Brauerei vor den Toren der Bierstadt

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Die Kulmbacher "Schweizerhofbräu" um 1910 auf einer colorierten Postkarte
Die Kulmbacher "Schweizerhofbräu" um 1910 auf einer colorierten Postkarte

Die Gaststätte "Schweizerhof" in Ziegelhütten existiert seit über 150 Jahren. Gegründet wurde sie von Hans und Gustav Rehm.

Seit 150 Jahren gibt es nun schon den "Schweizerhof" in Ziegelhütten. Den Grundstein für den bis heute andauernden Erfolg legten der Büttner und Brauer Gustav Rehm und sein Stiefsohn, der Bauer und Bierbrauer Hans Rehm, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Es war nicht einfach für Johann Michael Rehm, sich mit seiner kleinen Brauerei gegen die übermächtige Konkurrenz aus der nahen Bierstadt Kulmbach zu behaupten. Und als er 1894 verstarb, musste seine Witwe Katharina allein mit Bierwirtschaft, Metzgerei und Brauerei zu Rande kommen.


Den Kopf voller Ideen

Sein jüngerer Bruder Gustav dagegen hatte bei seinem Dienst als Sanitäter in der Schweiz die Welt kennengelernt - und als er in sein Heimatdorf Ziegelhütten zurückkehrte, hatte er den Kopf voller Ideen.
1895 heiratete er seine Schwägerin, also die Witwe seines Bruders Johann Michael, und war gezwungen, eine neue Ausschankkonzession zu beantragen, um den Wirtsbetrieb weiterführen zu können. Dann bekamen Brauerei und Bierwirtschaft den neuen Namen "Schweizerhof".
Schließlich schritt er zur Tat. Zunächst musste der marode Wirtshausbetrieb auf Vordermann gebracht werden. Ziegelhütten wird urkundlich erstmals 1496 erwähnt, als Platz einer Ziegelei. Es ist nicht bekannt, ob früher mehrere solcher Betriebe existierten, aber die letzte noch im Betrieb befindliche Handziegelei gehörte der Familie Rehm. Sie befand sich auf der Rückseite des Gebäudekomplexes an der Stelle des heutigen unbefestigten Parkplatzes. Im Mai 1901 fiel sie der Spitzhacke zum Opfer.
Rehm hatte nun die Gelegenheit, eine größere Kellerhalle zu errichten, in der sein "nach alter Brauart gesottenes Lager- und Schankbier sowie auch lichtes Kulmbacher Exportbier" zum Ausschank gelangten.
Der Erweiterungsbau bekam ferner ein "Weinstübchen". Für Gesellschaften stand ein Tanzsaal mit Piano zur Verfügung. Es entstanden eine Kegelbahn und ein Schießstand.
Eine Augenweide war der neu geschaffene Wirtsgarten mit von Büschen und Sträuchern getrennten gemütlichen Sitzgelegenheiten.
Fortan galt Rehms Bestreben, den "Schweizerhof" mit einer Reihe von Aktivitäten als Ausflugslokal ins Bewusstsein zu rufen. Er veranstaltete Bockbierfeste und lud in seine "originelle Kellerhalle" und in seinen Wintergarten mit Springbrunnen und "blühenden Pflanzen" ein.


Expansion nach Metzdorf

Nicht weit vom "Schweizerhof" entfernt befindet sich heute ein weiterer beliebter Gastronomiebetrieb: das "Gründla". Der Stammvater dieser Wirtschaft war Gustav Rehm, der Besitzer der "Schweizerhofbräu". Ehrgeizig wie er war, musste er darauf bedacht sein, den Ausstoß seiner Brauerei zu stabilisieren. Das war nicht leicht gegen den übermächtigen Rivalen aus Kulmbach.
Aber unten in Metzdorf gab es noch keinen Bierausschank. Das Anwesen Nummer 8 gehörte der Witwe Sophie Rupp. Am 21. Juli 1906 wurde der Mietervertrag abgeschlossen. Die Hausbesitzerin stellte die Parterre-Räume zur Verfügung.


Schankrecht erstritten

Nach Umbau bestand die Mietfläche aus Wirtszimmer, Nebenzimmer, Hausflur, Küche, Keller und Garten. Die Jahresmiete betrug 200 Mark. Aber da gab es ja noch Hans Rupp und seinen Bruder Max, dazu noch Schwiegervater Fritz Bergmann.
Auch die wollten an dem neuen Geschäftszweig partizipieren. So wurde in einer Mietvertragsergänzung festgelegt, dass die Genannten als Stellvertreter Gustav Rehms die zu eröffnende Wirtschaft führen dürfen. Weitaus schwieriger war es, das Schankrecht für das geplante Projekt zu erhalten. Erst mit dem Gang durch mehrere Instanzen konnte es erstritten werden. Die Genehmigung für die "Rehms Wiesenthal-Schenke Metzdorf" wurde schließlich am 7. Januar 1907 erteilt. Gustav Rehm war stolz auf seine neue Errungenschaft. Er gab sogar eine Ansichtskarte in Auftrag.
Mit Wirkung vom 28. März 1923 übernahm Max Rupp den Wirtsbetrieb. Das "Gründla" gibt es heute noch.
In Ziegelhütten übernahm Hans Rehm von seinem Stiefvater Gustav das Anwesen am 10. Oktober 1910. Im Jahre 1937 heiratete Georg Lobinger ein.