Am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Hammelburg wurden im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages für die Klassen der Grundschulstufe zwei externe Vorleserinnen mit viel Erfahrung in diesem Bereich eingeladen. In den Eingangsklassen der Förderschulen mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und sozial-emotionale Entwicklung spielt das regelmäßige Vorlesen eine große Rolle. Die Kinder, die hier lernen, bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit und benötigen besondere Unterstützung, um Zugang zur Welt der Worte und Geschichten zu finden. Das Vorlesen ist dabei ein zentrales pädagogisches Werkzeug.
Die beiden Vorleserinnen Ursula Müller-Ahammer und Britta Grimm zogen die Kinder mit ihren Geschichten mühelos in den Bann. Während Britta Grimm ihre Geschichte „Das kleine Ich bin ich“ mit einem Kamishibai-Erzähltheater visualisierte, nahm Ursula Müller-Ahammer ihr Publikum mit in die Welt der Ermittlungen von Kommissar Kugelblitz.
Besonders wirksam ist das Vorlesen , wenn es durch Bilder, realistische Gegenstände oder digitale Medien ergänzt wird. Diese unterstützen das Verständnis und ermöglichen es auch Kindern mit geringer Lesemotivation, aktiv am Geschehen teilzunehmen.
Studien belegen seit Jahren, dass Vorlesen den Spracherwerb , das Hörverständnis und die Fähigkeit zur Konzentration fördert. Gerade in Förderschulen zeigt sich dieser Effekt besonders deutlich: Kinder, die Schwierigkeiten im Lesenlernen haben, profitieren davon, Geschichten zunächst auditiv erfahren zu dürfen. Sie können dem Inhalt folgen, ohne von der Hürde des eigenständigen Lesens ausgebremst zu werden.
Fachkräfte betonen, dass das Ziel nicht nur das spätere eigenständige Lesen ist, sondern vor allem die Entwicklung einer positiven Haltung zu Sprache und Literatur. Auch wird zu Hause immer seltener vorgelesen. Um so bedeutsamer ist die regelmäßige Vorlesephase in der Schule. So bleibt das Vorlesen an Förderschulen weit mehr als eine pädagogische Tradition: Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil individueller Förderung und ein Türöffner zu einer Welt voller Fantasie, Wissen und neuer Chancen.
Joachim Wehner,
Saaletal-Schule,