Warum es in Coburg nicht einfach ist, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein - ob zur Schule, zum Einkaufen oder zur Arbeit. Familie Dorant-Köhn verzichtet dennoch fast immer aufs Auto. Ein Statement.
Der Mann auf dem Fahrrad: Michael Dorant, so kennt man ihn in Coburg. Ihn und seine ganze Familie. Seit Jahrzehnten verzichtet die Familie aufs Autofahren. Es gibt Ausnahmen von der Regel. Zum Beispiel, wenn die Wasserkästen ins Büro der Grünen geliefert werden müssen... aber auch da wird längst darüber nachgedacht, einen Lieferservice zu nutzen.
Das Familienleben und der damit verbundene Alltag lässt sich in Coburg sehr gut auf zwei Rädern bewältigen - wenn auch nicht ohne eine "gewisse Gefahr".
Und da kommen wir auch gleich zum Punkt, der vor allem Angela Köhn am Herzen liegt: "Wir Fahrradfahrer müssen ständig für alle anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken. Deren Ignoranz ärgert mich und ist zuweilen auch wirklich gefährlich." Tochter Marie musste das schon mehrmals am eigenen Leib erfahren. Erst im letzten Jahr übersah sie ein Autofahrer an der Callenberger Unterführung. Sie stürzte vom Rad und prallte mit dem Kopf gegen die Radkappe.
Vom Bus an den Rand gedrückt
"Mich hat schon mal ein Busfahrer vom Fahrradweg gekickt und hat es nicht einmal bemerkt", erzählt Jule. Sie schrieb sich die Nummer auf, Anzeige erstattete sie nicht. Aber auf eine Entschuldigung warte sie heute noch. "Es ist, als ob man nicht dazugehört", bedauert Mutter Angela. Sie suche immer wieder das Gespräch mit der SÜC, um die Busfahrer zu sensibilisieren. Doch auch sie mache immer wieder die Erfahrung, dass Radfahrer - neben den Fußgängern - das schwächste Glied in der Kette seien. Beispiel: Kleine Mauer, die Gasse zum Theaterplatz. Fahrradfahrer dürfen sie befahren, würden jedoch von den Busfahrern kaum wahrgenommen. "Wie oft musste ich absteigen, weil man mich gegen die Hauswand gedrückt hat. Ich habe auch schon gegen den Bus geklopft - keine Reaktion", sagt Angela Köhn.
Mehr als ein Bekenntnis
Dennoch: Den Spaß am Fahrradfahren lassen sich die vier nicht nehmen. Fahrradfahren ist für die engagierten Grünen - Michael Dorant wurde neu in den Stadtrat gewählt - mehr als ein Bekenntnis zum Klimaschutz. Es macht ihnen Spaß. Bewegung, frische Luft, das Gefühl der Unabhängigkeit - all das ist Fahrradfahren für sie.
"Ich bin immer gern Fahrrad gefahren", erzählt Angela Köhn. Schon von Kindheit an. Als sie Michael kennenlernte, war er noch Motorradfahrer. Aber die Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile stehen fünf gut ausgestattete Sommer- und Winterräder vor der Haustür.
Schneller als mit dem Auto
Dass sich der Alltag in Coburg mit dem Fahrrad gut organisieren und bewältigen lässt, beweist die Familie allemal: Zum Einkaufen nutzt Michael Dorant sein Fahrradkörbchen, Angela Köhn packt ihren Rucksack voll. Mit dem Auto zur Schule? Dafür haben die Eltern von Marie und Jule kein Verständnis. Hatten sie auch noch nie. Deshalb radelten die Mädchen auch immer - bei Wind und Wetter - mit dem Fahrrad zur Schule. "Sechs Minuten haben wir gebraucht und waren so sogar schneller als mit dem Auto im morgendlichen Berufsverkehr!" Jule sagt das mit einem Schmunzeln im Gesicht.