Das Ersparte wird jetzt investiert

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Stegaurachs größtes Bauvorhaben der vergangenen Jahre, die neue Bücherei, ist fast fertig. In wenigen Wochen soll der Umzug beginnen. Im Haushalt für das laufende Jahr schlägt das Projekt noch einmal mit 800 000 Euro zu Buche.
Stegaurachs größtes Bauvorhaben der vergangenen Jahre, die neue Bücherei, ist fast fertig. In wenigen Wochen soll der Umzug beginnen. Im Haushalt für das laufende Jahr schlägt das Projekt noch einmal mit 800 000 Euro zu Buche.

Haushalt  Stegaurach will in diesem Jahr viel Geld in wichtige Projekte wie Kindergarten, Kinderhaus und Bücherei stecken. Vor allem die soziale Infrastruktur soll so gestärkt werden.

von unserem Redaktionsmitglied Hans Kurz

Stegaurach — Viel Geld hat Stegaurach in den vergangenen Jahren auf die hohe Kante gelegt. Fast neun Millionen Euro sind zum Jahresbeginn 2015 zusammengekommen. Nicht ganz einig war - und ist - man sich im Gemeinderat über die Bewertung dieses Vermögens: Ist es nun Ergebnis einer soliden und sinnvollen Sparpolitik oder wird nur das Geld der Bürger gehortet, ohne dass diese etwas davon haben? Selbst Kämmerer Uwe Ruß hatte in der Vergangenheit mehr fach vor einem drohenden Investitionsstau gewarnt.

Vermögen halbiert sich

Mit den veränderten Mehrheitsverhältnissen nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr werden nun auch im Haushalt 2015 andere Prioritäten gesetzt. Im Ergebnis werden sich die liquiden Mittel der Gemeinde bis zum Jahresende in etwa halbieren: von 8 849 764 Euro auf 4 384 333 Euro. Vorausgesetzt, alle geplanten Investitionen werden auch umgesetzt. 5,6 Millionen Euro plant die Gemeinde in diesem Jahr zu investieren, gut zwei Millionen mehr, als im vergangenen Jahr.
Den Ausgaben stehen stabil gute Einnahmen gegenüber. Zwar wird Stegaurach mit 1,45 Millionen etwa 60 000 Euro weniger an Schlüsselzuweisungen erhalten als im Vorjahr, dafür steigt der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer - der wichtigsten Einnahmequelle um gut 260 000 auf über 3,7 Millionen Euro. Der Zuwachs bei der Einkommenssteuer wird aber in voller Höhe von der Kreisumlage aufgezehrt, die für Stegaurach um 270 000 auf fast 2,5 Millionen Euro steigen wird. Die - schwer kalkulierbaren - Einnahmen aus der Gewerbesteuer sollen mit gut 1,1 Millionen Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen.
Stegaurach ist gut aufgestellt, der Haushalt solide und es wird viel eingeleitet im investiven Bereich und beim Unterhalt. So die Zusammenfassung des Zahlenwerks durch Kämmerer Uwe Ruß. Es sei erfreulich, mit so einem Anfangsstand starten zu können, meinte Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL). In der Euphorie, etwas machen zu wollen, habe man einiges angestoßen: "Rathaus, Kinderhaus, Spielplätze, Skaterbahn", nannte er als Beispiele.
Größter Einzelposten bei den Investitionen ist der Komplettumbau des Kindergartens St. Marien für den die Gemeinde 1,275 Millionen Euro an Zuschuss für die Kirche zu zahlen hat. Auch die neue Bücherei schlägt noch einmal zu Buche. Auf 1,5 Millionen Euro waren die Gesamtkosten angesetzt. Eine Million sei im vergangenen Jahr bereits bezahlt worden. Nun stünden weitere 800 000 im Haushalt. Er sei aber optimistisch, dass diese nicht ganz gebraucht würden und die Kosten im ursprünglich geplanten Rahmen blieben, so der Bürgermeister. Für ein Kinderhaus, das jüngst vom Gemeinderat beschlossen wurde, steht der Löwenanteil der 900 000 Euro bereit, die für "Spielplätze, Kindergärten, Skaterbahn und Ähnliches" im Haushalt aufgeführt sind.

Planungsreserve

Eine weitere halbe Million ist für den Ausbau des schnellen Internets vorgesehen. Wobei die Gemeinde günstiger fährt als geplant, da die Telekom momentan auf eigene Rechnung ein Grundgerüst von Glasfaserkabeln von Hartlanden bis Waizendorf verlegt. Nach Jahren endlich in trockenen Tüchern scheint die Planung und der Ausbau der Straße zwischen Mühlendorf und Kreuzschuh zu sein. 470 000 Euro sind dafür eingeplant.
"Mit dem Haushalt geben wir den Bürgern ein Zeichen, dass wir etwas für die Gemeinde machen", fasste Wagner zusammen. Es sind mehr Mittel in den Haushalt eingestellt, als von den Fraktionen beantragt wurde. "Es ist wichtig, dass wir die Mittel im Haushalt haben, damit wir loslegen können, wenn etwas beschlossen wird", meinte Wagner. Kämmerer Ruß verwies darauf, dass er so auch in der haushaltslosen Zeit handlungsfähig bleibe. Außer Investitionen, die völlig neu auf den Tisch kämen, könne dann alles auch durchgeführt werden.
Getragen wird der Haushalt vom gesamten Gemeinderat, der das Zahlenwerk einstimmig billigte. Zur Vorsicht mahnte allerdings Lothar Jendrysik (CSU). "Die einen sammeln zwölf Jahre lang, die anderen geben es in zwei Jahren aus. Das kann nicht sein", meinte er angesichts dessen, dass die liquiden Mittel von in diesem Jahr auf vier Millionen und nach der weiteren Finanzplan 2016 nahezu auf null sinken könnten. Investitionen seien gut, aber man müsse ganz genau darauf schauen, ob sie nötig seien oder nicht.

Suche nach dem Mittelweg

"Es ist halt auch nichts gemacht worden in den letzten Jahren", entgegnete Bernd Fricke (Grüne). Angesichts des demografischen Wandels gelte es, die Weichen für die Zukunft zu stellen und die Attraktivität der Gemeinde zu steigern. Deshalb investiere man auch viel in den Bereich Kinder und Familien. Schulden machen wolle jedoch niemand.
"Wir wissen, dass wir das nicht jedes Jahr machen können", stellte Bürgermeister Wagner fest "Aber wir müssen jetzt eben manche Dinge anpacken. Kämmerer Ruß führte an, er habe in der Vergangenheit vor einem Investitionsstau gewarnt. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir auf einem goldenen Mittelweg bleiben."