Bauern stellen sich der Kritik

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Die Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen werden immer größer. Foto: Maximilian Glas/Archiv
Die Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen werden immer größer.  Foto: Maximilian Glas/Archiv

Kaum eine Berufsgruppe steht so oft im Fokus der Öffentlichkeit wie die Landwirte. Werner Nützel vom Bayerischen Bauernverband kann mit Kritik grundsätzlich leben. Er bittet aber um Fairness und Augenmaß.

Mittags weht ein übler Geruch über die Flur. Schnell die Fenster schließen - ein Landwirt hat wohl Gülle ausgebracht. Immer, wenn es nicht regnet und auch kein Regen angekündigt ist, ärgern sich viele über die Landwirte.
Andererseits versuchen die Landwirte, mit vielen Aktionen auf die nicht einfache Situation der Landwirte aufmerksam zu machen. Damit wollen sie das Image ihres Berufsstandes verbessern. Ihren Kritikern raten die Landwirte, eine Woche auf dem Bauernhof lang mitzuarbeiten. "Der Beruf des Landwirts kann sehr viel Spaß machen. Er ist allerdings sehr anstrengend", erklärt Werner Nützel. Er ist Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Forchheim.
Um einige herrschende Vorurteile abzubauen, nahm sich Nützel die Zeit und beantwortet drei Fragen von Gräfenberger Realschülern und einem Naturschützer.

1.Wie viele Landwirte gibt es im Kreis Forchheim?
"Es gibt noch 1549 Haupt- und Nebenerwerbslandwirte im Kreis Forchheim", sagt Nützel. Allerdings werden ihm zufolge über 80 Prozent der Bauernhöfe im Nebenerwerb bewirtschaftet. Die körperliche Arbeit habe im Vergleich zu früher in den meisten Fällen abgenommen, der Zeitdruck, dem die Landwirte ausgesetzt sind, mindestens im gleichen Maße zugenommen.

2.Lohnt sich der Berufs des Landwirts noch?
Das wollten Schüler der Gräfgenberger Realschule wissen. Werner Nützel hat dazu eine klare Antwort: "Das kommt ganz darauf an. Grundsätzlich erfordert der Beruf des Landwirts eine sehr hohe Leistungsbereitschaft, eine möglichst gute Berufsausbildung mit Gehilfenprüfung und sehr oft anschließender Meisterprüfung."
Der Landwirt sei ein selbstständiger Unternehmer, er muss für alles gerade stehen, ob es ihm gefällt, oder nicht. Jeder Verbraucher, das ist die tiefe Überzeugung Nützels, ob jung oder alt, sollte den Landwirten einmal Danke sagen. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass die Supermärkte mit Lebensmitteln bester Qualität zu einem günstigen Preis gefüllt sind.

3.Warum beseitigen Landwirte Hecken?
Der Landwirt nennt sich Landschaftspfleger. Warum werden aber immer mehr Hecken beseitigt, die jedoch wichtig für die Bodenerosion sind? Das wollte ein Naturschützer wissen. Sollte der Landwirt nicht eher dahinter sein, diese Hecken zu erhalten und zu pflegen? Oder die streng geschützten Biotopbäume?", möchte der Naturschützer weiter wissen. Oft werde zudem beobachtet, dass die Landwirte die Feldraine und Bankette wegackern, so dass damit eigentlich die Straßenbefestigungen fehlen. Doch diese Bankette oder Raine sind jene 80 Zentimeter, die eigentlich der Gemeinde gehören.
Davon abgesehen, dass die Landwirte damit fremden Grund nehmen, breche der Straßenrand weg, wenn sie dort mit ihren schweren Geräten fahren. Unterhaltspflichtig wäre dann die Gemeinde oder der Jagdzins, der für diese Ausbesserungen verwendet wird. Letztendlich sei es doch Steuergeld. Dazu komme: Im Rahmen der Flurerneuerung wurden Biotopflächen ausgewiesen. Diese würden sich Landwirte immer mehr aneignen.
Ungeachtet davon wurde der Streifen umgeackert und Mais oder Getreide angepflanzt. So weit die Beobachtung der Naturschützer. Wie steht der Bauernverband dazu und was kann der Bürger, der das beobachtet, tun?
Der Bauernverband betrachtet diese Fragen als unter der Gürtellinie befindlich. Zum einen seien sie stark von Vorurteilen geprägt, mit denen sich die Landwirte tagtäglich auseinandersetzen müssen, andererseits seien sie nur in eine Richtung gestellt. Der Bauernverband könne nicht einfach schriftlich oder am Telefon darauf antworten. Die Antworten seien zu umfangreich und fordern ein breites Hintergrundwissen. Bei Problemen solle man sich an den Bauernverband oder das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wenden.
Vor allem aber möchte Nützel, dass Ross und Reiter benannt werden und auch bei Einzelfällen nicht eine negative pauschale Kritik geübt werde. Damit spielt er auf die Beobachtung der Feldraine an. Über die genannten Fragen würde man gerne bei einem persönlichen Gespräch in der Geschäftsstelle diskutieren. Das gelte auch für Fragen, warum immer mehr Monokulturen wie der Maisanbau zu sehen seien.