann um 1810 eine beachtliche Anzahl von Ämtern. Überdies ging er, der anfangs als Kaufmann erscheint, mehreren Erwerbszweigen nach. Er war, wie es 1812 heißt, Schützenmeister, "Hauptmann der Bürgermiliz, kön[iglicher] Salzfactor, Besitzer sehr vieler Walddistricte, einer Potagen- und Porzellanfabrik, Groß- und Kleinhändler in Tuch-, Galanterie- und Spezereywaaren, Spediteur, Kommissionär, Holzhändler en gros etc."
Als Hauptmann der Bürgermiliz stand Silbermann den beiden Lichtenfelser Kompanien der Landwehr vor. Formal war die 1808 geschaffene Landwehr für die Erhaltung der Sicherheit in ihrem Bezirk verantwortlich, tatsächlich trat sie aber nur bei festlichen Anlässen in Erscheinung, wie 1809, als Kronprinz Ludwig Lichtenfels besuchte. Jeder Kompanie gehörten 60 bis 70 Bürger der Stadt an, "die sich", so der Landrichter im Jahr 1813, "im Frühejahre und im Sommer alle Sonntäge in Waffen üben".
Als Salzfaktor war Silbermann für die Versorgung von Stadt und Landgericht Lichtenfels mit Salz verantwortlich. Der Handel war in staatlicher Hand; Silbermann agierte hier zwar auf eigene Rechnung, aber unter behördlicher Aufsicht: Er unterstand dem Salzamt Bamberg. Das Salzmagazin wurde 1805 im Erdgeschoss des Rathauses eingerichtet. Eine Pottaschenfabrik betrieb Silbermann in Lichtenfels; hier wurde Kaliumkarbonat produziert, ein Grundstoff für die Seifenherstellung. Eine Porzellanfabrik gründete Silbermann 1803 in Hausen am Fuß des Banzbergs.
Mit Johann Georg Daniel Kleinauf (1758-1824) hatte sie einen Direktor, der als Porzellandreher in verschiedenen Manufakturen sowie als Porzellanhändler in Luzern und Zürich Erfahrungen gesammelt hatte. In der Fabrik arbeiteten 1810 nur 27 Personen, 1820 dann 40, 1824 schon 80. Als Silbermann 1827 starb, waren es über 100. Hergestellt wurden vornehmlich Pfeifenköpfe und Services. Das wichtigste Absatzgebiet stellten bis 1806 "die türkischen Lande" dar. Als kriegsbedingt die Ware nicht mehr dorthin verkauft werden konnte, fand der umtriebige Fabrikant rasch andere Märkte, namentlich Norddeutschland, das Rheinland und die Schweiz.
1827 konstatierte der aus Weismain stammende Regensburger Regierungsdirektor Ignaz Rudhart (1790-1838): "Die Fabrik des Hrn. Bürgermeisters Silbermann zu Hausen bey Lichtenfels, sendet ihre niedlichen Tassen u. dgl. und besonders Pfeifenköpfe in alle Gegenden Europas, häufig nach Amerika." Neben der Massenware liefere - so Rudhart - gerade Silbermanns Fabrik "Proben eleganter Erzeugnisse von Kunstwerth".