Wenn der Fasching in die finale Phase eintritt, geht es in vielen Kommunen im Kreis Haßberge hoch her. Das ist eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte, aber die Erfahrung zeigt: Auch bei "abstrakter Terrorgefahr" lässt es sich gut feiern.
Andreas Lösch
Fasching ist Gaudi, Fasching ist Arbeit: Während die Narren durch die Straßen ziehen, sorgen andere dafür, dass drumherum alles geordnet abläuft und im Notfall schnell Hilfe kommt. Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz begleiteten im Kreis Haßberge vor allem die großen Faschingsumzüge in Ebern, Zeil, Eltmann, Oberaurach, Sand unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen.
Wie der Haßfurter Polizeichef Norbert Mohr erklärt, ist dies notwendig, weil in Hinblick auf die "abstrakte Terrorgefahr" in Deutschland bei größeren Veranstaltungen mit großen Menschenansammlungen vorgesorgt werden muss. Am Beispiel Sand, wo etwa 20 000 Besucher das aufwendige Umzugsspektakel verfolgten, erklärt Mohr, was darunter zu verstehen ist: Nach den Ereignissen von Nizza und Berlin, wo Terroristen Lastwagen in die Menge gesteuert und zahlreiche Menschen getötet haben, wurden die Sicherheitskonzepte für solche Veranstaltungen überarbeitet.
Schutz der Besucher
In Zusammenarbeit mit den Kommunen wird dann ausgearbeitet, was man zum Schutz der Besucher machen kann. In Sand etwa waren die Zugänge zum Festgelände und den betroffenen Straßen blockiert, am Altmain vor dem Festzelt standen Betonblöcke versetzt zueinander, um größere Fahrzeuge abzuhalten oder zumindest zu bremsen. Rettungsfahrzeuge der BRK-Sanitäter jedoch konnten die Stelle passieren. Das ist nämlich die Krux bei der Sache, dass sich Einsatzkräfte durch Straßenblockaden auch selbst den Weg verbauen könnten.
Genauso wenig sollen die Absperrungen oder übertriebene polizeiliche Präsenz die Festzugbesucher verunsichern oder verärgern, wie Mohr erläutert. Dabei habe die Polizei Haßfurt aus den Rückmeldungen erfahren, dass die "Sperren und die Polizeipräsenz als verhältnißmäßig" wahrgenommen wurden, sagt der Polizeichef.
Bei den verschiedenen Veranstaltungen müssen zudem örtliche Begebenheiten mit einbezogen werden, so dass je nach Veranstaltung und Ort verschiedene Sicherheitsmaßnahmen mit den Kommunen erarbeitet werden. Unterstützend tätig ist dabei die Feuerwehr, wie Kreisbrandrat Ralf Dressel erklärt. Sprich: Wenn die Polizei etwa bei der Verkehrsregelung Unterstützung benötigt, wird das gemeinsam mit der Kommune und der örtlichen Feuerwehr vereinbart und organisiert, die Polizei fragt dann gezielt dort an. Deswegen habe es, so Dressel, von Seiten des Kreisfeuerwehrverbandes auch keine übergeordneten Anweisungen gegeben.
Schnelle Hilfe
Bei den Veranstaltungen ständig vor Ort sind die Einsatzkräfte der Rettungswachen etwa des Roten Kreuzes, so dass bei Notfällen sofort Hilfe geleistet werden kann. Dabei handelt es sich meistens um kleinere Verletzungen wie Schürf- oder Platzwunden, oder es müssen Besucher versorgt werden, weil sie zu viel Alkohol getrunken haben.
Beim Sander Faschingsumzug am Sonntag erklärte vor Ort der Einsatzleiter, Polizeihauptkommissar Stefan Scherrer, dass sich das mit dem Veranstalter erarbeitete Sicherheitskonzept gut habe umsetzen lassen. Man habe in Hinblick auf wiederkehrende Veranstaltungen wie etwa auch das Altmain-Weinfest Erfahrungen gesammelt und passe die Maßnahmen wenn nötig situationsbedingt an. Man zeige Präsenz, wolle aber auch nicht den Menschen den Spaß verderben durch übertriebene Kontrollen oder Zurechtweisungen. In erster Linie setze man auf Kommunikation, auch wenn man sich gerade als Polizist an Fasching mehrmals am Tag den Spruch "Super Kostüm, wirkt sehr authentisch" anhören dürfe, klappt das ganz gut: Die meisten Menschen setzten auf ein friedliches Miteinander, und als "humorbefreit" braucht sich die Polizei auch nicht zu betrachten, solange die Besucher nicht aggressiv werden. Was natürlich auch vorkommt, wenn sich 20 000 Menschen versammeln.